Holzwerkstatt statt Lagerhalle

Dieser Nachmittag im Mai ist warm und Sonne fällt auf den Hof der ASG-Niederlassung auf dem Sonnenstein. Stehtische mit weißen Tischdecken, ein Getränkewagen und gute Musik machen den Tag der offenen Tür der ASG-Schule perfekt. Doch nicht nur diese Veranstaltung lockt heut Neugierige, Schüler und Beschäftige der Anerkannten Schulgesellschaft Sachsen auf den Sonnenstein: Das Trafohaus neben dem Gebäude stand lange einfach nur da. Jetzt erstrahlt es in einem warmen Orange-Ton und soll ab jetzt als Holzwerkstatt dienen.
Seit 1991 sitzt die Anerkannte Schulgesellschaft Sachsen in Pirna; seit 2011 auf dem Sonnenstein. Hier - und an vielen weiteren Standorten in Sachsen - leistet die ASG Bildungsdienste für die Agentur für Arbeit, ist freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe und dient ebenso als Schulstandort für berufliche Bildung. Am Schloßpark des Sonnensteins können sich Jugendliche und junge Erwachsene in zahlreichen Feldern - von Gastronomie über Wirtschaft bis zur Pflege - aus- und weiterbilden lassen.
Unter anderem übernimmt die ASG auch für Lernende in Wirtschaftsunternehmen, Ausbildungsinhalte, die die Firmen nicht in ihren Räumlichkeiten stemmen können. Dazu gehört die Holzarbeit, die noch bis vor wenigen Wochen in einer Werkstatt auf der Lugstraße in Pirna-Copitz gelehrt und verrichtet wurde.
Neuanfang auf dem Sonnenstein
Doch schon im Sommer 2022 gab es dafür neue Pläne. Nun, einen Spatenstich und eine aufwendige Modernisierung später, wurde das Trafohaus zum neuen Standort der Holzwerkstatt. Mit zwöf Arbeitsplätzen werden hier zukünftig die Werkstattleiter Mario Schönberger und Konrad Boitz den Wissensdurst der Lehrlinge stillen. Doch nicht nur für diese ist hier Platz: Auch Achtklässlern soll hier während den sogenannten Werkstatttagen das Holzhandwerk nähergebracht werden. "Wir hoffen so, junge Menschen für Berufe dieser Branche begeistern zu können", sagt Ulrike Schütze, die Leiterin der ASG-Niederlassung. Selbiges gilt für junge Menschen im Berufsvorbereitenden Jahr. Weiter soll es auch für Menschen mit Behinderung kleinere Beschäftigungen geben.
Mit dem Umzug auf den Sonnenstein verkleinert sich die Werkstatt allerdings in Ausstattung und Größe. "Wir hatten die Wahl zwischen einer großen Investition auf der Lugstraße, um diese an Nicht mehr erfüllte Ansprüche anzupassen, oder die Neunutzung des Trafohauses. Das erschien dann sinnvoller", erklärt Schütze.
Weniger Platz für mehr Aufmerksamkeit
Mit Verkleinerung der Räumlichkeiten verkleinert sich aber auch das Spektrum der Holz-Tätigkeiten, erklärt Konrad Boitz, der neu ins Boot geholt wurde. Waren in Copitz zum Beispiel auch Tischler am Werk, konzentriert sich die neue Werkstatt auf Holzmechanik. Dennoch blickt Boitz der Zukunft positiv entgegen: "Ich freue mich auf erfahrene Kollegen und auf die individuelle Betreuungsmöglichkeit", sagt der ehemalige Zimmermann.
Werkstattleiter Mario Schönberger ist schon seit acht Jahren dabei und blickt nun in der zweiten Jahreshälfte dem Ruhestand entgegen. Deswegen betrachtete er den Umzug mit gemischten Gefühlen: Es sei eine Umstellung so kurz vor dem Ende. Außerdem hätte nicht alles an Geräten mit umziehen können. Dennoch ist auch er mittlerweile zuversichtlich. "Gut ist, dass die Werkstatt jetzt so nah an der Schule ist.", sagt er. Für ihn ist es das Wichtigste, nah am Menschen zu sein. "Bei mir macht erstmal jeder dasselbe", erklärt der Werkstattleiter. Dabei sei es egal, ob die Menschen 13 oder 63 sind.
Wie die neue Werkstatt von den jungen Menschen angenommen wird, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Jedoch blicken alle Verantwortlichen positiv der neuen Zeit entgegen. Die Eröffnung des ehemaligen Trafohauses wurde mit einem Programm gefeiert, bei dem auch Schüler und Auszubildende zu Wort kamen. Außerdem sah Ulrike Schütze von einer klassischen Szene à la Band durchschneiden ab. Lieber wollten sie sich an der Aktion "Pirna 800" beteiligen und pflanzten einen Blutpflaumen-Baum. "Holz passt doch super zu Holz", sagte Schütze.