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Sie sehen noch immer den Feuerball

Das Trauma der schweren Explosion in Pirna-Neundorf begleitet die Nachbarn und die Reporterin bis heute. Ein Beitrag zum Jubiläum 75 Jahre SZ.

Von Mareike Huisinga
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Schock am 1. Dezember 2014: Chemieexplosion in Pirna. Ein Toter, vier Verletzte und hoher Sachschaden.
Schock am 1. Dezember 2014: Chemieexplosion in Pirna. Ein Toter, vier Verletzte und hoher Sachschaden. © Daniel Förster

Es war der 2. Dezember 2014. Ich fuhr früh morgens von Dresden zur Arbeit in die Lokalredaktion nach Pirna. Schon in den Radio-Nachrichten hörte ich von der schweren Explosion in der Chemiefabrik Schill & Seilacher in Pirna Neundorf. Kurze telefonische Absprache mit der Redaktionsleitung und ich fuhr gleich durch nach Neundorf. Was ich sah, war entsetzlich. Verbogene Bleche, zerfetzte Dämmung, Stahlschrauben und Maschinenteile lagen in den Vorgärten, auf den Gehwegen und am Straßenrand. Normales Leben - undenkbar.

Überall standen Menschen in Grüppchen und unterhielten sich leise. Manche auch laut. Ihre Gesichter waren ernst und spiegelten Angst, aber auch Wut, wider. Bei dem Versuch, ein neues Flammschutzmittel herzustellen, explodierte am späten Nachmittag des 1. Dezembers 2014 ein Kessel auf dem Gelände des Chemie-Unternehmens. Dabei kam der Entwicklungsleiter des Unternehmens ums Leben. Vier weitere Mitarbeiter erlitten schwere Verletzungen.

Der Schock war enorm. Bis heute ist das Unglück in Pirna-Neundorf nicht vergessen. Immer, wenn ich in dem Dorf bin, sprechen die Menschen davon. Sie hören noch immer den Knall und sehen den Feuerball, der sich damals in den Abendhimmel erhob. Inzwischen hat die Chemiefabrik ihren Betrieb wieder aufgenommen. Die Angst der Bewohner bleibt.