Pirna: Wieso es auf dem Sonnenstein wieder kein warmes Wasser gibt

Im zurückliegenden Jahr mussten etliche Haushalte auf dem Pirnaer Sonnenstein, aber auch in anderen Stadtteilen bereits zweimal über einen längeren Zeitraum ohne Fernwärme und Warmwasser auskommen, nun wird die Versorgung abermals unterbrochen.
Die Stadtwerke Pirna lassen bereits seit geraumer Zeit das Fernwärmenetz auf dem Sonnenstein modernisieren. Die Arbeiten begannen 2021 am Heizkraftwerk an der Herbert-Liebsch-Straße und setzten sich dann über verschiedene Trassen fort. Wegen dieses Projekts ist nun seit Juni die Deciner Straße – die die Reutlinger mit der Remscheider Straße verbindet – voll gesperrt, dieser Engpass dauert voraussichtlich bis Mitte Oktober.
Auf der Deciner Straße laufen derzeit die finalen Arbeiten an dem Großvorhaben, daher wird die Versorgung erneut – und voraussichtlich auch letztmalig – für sechs Tage gekappt. Vom 14. August, 20 Uhr, bis zum 20. August, 22 Uhr, gibt es weder Fernwärme noch Warmwasser. Folgende Straßen sind von der Unterbrechung betroffen: die Longuyoner Straße, der Meller Weg, die Boleslawiecer Straße, die Reutlinger Straße, die Capannoristraße, die Remscheider Straße 1 bis 61 sowie der Varkausring 85 bis 109.
Weniger Wärmeverluste, weniger Kohlendioxid
Die Arbeiten sind Teil eines riesigen Komplexvorhabens, das zum Ziel hat, Energie künftig effizienter zu produzieren sowie das Klima zu schützen. Rund 8,8 Millionen Euro, verteilt über mehrere Jahre, kostet es laut der Stadtwerke, das Fernwärmenetz zukunftsfähig zu machen. Etwa 4,5 Millionen Euro dieser Summe stammen aus EU-Fördermitteln. Der Transformationsprozess erstreckt sich über einen längeren Zeitraum.
Nach Aussage von Rico Eglin, Abteilungsleiter Fernwärme bei den Stadtwerken, steht das gesamte Projekt unter dem Stichwort „Dekarbonisierung“, es geht schwerpunktmäßig darum, künftig bei der Produktion von Fernwärme eine Menge Kohlendioxid einzusparen und auf diese Weise klimaschonender zu arbeiten. Ist das Projekt beendet, werden die Stadtwerke voraussichtlich 550 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen.
Hinzu kommt, dass die Stadtwerke mit dem modernisierten Netz die Wärmeverluste um sieben Prozent senken wollen. Auf diese Weise erhöht sich auch der Wirkungsgrad des gesamten Systems. Um das Fernwärmenetz für die Zukunft fit zu machen, werden unter anderem Vor- und Rücklauftemperatur gesenkt sowie insgesamt 4,5 Kilometer Fernwärmeleitung und 71 Hausanschlussstationen erneuert.
Wie aus Sonnenenergie Wärme wird
Die Arbeiten hatten im Mai zunächst am Heizkraftwerk Sonnenstein und dem sich anschließenden Leitungsnetz begonnen. Fachleute tauschten in dem Kraftwerk, seit fast 30 Jahren in Betrieb, unter anderem die Leistungshauptschalter der Stromschienen aus – große Schaltkästen, über die das Kraftwerk an öffentliche Stromnetz angebunden ist. Andere Spezialisten warteten und prüften derweil die Brandmeldeanlage. Zudem bauten Handwerker neue Absperrarmaturen in die Wärmespeicher ein.
Weil zu dieser Zeit die Stadt die Herbert-Liebsch-Straße sanierte, ließen die Stadtwerke im Zuge dessen gleich alle möglichen Versorgungsleitungen mit verlegen. So kam beispielsweise auch ein zweiter Fernwärme-Hauptleitungsanschluss unter die Erde. Gemeinsam mit einer weiterführenden Leitung entstand so ein zweiter Versorgungsstrang – für den Fall einer anderweitigen Unterbrechung. Ebenso erneuerten die Fachleute die Fernwärmetrasse auf der Prof.-Joliot-Curie-Straße. Insgesamt ging es darum, die komplette alte Leitung, die aus den 1970er-Jahren stammt, angefangen vom Aldi-Markt an der Struppener Straße bis zu ehemaligen Wärmeübertragungsstation an der Julius-Fucik-Straße auszutauschen.
Im August 2021 musste die Versorgung ein zweites Mal unterbrochen werden, da die Fachleute bei den vorangegangenen Arbeiten verschlissene Absperrkappen, Armaturen und Leitungen entdeckt hatten, was es nun zusätzlich zu erneuern galt. Dass Warmwasser und Fernwärme über mehrere Tage ausblieben, lag an den aufwendigen Arbeiten. So dauert es allein drei Tage, das Rohrnetz außer Betrieb und dann wieder in Betrieb zu nehmen.
Bestandteil des komplexen Großvorhabens ist darüber hinaus eine Neuheit: Die Stadtwerke nahmen im Mai 2022 eine sogenannte Solarthermie-Anlage in Betrieb, die mithilfe der Sonnenstrahlung Heizenergie erzeugt. Diese Wärme wird direkt in die Fernwärmeleitung eingespeist. Stationiert ist die Technik auf einem der beiden Trinkwasserhochbehälter neben der B172 auf dem Sonnenstein, die die Stadtwerke ebenfalls seit einiger Zeit sanieren lassen. Gibt es weitere Fördermittel, soll auch auf dem zweiten Hochbehälter eine Solarthermie-Anlage entstehen.
Die Arbeiten an dem derzeit laufenden Komplexvorhaben sollen nach Auskunft der Stadtwerke insgesamt bis November 2022 fertiggestellt sein.