Als Pirnas Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) im vergangenen Jahr die Sieger des Stadtradelns kürte, kündigte er an, dass er sich bei der diesjährigen Auflage des bundesweiten Radel-Wettstreits selbst auf den Sattel schwingen will. Dann hätten alle anderen, so kalauerte er, ohnehin keine Chancen mehr. Mitgefahren ist er tatsächlich, das Ergebnis, so resümierte Dreßler selbst, fällt doch eher mau aus. Er brachte es auf 331 Kilometer – da fuhren andere weitaus längere Strecken.
Aber, sagt Dreßler, es gehe beim Stadtradeln nicht nur ums Gewinnen, sondern um die Freude am Radfahren und auch um die wachsende Bedeutung des Radverkehrs. Die Teilnehmerzahl und die gefahrenen Kilometer zeigten, dass sich viele Einwohner weiter fürs Stadtradeln begeistern. Die Stadt nehme das als Auftrag, weiter gute und sichere Bedingungen für Radfahrer zu schaffen. Etliche Dinge seien in der Zwischenzeit angeschoben worden, wie die Freigabe weiterer Einbahnstraßen für Radler, der Bau des Gottleuba-Radweges, der Umbau der Elberadweg-Engstelle am Elbschlösschen sowie der Bau neuer Radabstellplätze am Bahnhof.
Seit 2017 nimmt Pirna am Stadtradeln teil, ein bundesweiter Wettstreit der Kommunen, der Menschen in erster Linie dazu animieren soll, einmal mehr das Auto stehenzulassen und stattdessen mehr Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Zudem leisten die Teilnehmer einen Beitrag zum Klimaschutz – mit der diesjährigen Aktion trug Pirna abermals dazu bei, 32 Tonnen Kohlendioxid zu vermeiden. Das diesjährige Stadtradeln fand vom 25. Mai bis 14. Juni statt, dabei verpassten die Radler allerdings knapp einen neuen Rekord.
Noch am letzten Tag 175 Kilometer abgespult
Beim Stadtradeln erradelten die Mitstreiter in diesem Jahr insgesamt eine Strecke von 193.576 Kilometer, damit bleibt die Rekordmarke von 2023 mit 194.699 Kilometer weiter bestehen. „Hätte es das Regenwochenende im Juni nicht gegeben“, sagt Pirnas Klimaschutzmanager Thomas Freitag, „hätten wir bestimmt die Marke von 200.000 Kilometer geknackt.“
Nachdem in den vergangenen beiden Jahren jeweils Birgit Werske und Gernot Rußig als beste Einzelfahrer aus dem Stadtradeln hervorgegangen waren, gibt es nun neue Sieger in der Einzelwertung. Kati Hatting, 48, schaffte es gleich bei ihrer Stadtradel-Premiere mit 2.017,5 Kilometer aufs Siegertreppchen. „Geplant war das so nicht“, sagt sie. Eines hatte sie sich allerdings vorgenommen: Kati Hatting wollte beim Stadtradeln insgesamt mindestens 2.000 Kilometer zurücklegen.
Der Wettstreit endete an einem Freitag, am Donnerstag schaute sie noch einmal, wie viele Kilometer noch zur geplanten Distanz fehlten – es waren 175. So setzte sie sich am Freitag noch einmal aufs Rad, fuhr nach Ústí in Tschechien, wieder zurück und noch ein Stückchen weiter, dann war es geschafft. „2.000 Kilometer sind also in dieser Zeit machbar“, sagt sie, „aber dann macht man fast nichts Anderes außer arbeiten und Rad fahren.“ Kati Hatting kam in den letzten Jahren zum Radfahren, inzwischen ist es ihre große Passion, in diesem Jahr hat sie schon 11.000 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt. Und die nächste Herausforderung wartet schon: Kati Hatting hat einen Startplatz beim Ötztaler Radmarathon in den Alpen ergattert – 230 Kilometer Strecke mit insgesamt 5.500 Höhenmetern.
Vorsatz: Mindestens 100 Kilometer pro Tag
Bei den Männern siegte Ulrich Keffel, der 70-Jährige erradelte 2.101,8 Kilometer. Sportlich ist er schon immer, er spielte lange Volleyball, ging lange Zeit laufen und stieg dann später um aufs Fahrrad, um die Gelenke zu schonen. Ulrich Keffel sitzt fast täglich auf dem Sattel, im Jahr schafft er locker 3.000 Radkilometer. Oft fährt er Strecken zwischen 15 und 20 Kilometer, aber auch mal längere Touren wie von Hamburg nach Pirna oder an der Oder entlang bis Stralsund. „Ich fahre Rad, um mich fit zu halten“, sagt er. Seit Anbeginn ist er beim Stadtradeln dabei.
Bei der diesjährigen Auflage war sein Ziel, jeden Tag mindestens 100 Kilometer zu fahren, das hat er im Durchschnitt geschafft. "Mit der Gesamtstrecke in diesem Jahr", sagt Ulrich Keffel, "wäre ich von hier bis Moskau gekommen." Schlechtes Wetter kennt er nicht, fürs Radfahren geht es auch bei Wind und Regen raus.
Darüber hinaus prämierte die Stadt weitere Sieger in den Kategorien Vereine, Unternehmen, Schulklassen und Bürgerengagement. Und wie gehabt, spendete die Volksbank Pirna für jeden geradelten Kilometer ihres eigenen Teams 10 Cent und rundete den Betrag noch auf. So kamen 2.800 Euro zusammen, die als Spende an die Verkehrswacht Sächsische Schweiz gingen.
Die Sieger der einzelnen Kategorien (jeweils die drei Erstplatzierten)
Schulklassen:
- Herder-Gymnasium, Klasse 10/5 (30 Teilnehmer, 6.633 Kilometer)
- Pestalozzi-Oberschule, Klasse 8a (24 Teilnehmer, 6.192 Kilometer)
- Schiller-Gymnasium (22 Teilnehmer, 5.984 Kilometer)
Vereine/Verbände:
- Bike Passion Pirna (51 Teilnehmer, 12.534 Kilometer)
- Hort „Die Schlaufüchse“ (85 Teilnehmer, 9.169 Kilometer)
- Kirchenkreis „Anders wachsen“ (29 Teilnehmer, 6.079 Kilometer)
Unternehmen:
- Zweirad Gollmann (74 Teilnehmer, 34.142 Kilometer)
- Volksbank Pirna (75 Teilnehmer, 27.115 Kilometer)
- Sachsenforst (51 Teilnehmer, 15.910 Kilometer)
Bürgerengagement/Ortsteile:
- Team Joseph-Haydn-Straße und Freunde (20 Teilnehmer, 4.287 Kilometer)
- Team Beethovenstraße (14 Teilnehmer, 2.557 Kilometer)
- Team „IPO Exit“ (13 Teilnehmer, 2.363 Kilometer)