Sport
Merken

So blickt Pirnas Fußball-Boss in die Zukunft

Die erste Männer-Mannschaft bangt um den Klassenverbleib in der Fußball-Landesliga, zudem registriert der VfL Pirna einen Mitgliederschwund. Vereinschef Stefan Bohne bezieht Stellung.

 5 Min.
Teilen
Folgen
Stefan Bohne ist 1. Vorsitzender des VfL Pirna-Copitz.
Stefan Bohne ist 1. Vorsitzender des VfL Pirna-Copitz. © LOGSOL

Pirna. Es ist keine einfache Zeit für den Amateursport – auch nicht für den VfL Pirna-Copitz. Der 1. Vorsitzende Stefan Bohne äußert sich im SZ-Gespräch zum geplanten Trainerwechsel und der Zukunft der ersten Fußball-Männer-Mannschaft sowie den zu bewältigenden Aufgaben im Gesamtverein. Auch der Mitgliederschwund beschäftigt den 48 Jahre alten Unternehmer und vierfachen Familienvater.

Herr Bohne, die Landesliga-Fußballer des VfL sind das Aushängeschild des Vereins, schwächeln in dieser Saison aber gewaltig. Ist der Trainerwechsel im Sommer die logische Konsequenz?

Nein. Die vergangenen beiden Jahre waren in jeglicher Hinsicht extrem, und das schließt den organisierten Vereinssport natürlich mit ein. Nicht umsonst haben wir uns in diversen Initiativen für eine Weiterführung des organisierten Sports unter Einhaltung der angepassten Hygieneregeln in den Zeiten der Pandemie engagiert. Da ist leider sehr viel auf der Strecke geblieben und das Ergebnis sehen wir jetzt ganz deutlich. Paule und Enrico (die jetzigen Trainer Frank Paulus und Enrico Mühle; Anm. d. Red.) haben viel Kraft investiert, um unsere erste Mannschaft bestmöglich in dieser Zeit zu betreuen. Beide haben uns signalisiert, dass sie zukünftig mehr Zeit für andere, private Themen haben möchten, und das akzeptieren wir selbstverständlich.

Enrico Mühle bleibt dem VfL als Platzwart erhalten, aber Frank Paulus wird den Verein nach zehn Jahren wohl verlassen. Gab es Bemühungen, Paulus in anderer Funktion einzubinden?

Beide genießen absolute Wertschätzung beim VfL, auch wenn sie ab Sommer 2022 nicht mehr als Trainer unserer ersten Männermannschaft zur Verfügung stehen. Enrico Mühle ist seit Jahren ein fester Bestandteil unseres Vereins, sowohl in seiner hauptamtlichen Tätigkeit als auch in den unzähligen Trainerjahren, und das bleibt er natürlich. Mit Paule sind wir in Gesprächen, ihn auch weiterhin in anderer Funktion an den VfL binden zu können. Wir kennen uns mittlerweile viele Jahre, als Spieler und als Trainer. Diese und seine menschlichen Qualitäten wollen wir nicht missen und hoffen, dass wir ihm im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten eine interessante Aufgabe übergeben können.

Der 34 Jahre alte Junioren-Trainer Nico Kessler wird Chefcoach der „Ersten“. Was gab den Ausschlag für diese interne Lösung?

Nico Kessler arbeitet sehr erfolgreich mit den A-Junioren. Für uns war klar, sollte mal der Zeitpunkt kommen, Frank Paulus und Enrico Mühle ersetzen zu müssen, ist Nico unsere erste Wahl. Wir haben auch keine Gespräche mit alternativen Kandidaten geführt, das zeigt unser Vertrauen in ihn.

Der VfL hat beim Re-Start der Landesliga 1:4 in Glauchau verloren und gastiert am Sonnabend ab 15 Uhr in Riesa. Könnte es sein, dass der Trainerwechsel früher vollzogen wird, sollte der Ligaverbleib in akute Gefahr geraten?

Nico Kessler wird definitiv erst ab 1. Juli das Amt des Cheftrainers übernehmen. Bis dahin werden wir auch einen Nachfolger für das A-Junioren-Team präsentieren.

Im Sommer 2021 haben viele Leistungsträger den VfL verlassen, es war absehbar, dass eine sportliche Talfahrt folgt. Waren Sie selbst zu optimistisch, dass die jungen Spieler derart große Lücken schließen könnten?

Den Schnitt haben wir im letzten Sommer bewusst gemacht und uns war auch klar, dass es eine schwierige Saison werden kann. Die Jungs, welche aus der U19 den Sprung in unsere Landesliga-Mannschaft geschafft haben, brauchen natürlich Zeit, um sich an den Männer-Fußball zu gewöhnen. Von daher müssen wir, nach lediglich elf absolvierten Spielen, objektiv bleiben. Das heißt nicht, dass wir uns die bisherige Ausbeute von zehn Punkten schönreden, da ist natürlich noch Luft nach oben. Alle sind sich einig, dass es in den verbleibenden Spielen keine andere Zielstellung als den Klassenerhalt geben kann.

Sie haben immer betont, dass die Philosophie des Vereins die Nachwuchsarbeit der Abteilung Fußball in den Vordergrund stellt. Es scheint, dass dadurch der Leistungsgedanke im Männerbereich etwas verlorengegangen ist. Sehen Sie das auch so?

Der Leistungsgedanke ist im Männerbereich nicht verlorengegangen. Was wir uns selbst ankreiden müssen ist aber, dass wir scheinbar nicht die optimale Balance zwischen erfahrenen Leistungsträgern und den nachrückenden, sehr talentierten jungen Spielern gefunden haben. Daran müssen wir für die kommende Saison arbeiten.

Wäre ein Abstieg der „Ersten“ in die Landesklasse eventuell sogar die bessere Grundlage für eine Neuausrichtung der gesamten Fußball-Abteilung?

Ein Abstieg der ersten Mannschaft hätte auch Konsequenzen für die zweite Mannschaft, welche in der Landesklasse aktiv ist. Unser Ziel kann auch deshalb nur der Klassenerhalt sein, das gilt im Übrigen für beide Männer-Teams.

Sind Sie noch in der „Dritten“ aktiv?

Ja, wir hatten am vergangenen Wochenende unseren erfolgreichen Re-Start in der Kreisliga A, was natürlich mal wieder richtig Spaß gemacht hat, nach so langer Zeit ein Spiel unter Wettkampfbedingungen zu bestreiten. Allerdings habe ich am Montag danach meine Knochen gespürt, zumal ich auch beim Benefizspiel am vergangenen Sonntag für die Ukraine-Hilfe noch einmal am Ball war.

Der VfL hatte bis Juni des Vorjahres einen Rückgang um 20 Vereinsmitglieder verzeichnet. Gibt es neue Zahlen?

Ja, zum 31. Dezember 2021 mussten wir leider in Summe circa 100 Vereinsaustritte registrieren, wobei prozentual der größte Anteil bei unseren Rollsportlern sowie bei den Geräteturnern zu verzeichnen ist. Beides sind klassische Hallensportarten, sie waren somit leider vollständig von den Corona-Einschränkungen betroffen. Unsere Aufgabe ist es nun, wieder aktive Mitglieder für diese Abteilungen anzuwerben und somit wieder einen geregelten Sport zu unterstützen.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.