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Pirna: Gemalte Seelenlandschaften voll Poesie

Mit einer Retrospektive würdigt das Stadtmuseum die Dresdner Künstlerin Heidrun Kraft, die ihre Bilder oft nach Fotos ihres Mannes malte.

Von Thomas Möckel
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Maler Ingo Kraft (l.) mit Stiefsohn Daniel Herrmann vor Heidrun Krafts Bild "Im Zirkus": All ihren Werken wohnt ein Geheimnis inne.
Maler Ingo Kraft (l.) mit Stiefsohn Daniel Herrmann vor Heidrun Krafts Bild "Im Zirkus": All ihren Werken wohnt ein Geheimnis inne. © Marko Förster

Im Pirnaer Stadtmuseum ist jetzt eine neue Kabinettsausstellung zu sehen. In einer ersten Retrospektive würdigt die Ausstellungsstätte im Klosterhof das künstlerische Schaffen der Dresdner Künstlerin Heidrun Kraft, die 2021 starb. Gezeigt werden frühe Ölbilder, zarte und filigrane Radierungen sowie die späten Landschaften - entstanden nach Fotografien ihres Mannes Ingo Kraft, der ebenfalls Maler ist. In seinem Beisein wurde die Schau eröffnet.

Nach Aussage der Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna (KTP) schuf sich Heidrun Kraft im Malen ihre eigene Welt, poetisch und farbenprächtig. Es sind Kompositionen aus Häusern und Masten, Brücken und Schornsteinen, Formen und Farben, überwiegend Landschaften. Aber unter ihren Kunstwerken finden sich auch Bildnisse von Freunden, die sie porträtierte.

Mit einer fast naiv anmutenden Malerei im Geiste Henri Rousseaus hatte sie als Autodidaktin Ende der 1970er-Jahre begonnen, ihre ersten Bilder an einer Staffelei zu malen. Schöpfend aus dem Kosmos ihrer Fantasie malte sie Dresden, beispielsweise das Blaue Wunder, den Blick zum Schillerplatz, die Elbschlösser, das Loschwitzer Hafenbecken, die Eisenbahnbrücke mit Tabakkontor, aber auch Fabriken in Pirna.

Fragmente eines bildnerischen Tagebuches

Ihr überschaubares Werk stehe laut der KTP ganz in der Tradition der Dresdner Stadt- und Industrielandschaften der Neuen Sachlichkeit, jedoch nicht mehr in schonungsloser Weise wirklichkeitsgetreu, aber gleichwohl aufs Detail gerichtet und mit einem sanften Augenzwinkern. Still kommen sie daher, ihre Bilder, frei von allen Konventionen.

Allen Bildern von Heidrun Krafts Bildern, so die KTP, wohne ein Geheimnis inne. Es sind Seelenlandschaften voll Poesie, entstanden aus einem tiefen Bedürfnis, sich für einen kleinen Augenblick in ihrem Leben mitzuteilen. Dann zog sie sich wieder zurück und malte für andere. Ihre Bilder sind Fragmente eines bildnerischen Tagebuches, aber auch Zeugnisse der großen Gabe eines fantasievollen Lebens.

So vielschichtig wie ihre Kunst ist auch ihre Biografie. Heidrun Kraft wurde 1942 in Dresden geboren, von 1956 bis 1959 absolvierte sie eine Lehre als Möbeltischlerin. Es schloss sich von 1961 bis 1964 ein Studium an der Ingenieurhochschule für Holztechnik in Dresden an, bis 1976 arbeitete sie als Ingenieurin in Dresden und Leipzig. Noch in demselben Jahr begann sie, als Restauratorin zu arbeiten und sich für Malerei und Grafik zu interessieren. Seit 1979 war sie freischaffend tätig. Anfang der 1990er-Jahre weilte Heidrun Kraft zu künstlerischen Studienaufenthalten in München sowie in Frankreich.

Ihre Kunstwerke zeigte sie unter anderem in Leipzig, Hamburg und Polen, meistens aber waren die Bilder in Ausstellungen in ihrer Heimatstadt Dresden zu sehen. Die Schau im Pirnaer Stadtmuseum läuft bis zum 13. August 2023.