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"Warum setzen Sie alles auf eine Karte?"

Madlen Rätze will zum zweiten Mal Bürgermeisterin von Bad Gottleuba-Berggießhübel werden. Die Wahl ist nicht nur deshalb für sie entscheidend.

Von Heike Sabel
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Für sie geht es bei der Wahl um alles: Madlen Rätze will zum zweiten Mal Bürgermeisterin in Bad Gottleuba-Berggießhübel werden.
Für sie geht es bei der Wahl um alles: Madlen Rätze will zum zweiten Mal Bürgermeisterin in Bad Gottleuba-Berggießhübel werden. © Marko Förster

In knapp einer Woche steht Bad Gottleuba-Berggießhübel vor der Wahl: Am 18. April wollen eine Frau und zwei Männer Bürgermeister werden - Thomas Peters (CDU/Berggießhübel), Michael Ullmann (AfD/Burkhardswalde) und Madlen Rätze (unabhängig/Bad Gottleuba). Ob die Entscheidung bei dieser Konstellation im ersten Wahlgang fällt, ist offen, denn da braucht es über 50 Prozent der Stimmen. Der Wahlkampf war aufgrund der Pandemie anders als sonst. Statt sich direkt zu begegnen, fand er am Laternenmast, auf der Straße, im Internet statt. Sächsische.de hat noch einmal die drei Kandidaten befragt. Heute: Madlen Rätze.

Amtsinhaber haben immer einen gewissen Bonus, was auch auf Amtsverweser zutrifft. Haben Sie ihn genutzt oder ausgenutzt, wie manche Veröffentlichungen vermuten lassen?

Nach Rücksprache bei der Kommunalaufsicht gibt es dazu bisher keine Anhaltspunkte. Grundsätzlich haben wir im letzten Dreivierteljahr einiges auf den Weg gebracht und ich halte es für meine Pflicht, die Einwohner rund um die Belange der Stadt auf der Homepage, im Lokalanzeiger, auf der FB-Seite der Stadt und auch durch Pressemitteilungen zu informieren. Dies ist schlicht Bestandteil der Tätigkeit einer Amtsverweserin.

Inzwischen liegt beim Landratsamt ein Antrag zur Prüfung auf unzulässige Wahlwerbung durch Sie vor. Es geht darum, dass auf Ihren Wahlplakaten das Impressum fehlt. Das könnte Auswirkungen auf die Rechtmäßigkeit der Wahl haben. Was sagen Sie dazu?

Da ist uns ein Fehler unterlaufen, über den ich mich sehr ärgere. Wir haben das aber schon korrigiert.

Bei diesem Wahlkampf hat die direkte Auseinandersetzung gefehlt. Wie sehr hat das den Wählern gefehlt, um sich ein wirkliches Bild zu machen und was ist Ihre wichtigste Erfahrung aus dem Wahlkampf?

Ich habe bisher viele interessante Gespräche geführt, viel Zuspruch erhalten und neue Menschen mit ihren Anliegen kennengelernt. Das Fehlen eines direkten Aufeinandertreffens finde ich sehr schade. Dieser Wahlkampf ist coronabedingt sicher anders als 2019, aber ich denke nicht, dass den Bürgerinnen und Bürgern irgendetwas fehlt, um sich ihre Meinung bilden zu können. Ich werde auf die vielen „Baustellen“ in unserer Gemeinde angesprochen. Die Menschen wollen keine blumigen Worte, sie erwarten Lösungen. Ich werde, sofern die Mehrheit es auch will, an diesen weiterarbeiten. Mein Motto lautet: „Nur das Erreichte zählt, nicht das Erzählte reicht!“

Sie haben alles auf eine Karte gesetzt. Wenn Sie verlieren, sind Sie raus aus der Kommunalpolitik: Wie geht es Ihnen bei diesem Gedanken und dem, die Stadt könnte den ersten AfD-Bürgermeister Sachsens haben?

Da ich mich neben meinen Aufgaben im Rathaus derzeit auf den Wahlkampf konzentriere, verliere ich keine Gedanken daran, wie es nach der Wahl weitergeht. Die AfD ist eine zugelassene Partei, somit werden die Wählerinnen und Wähler darüber entscheiden, was ihrer Meinung nach das Beste für unsere Stadt und ihre Ortsteile ist. In einer Demokratie ist die Wahl-Entscheidung zu akzeptieren. Grundsätzlich mache ich mir aber Sorgen darüber.

Inwiefern?

Für den Ruf unserer Stadt wäre das ganz sicher nicht förderlich, weder bei Touristen noch bei Unternehmen und Institutionen, die uns partnerschaftlich verbunden sind. Das ist mir häufiger signalisiert worden. Wir haben etwa zwei Kurkliniken, die große Arbeitgeber sind. Ich mache mir Gedanken, dass Schaden für sie entstehen könnte.

Werden Sie im Falle des Verlierens gegen die Wahl Widerspruch erheben?

Ich habe nach der Wahl 2019 keinen Widerspruch eingelegt und selbstverständlich werde ich auch dieses Mal den Wählerwillen widerspruchslos akzeptieren.

Am 15. April, drei Tage vor der Wahl, ist nochmal Stadtrat. Wird das ein Wahlkampf-Stadtrat?

Für den Stadtrat gibt es eine veröffentlichte Tagesordnung. Wir werden Themen abarbeiten, die die Stadt betreffen. Da ist kein Platz für Wahlkampfthemen.

Ihre Wahlprognose: Fällt eine Entscheidung im ersten Wahlgang?

Bei drei Bewerbern gehe ich von zwei Wahlgängen aus. Ich rechne nicht damit, dass ein Kandidat im ersten Wahlgang die Mehrheit von über 50 Prozent erreichen wird.

Würden Sie in einer zweiten Runde noch einmal antreten?

Ja. Mein Fokus liegt aber erst einmal auf dem 18. April. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es für mich keinen Grund, nicht noch mal anzutreten.

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