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Graupaer Kirchgemeinde atmet auf

Der schlimmste Fall bei der Sanierung der Kirche trat nicht ein. Auch die fliegenden Bewohner des Gebäudes profitieren von der Erneuerung.

Von Mareike Huisinga
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Das Dach der evangelischen Kirche in Graupa wird derzeit saniert. Dazu wurde um den Kirchturm sowie um die gesamte Kirche in ein Metallgerüst aufgestellt.
Das Dach der evangelischen Kirche in Graupa wird derzeit saniert. Dazu wurde um den Kirchturm sowie um die gesamte Kirche in ein Metallgerüst aufgestellt. © Daniel Schäfer

Große Erleichterung herrscht in der Graupaer Kirchgemeinde. Der Kirchturm muss nicht abgetragen werden. Dieses Szenario drohte durchaus. Schuld ist der marode achteckige Ringanker, der kurz über dem Kirchturm im Turmmauerwerk verbaut ist.

Dieser Ringanker ist stark verrostet und muss erneuert werden. "Allerdings wussten die Fachleute nicht, wie dieser Ringanker in dem Kirchturm verbaut ist", sagt Graupas Pfarrer Burkhard Nitzsche. Das konnte erst festgestellt werden, als das Turmgerüst bis zu dieser Höhe hochgezogen wurde. Der schlimmste Fall: Wäre der Ringanker so mit dem Grundmauerwerk verbunden ist, dass beim Ausbau der Turm statisch nicht mehr stabil ist, hätte das eine Abtragung des Kirchturms bis auf die Höhe der Kirchturmuhr bedeutet. Nach Einbau des neuen Ringankers wäre der Kirchturm dann wieder neu aufgebaut worden. In diesem Fall wären die Kosten vermutlich explodiert. Doch jetzt geben die Statiker Entwarnung. Der Turm kann stehen bleiben und der kritische Ringanker segmentweise entfernt und durch einen neuen Ringanker aus Edelstahl ersetzt werden. "Die Erleichterung ist sehr groß", betont Nitzsche. Die genauen Kosten für diese Arbeiten einer Spezialfirma werden derzeit ermittelt. Nachdem das Gerüst dann auf die volle Höhe des Kirchturmes errichtet wurde, konnte auch die historische Wetterfahne abgenommen werden, um sie in einer Metallwerkstatt sanieren zu lassen.

Extra-Gaube für Fledermäuse

Überhaupt lägen die Sanierungsarbeiten der Graupaer Kirche gut im Zeitplan, so der Pfarrer. Die Dachsanierung ist größtenteils erledigt. Zunächst wurden etwa drei Viertel des Hauptdaches erneuert. Die alten Biberschwanzziegel sind abgetragen worden. Danach haben Fachleute die Dachhaut als Trockendach erneuert. Auch die Sommerbewohner der Kirche profitieren von dieser Maßnahmen. Auf der Nordseite hat die Graupaer Kirche in der Dachhaut eine leicht geschwungene Dachgaube als Einflugöffnung zum Sommerquartier der Fledermäuse erhalten. Die Bewohner heißen konkret Graues Langohr sowie Großes Mausohr, die unter dem Graupaer Kirchendach ihr Quartier haben. "Deshalb mussten wir auch ein Fledermausfachkonzept erstellen lassen und haben eine ökologische Baubegleitung bei der Baumaßnahme", berichtet der Theologe.

Nisthilfe für Sperlinge

Auch an andere Tiere wurde gedacht. Im Dachinnern wurden jetzt Nistkästen für Haussperlinge eingebaut. Zu diesen Nistkästen mussten im Innern Zugänge geschaffen werden, um diese zu reinigen und um generell das Dach zu inspizieren. "Bisher war das eher eine gefährliche Turnübung über Balken und Leitern, wenn beispielsweise der Kronleuchter beim Kirchenputz oder Adventsstern zu Beginn der Adventszeit aufgezogen und nach Lichtmess wieder herabgelassen wurde", berichtet Nitzsche.

Geläut ist verstummt

Derzeit herrscht Bauruhe an dem Gebäude. Sofern es das Wetter zulässt, werden die Arbeiten im Januar mit Dachdeckerarbeiten an den Sakristeidächern bzw. dem Turmdach fortgesetzt. Es folgen dann die statischen Ertüchtigungsarbeiten im Innern des Kirchturms, beziehungsweise des Glockenstuhls, der erneuert werden muss. Diese Arbeiten dauern voraussichtlich bis Sommer 2021. Bis dahin muss die Kirchgemeinde auf das Geläut verzichten; die Glocken wurden bereits im vergangenen Oktober abgenommen.

Die Fachleute Hans-Werner Leymann ( l. ) und Falk Wißmach hängen die Glocken der Graupaer Kirche aus.
Die Fachleute Hans-Werner Leymann ( l. ) und Falk Wißmach hängen die Glocken der Graupaer Kirche aus. © Archivfoto: Steffen Unger

Glocken erhalten neue Klöppel

Die jetzigen drei Glocken stammen aus dem Jahr 1956. Sie bleiben erhalten, bekommen aber jeweils einen neuen Klöppel. "Die Glocken lassen wir aus Respekt vor unseren Vätern und Müttern, die in den 50er-Jahren das Geld dafür gesammelt haben, obwohl es eine wirtschaftlich schwierige Lage war", berichtet Nitzsche.

Spenden sind sehr willkommen

Und auch diesmal wird wieder gesammelt. Insgesamt kostet der neue Glockenstuhl 46.000 Euro. 20.000 Euro wurden bei der Landeskirche beantragt, 15.000 Euro wird aus den Rücklagen der Gemeinde genommen. Folglich fehlen noch 10.000 Euro Spenden. Deshalb wurde ein Flyer gedruckt und verteilt. Außerdem informiert die Kirchgemeinde regelmäßig auf ihrer Internetseite über den aktuellen Spendenstand und das gesamte Vorhaben.

Gottesdienst findet weiterhin statt

Liebevoll schaut Pfarrer Nitzsche auf die Graupaer Kirche. Die geplanten Instandsetzungsmaßnahmen machen viel Mühe. Glücklicherweise muss er nicht alles alleine stemmen. Es wurde eine mehrköpfige Arbeitsgemeinschaft Kirchendach gegründet. "Somit verteilen wir die Arbeit, wie es in einer guten Gemeinde eben auch funktionieren soll", sagt Nitzsche.

Der Gottesdienst ist von den Arbeiten nicht betroffen. Die Feiern finden auch während der Bauphase wie üblich statt.

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