Pirna
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Spektakuläres Geschenk für Pirnas Wagner-Stätten

Das Museum für den Bombast-Komponisten in Graupa beherbergt einen weiteren Schatz – eine hochkarätige Sammlung eines umtriebigen Forschers.

Von Thomas Möckel
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Beschenkte und Schenker: Pirnas OB Klaus-Peter Hanke, Dr. Claudia Steinfels, Dr. Urs Brunner, Ulrich Drüner und Dr. Eva Rieger (v.l.).
Beschenkte und Schenker: Pirnas OB Klaus-Peter Hanke, Dr. Claudia Steinfels, Dr. Urs Brunner, Ulrich Drüner und Dr. Eva Rieger (v.l.). © Marko Förster

Die Richard-Wagner-Stätten im Pirnaer Ortsteil Graupa haben kürzlich einen bedeutenden Zuwachs erhalten und hüten nun einen weiteren Schatz. Das Kunst-Gut kam in Form eines spektakulären Geschenks ins Jagdschloss Graupa, in dem das Museum zu Ehren des Bombast-Komponisten eingerichtet ist.

Durch Vermittlung der Musikwissenschaftlerin Eva Rieger, die die Ausstellungsstätte schon wiederholt mit Originaldokumenten bedachte, gelangte ein Großteil der hochkarätigen Sammlung des Wagner-Forschers Ulrich Drüner nach Graupa. Sein in Jahrzehnten zusammengetragener Bestand an Wagner-Quellen wurde kürzlich von der in Liechtenstein ansässigen Bareva-Stiftung erworben, mit der Bestimmung, sie dem Graupaer Museum zu schenken.

Den großen Meister entlarvt

Ulrich Drüner gilt laut der Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna (KTP) als einer der führenden Wagner-Experten der Gegenwart. Seine 2016 erschienene Biografie „Richard Wagner. Die Inszenierung eines Lebens“ wird von Kritikern als Meilenstein gerühmt. Er entlarvt darin den von Wagner um sich herum geschaffenen Opfermythos als ein taktisches Konstrukt, mit dem sich der Noten-Künstler materielle und künstlerische Vorteile verschaffte.


Über akribische Recherchen gelang es dem Forscher nachzuweisen, dass der auf Luxus versessene Komponist in den sogenannten „Pariser Hungerjahren“ – von September 1839 bis April 1842 – nach heutigem Kaufkraftäquivalent Einnahmen von mindestens 150.000 Euro erzielte.

Humorvolle Sammlerstücke

Neben seiner Tätigkeit als Musikforscher und Bratschist betrieb Drüner seit 1983 in Stuttgart ein Musikantiquariat. Kaum überraschend finden sich unter seinen Wagneriana zahlreiche bibliophile Kostbarkeiten. Dazu zählen über 30 Erstausgaben von Wagners Schriften und Briefsammlungen sowie ein gutes Dutzend zum Teil sehr seltener Erstausgaben der musikalischen Werke.

Von großer Bedeutung für die Ausstellungsarbeit des Museums werden nach Aussage der KTP etwa 60 Dokumente zur Wagner-Ikonografie sein, zudem ein gutes Dutzend historische Programme und Plakate. Einige Sammlungsstücke sind allein wegen ihres humoristischen Wertes herausragend. So trägt beispielsweise ein „Parsifal“-Albumblatt die skurrile Aufschrift „Tempo Bayreuthico. (Viertel) = 1881“.

In Graupa Operngeschichte geschrieben

Die besondere Verbindung zwischen Richard Wagner und Graupa kam zustande, weil der Komponist in dem kleinen Ort 1846 Operngeschichte schrieb. Ein dreimonatiger Sommerurlaub führte den Notenkünstler, damals Kapellmeister am Königlichen Hoftheater in Dresden, in das kleine Dorf zwischen Dresden und Pirna. Hier mietete er sich gemeinsam mit seiner Frau in einem Bauerngut ein, um sich von den Strapazen seines Dienstes zu erholen. Er wanderte viel, die idyllische Naturlandschaft zwischen Pillnitz und der romantischen Bergwelt der Sächsischen Schweiz inspirierte ihn zum Komponieren. In einem Schaffensrausch entstand der musikalische Entwurf seiner Oper „Lohengrin“, sein bis heute erfolgreichstes Werk.

Die Wagner-Stätten umfassen heute zum einen seine ehemaligen Wohnräume in dem Bauerngut, das sogenannte Lohengrinhaus, sowie die Ausstellungsräume im Jagdschloss Graupa. Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite www.wagnerstaetten.de.