Extrempianisten rollen durchs Elbtal

Es ist ein ehrgeiziges Abenteuer, in das sich Andreas Güstel und Julian Eilenberger gestürzt haben. Die zwei Musiker aus Leipzig und Schwerin machen mit einem selbst gebauten Gefährt namens „Tastdem“ - einer Konstruktion aus Tandem und einem Lastenanhänger mit Klavier - eine musikalische Reise entlang der Elbe.
Gestartet an der Elbquelle in Špindlerův Mlýn (Spindlermühle) im Riesengebirge, wollen sie bis zur Elbmündung in Cuxhaven an der Nordsee radeln. Insgesamt 1.300 Kilometer hat das Duo vor sich, die es in 21 Tagen absolvieren will. Etwa 60 Kilometer wollen Andreas Güstel und Julian Eilenberger jeden Tag zurücklegen. Aktuell sind sie im Oberen Elbtal unterwegs - inklusive Stopp in Bad Schandau und Pirna.
Über 200 Kilogramm Gepäck
Das Duo, das sich "Be-Flügelt" nennt, versteht die Tour als längsten Klaviertransport mit einem Fahrrad. Die Aktion sei schon "etwas verrückt", genauso wie die beiden Männer selbst. Güstel und Eilenberger geht es aber um mehr als einen reinen Klavier-Transport, nämlich um die Klänge, die sie dem Piano während der Fahrt entlocken. Einer tritt in die Pedale, der andere spielt am Klavier: Angetrieben wird das Tastdem nur von Muskelkraft. Und die brauchen sie, denn das Gefährt bringt mit Zelt, Isomatten, Schlafsäcken, Proviant und Technik über 200 Kilogramm auf die Waage.
Seit dem 4. August sind die beiden mit Klavier und Tandemfahrrad unterwegs. Andreas Güstel und Julian Eilenberger leben dabei ausschließlich davon, was ihnen die Zuhörer in den Hut werfen. Auch Pannen müssen sie bewältigen. So mussten sie schon in einem abgelegenen tschechischen Dorf nach einem Kettenriss Hilfe finden und in Bad Schandau einen Platten flicken. Auch in Pirna legten sie diese Woche einen Zwischenstopp ein und spielten in der Fußgängerzone auf der Dohnaischen Straße - sehr zur Freude der Passanten. Gerade in Zeiten von Corona wollen sich die beiden Künstler eine Perspektive schaffen - etwas, das ihnen Zuversicht gibt.
Andreas Güstel und Julian Eilenberger machen als Duo "Be-Flügelt" seit mehreren Jahren gemeinsam Musik. Ihre Bandbreite reicht von klassisch über ausgefallen bis verrückt. Sie kennen keine Berührungsängste und spielen, wann und wo es möglich ist. So haben sie schon ein Doppelstock-Klavier gebaut und sind mit einem Flügel am Kran in die Luft gegangen. Als Zeichen der Solidarität mit der darbenden Kunstszene während der Pandemie spielten sie einen Flügel, der in Flammen steht.