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Heidenauer Mieter geschockt: Strom wird abgeschaltet

Mieter empörte die Ankündigung, dass sie im Dunkeln sitzen sollten, denn sie hatten bezahlt. Diesmal waren weder Preise noch der Krieg schuld an der Misere.

Von Heike Sabel
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Stromzähler und damit die Versorgung werden gesperrt, wenn nicht bezahlt ist.
Stromzähler und damit die Versorgung werden gesperrt, wenn nicht bezahlt ist. © Sina Schuldt/dpa (Symbolbild)

Ab Montag, den 11. Juli, wird der Strom abgeschaltet. Im ganzen Haus. Diese Information hing vorige Woche in einigen Hauseingängen im Wohngebiet auf der Pestalozzistraße in Heidenau.

Dass Mietern, die ihre Rechnung nicht bezahlen, der Strom abgedreht wird, wussten die Bewohner. Aber gleich dem ganzen Haus? Hier, wo die Mieter an den Vermieter bzw. dessen Verwalter zahlen, und das pünktlich, sagt Herr Jeckel, einer der Mieter, gegenüber Sächsische.de. Ihr Geld ist aber offenbar nicht bei Sachsen-Energie angekommen, hatte er in Erfahrung gebracht. Er und die anderen wussten sich nicht anders zu helfen, als Alarm zu schlagen.

Was für die Heidenauer Mieter ein Schock war, kommt immer mal wieder vor. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sperrte Sachsen-Energie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 183-mal den Strom. Nach Eigentumsverhältnissen wird dabei nicht unterschieden.


Ein Vergleich mit den vergangenen zwei Jahren ist schwierig, sagt Unternehmenssprecherin Nora Weinhold. In der Corona-Zeit wurde längere Zeit auf Stromsperrungen verzichtet bzw. erst bei Rückständen von über hundert Euro die Versorgung abgeschaltet. Im gesamten Jahr 2019 wurden im Landkreis 366 Stromzähler zeitweise gesperrt. Die 183-mal zwischen Januar und Juni dieses Jahres entsprechen also der Größenordnung von vor drei Jahren.

Hauptursache: Nicht bezahlte Rechnungen

Hauptursache sind nicht bezahlte Rechnungen. Deutlich seltener kommt es wegen unklarer Abnahmeverhältnisse, unerlaubter Entnahme oder Leerstand zur Sperrung von Stromzählern.

Über eine bevorstehende Sperrung wird zweimal informiert. Das erste Mal vier Wochen vor dem Termin und dann noch einmal acht Tage vorher. Die allermeisten dieser Vorgänge erledigen sich in diesem Zeitraum durch Zahlung, sagt Nora Weinhold. "In nahezu allen Fällen reicht das Androhen der Sperrung aus." Viele Kunden würden sich bereits nach Erhalt ihrer Rechnung schriftlich, telefonisch oder persönlich melden, wenn sie Schwierigkeiten mit der Zahlung haben.

Stromrechnung nicht bezahlt - was tun?

  • Wird der monatliche Abschlag für Strom oder Erdgas bzw. die Energierechnung nicht pünktlich oder nicht vollständig bezahlt, gibt es als Erstes eine Mahnung. Mit der sind aber auch schon Mahnkosten verbunden.
  • Wer ahnt, dass es knapp wird, sollte sich so rasch wie möglich an den Stromversorger wenden. Sachsen-Energie verspricht, Lösungen zu finden, um eine Stromsperre zu verhindern. Kontakt: kostenfreie Telefonnummer 0800 6686868, montags bis freitags 7 bis 15 Uhr, oder per E-Mail an [email protected].
  • Für Mieter, die an ihren Vermieter zahlen, bleibt nur, sich mit dem in Verbindung zu setzen und das zu klären, weil er Kunde beim Stromlieferanten ist.
  • Wenn eine Sperrung des Stromzählers oder Gaszählers angekündigt wurde, sollte der gesamte offene Betrag umgehend bezahlt werden. Der Nachweis ist zu mailen bzw. persönlich vorzulegen.
  • Können die offenen Beträge nicht gezahlt werden, kann eine Abwendungsvereinbarung die angekündigte Zählersperrung verhindern. Die Vereinbarung muss vor der Sperrung des Zählers beim Stromversorger eingehen. Sie ermöglicht, den offenen Betrag einmalig kostenfrei für bis zu 14 Tage stunden zu lassen. Teilzahlungen sind wöchentlich oder monatlich möglich, der gesamte offene Betrag muss spätestens nach sechs Monaten bezahlt sein.

Für die Heidenauer war das nicht möglich, weil sie ja nicht selbst Kunden bei Sachsen-Energie sind. Gleichzeitig hatten sie mit einem Mal zwei Probleme: Ihr Vermieter erfüllte weder den Vertrag mit ihnen noch den mit Sachsen-Energie als Versorger. Ihnen blieb nur, beim Vermieter bzw. Verwalter Rabatz zu machen. Letztlich hat es sich dann relativ schnell geklärt, sagt Jeckel. Der Schreck aber sitzt bei ihm und den anderen immer noch tief. Dass so etwas überhaupt möglich ist, hat sie erschüttert. Davor gefeit, dass das nicht wieder vorkommt, sind sie nicht.