Was macht ein Minister freitags in Dohna?

Alle wuseln am Freitagvormittag auf den Fluren durcheinander, aber nicht mehr als sonst in der Dohnaer Oberschule. Schulleiterin Antje Ambos geht nochmal schnell auf Toilette. Nicht vor Aufregung, aber vielleicht dauert der Besuch länger. Kultusminister Christian Piwarz läuft bereits über den Schulhof. Dass er am Ende über zwei Stunden bleibt, überrascht. So viel Zeit hat ein Minister selten. Dabei ist ein Grund für seinen Besuch entfallen. Geplant war er jedoch schon länger und so bleibt mehr Zeit für anderes. Und da hat die Schule einiges zu bieten.
Der zweite Anbau sieht zumindest von außen fertig aus. Doch die fünften bis siebenten Klassen sind noch immer nicht eingezogen. Die Stadt hat Mitte Mai der Baufirma wegen fünfmonatigen Bauverzuges ohne Plan fürs Aufholen gekündigt, sagt Bürgermeister Ralf Müller (CDU). Nun fehlen noch Heizung, Fluchttreppe, Möbel, Computer. Und die Schilder an den Zimmern sind falsch, sagt Antje Ambos. Das aber ist nicht das Besondere. Es ist wie immer bei der Dohnaer Schule der Inhalt, der sich neue Formen sucht. So werden die fünften und sechsten Klassen ihre Kernlernbereiche nur für sich haben. Es gibt einen "Marktplatz", der als flexibler Gemeinschaftsraum genutzt wird, und statt ausgerichteter Bankreihen Traversen und Sitzelemente. Für den Wohlfühlfaktor sorgen die Wechselschuhe.
Ab dem ersten Schultag des neuen Schuljahres soll der Modulbau dann nutzbar sein. Damit ist das, was Müller den Dohnaer Schul-Campus nennt dann komplett. Dazu gehören die alte Schule mit Anbau, Sporthalle, Hort, Schulhof sowie Außensportanlagen. "Mehr Platz ist nun auch nicht mehr", sagt Müller.
Wichtiges Thema: Geld
Piwarz überreicht Urkunden für die Feuerwehr-Ausbildung, mit der die Dohnaer Oberschule Vorreiter in Sachsen ist. Er schaut den achten Klassen beim Theaterspielen zu und macht ihnen mit "einfach machen" Mut, setzt sich im Chemieraum in eine Bank und verfolgt Leons Experiment, fühlt sich beim Baseball in Theorie und Praxis wohl. Die Schüler sind mal mehr und mal weniger aufgeregt. Ellen und Tessa stellen kurz das Theaterprojekt vor, Adrian erzählt von seinem Antrag zur Aufnahme in die Feuerwehr. Einige Schüler wundern sich nur über die Männer in Anzügen, mit denen ihre Schulleiterin durchs Haus läuft.

Der Besuch von Piwarz war schon lange geplant. Der Anbau ist nun zwar noch nicht fertig, dafür hat die Dohnaer Oberschule inzwischen den Sächsischen Schulpreis bekommen. Also auch ein Grund. Schüler, Lehrer und Schulleiterin nutzen die Gelegenheit, unaufgeregt zu zeigen, was ihr Alltag ist. Antje Ambos bringt eines ihrer wichtigen Themen an: die Budgetierung. Damit bekommen Schulen mehr finanzielle Freiheit.
Minister lobt innovative Schule
Antje Ambos geht die Freiheit noch nicht weit genug. Sie will noch mehr Verantwortung für die Schule übernehmen. Piwarz verweist an den Finanzminister. Zum Thema Geld hat auch Müller etwas auf dem Herzen. Er stößt sich an den für ihn zu engen Vorgaben, die neue Inhalte schwer umsetzbar machten. Piwarz versichert, trotz einzuhaltender Eckpunkte neue Konzepte zu berücksichtigten. "Dohna ist eine sehr innovative Schule", sagt er. Nicht nur bei der Feuerwehrausbildung in den zehnten Klassen, sondern auch bei den MIT-Schulen mit Schwerpunkt Medienbildung, Informatik und Technologien ist Dohna eine von vier sächsischen Modellen.
Zum Schluss macht Antje Ambos etwas Druck. Die für einen Ministerbesuch durchaus großzügigen zwei Stunden gehen zu Ende. Die Lernzeit, wie in Dohna die Unterrichtszeit heißt, auch. Danach ist große Mittagspause. Und danach - fast - Wochenende...