Pirna
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77 Jahre bis zum Buch: Die Erinnerungen eines Kriegsgefangenen in Heidenau

Der Niederländer Jan Deremaux schrieb 1945 ein Tagebuch. Nachdem viele geholfen haben, wird es nun präsentiert.

Von Heike Sabel
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Ein Buch über ein Kapitel deutscher Geschichte, das selbst eine besondere Geschichte hat.
Ein Buch über ein Kapitel deutscher Geschichte, das selbst eine besondere Geschichte hat. © PR

Es war sein Wunsch, und lange sah es nicht danach aus, dass er erfüllt werden könnte. Der Niederländer Jan Deremaux kam im Zweiten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft. Er schrieb zunächst kleine Notizen, in Heidenau zwischen Februar und April 1945 dann ausführlicher. Diese Tagebücher sind nun übersetzt und bilden den Hauptteil des 570-seitigen Buches „Jan Deremaux – Tagebuch eines Kriegsgefangenen".

Das Buch, das ein Stück deutscher Geschichte rundum Pirna widerspiegelt, hat selbst eine besondere Geschichte. Deremaux tippte 1970 mit der Schreibmaschine zwei Kopien des Tagebuchs in niederländischer Sprache. Ein Exemplar gehört der Familie Deremaux, das zweite soll einer niederländischen Stiftung gespendet worden sein. Jan Deremaux' Sohn Charles übersetzte zwischen 2012 und 2015 einen Teil des Tagebuches ins Englische, unter anderem Heidenauer Schüler übertrugen es ins Deutsche. Eigentlich sollte Charles Deremaux am Freitag bei der Präsentation des Buches seines Vaters dabei sein, er musste aber kurzfristig absagen.


Das Heidenauer Stadtarchiv stellte diese Version im Februar 2022 dem Pirnaer Akubiz-Verein zur Verfügung. Es fehlten dabei jedoch die Notizen von Deremaux zu seinen Aufenthalten in den Lagern Altengrabow, Mühlberg und Gröditz sowie zu seiner Rückkehr in die Niederlande. Diese Teile sind nur in der niederländischen Version des Tagebuchs enthalten.

Am Ende mehr als ein Tagebuch

Ein niederländischer Militärhistoriker, der das Buchprojekt unterstützte, nahm Kontakt zur Familie Deremaux auf, berichtet Franziska Smykalla vom Akubiz. Er erhielt im Sommer dieses Jahres Teile der getippten niederländischen Version, sodass auch diese nun auf Deutsch Teil des Buches sind. Aufgenommen wurde ebenfalls die Korrespondenz von Jan Deremaux und seiner Familie und Angehörigen. Es gibt außerdem Kapitel zur Bedeutung der Burg Hohnstein als Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager sowie zur Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Darüber hinaus werden die Firmen, für die Jan Deremaux arbeiten musste, vorgestellt.

Präsentation des Buches am Freitag, dem 9. Dezember, 17 Uhr, in der Kulturkiste auf der Schössergasse 3 in Pirna.