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Eine neue Brücke für die Dresdner Ostumfahrung

In Eschdorf nimmt ein weiteres Bauwerk für die S177 Gestalt an. Und 2023 steht dann auf dem Abschnitt Wünschendorf/Eschdorf Großes bevor.

Von Thomas Möckel
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Straßenbauchef Holger Wohsmann (l.) und Bauleiter Torsten Steinich an der neuen Brücke: 2023 wird es an der S177 dann richtig spannend.
Straßenbauchef Holger Wohsmann (l.) und Bauleiter Torsten Steinich an der neuen Brücke: 2023 wird es an der S177 dann richtig spannend. © Karl-Ludwig Oberthür

Zum Einsatzort geht es diesmal nur langsam und rückwärts. Im Schritttempo steuert der Lkw-Fahrer die Fuhre über einen hügeligen, staubigen Feldweg, kaum breiter als das Gefährt. Vor dem Transport läuft ein Einweiser, er gibt dem Fahrer Hinweise, wo und wie er einlenken muss, damit er das Gespann um die engen Kurven zirkeln kann. Das wäre sonst im Rückwärtsschub nicht ganz einfach, Zugmaschine und Auflieger haben insgesamt eine Transportlänge von fast 40 Meter. Etwa 400 Meter sind auf dieses Weise zurückzulegen.

Ziel ist eine Brückenbaustelle auf einem Feld nordöstlich von Eschdorf, einige Häuser am Ortseingang sind in Sichtweite, dazwischen wogt Getreide. Das Bauwerk ist später Teil der neuen Dresdner Ostumfahrung S 177, jene Trasse, die einmal von der A17 in Pirna über Wünschendorf, Eschdorf, Rossendorf und Radeberg bis Leppersdorf an der A4 führen wird.

Der Abschnitt von Pirna bis Wünschendorf ist längst fertig, die Strecke um Radeberg ebenso. Weit fortgeschritten sind die Arbeiten inzwischen auch zwischen Radeberg und Leppersdorf, kräftig gewerkelt wird mittlerweile auch im Bereich Wünschendorf/Eschdorf an der Schnittstelle vom Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zu Dresden. Wegen einer Klage des BUND hatten die Arbeiten auf diesem Teilstück drei Jahre geruht, im Frühjahr 2021 konnte es dann nach einer Klagerücknahme weitergehen.

Weg zum Gickelsberg bleibt

Der 5,4 Kilometer lange Streckenteil von Wünschendorf bis hinter Eschdorf hat es bautechnisch durchaus in sich, die Topografie ist schwierig. Insgesamt müssen die Bauleute dort 14 Brücken und Dämme errichten, über die Hälfte von ihnen ist nun im Bau, auch die Brücke in Eschdorf nimmt nun weiter Gestalt an. Sie entsteht hauptsächlich deswegen, weil die neue S177-Trasse hier Felder und auch Wege zerschneidet. „Wir sind aber bestrebt, eine solche Trennwirkung zu verhindern“, sagt Holger Wohsmann, Chef der Meißner Niederlassung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv).


Mithilfe der Brücke führt später ein Wirtschaftsweg über die S177, damit die Landwirte weiterhin ohne größere Umwege ihr Felder erreichen können. Sie dient aber auch noch einem anderen Zweck. Mitglieder des Eschdorfer Ortsvereins hatten Sorge, die neue Umgehungsstraße könnte auch einen beliebten Wanderweg abschneiden. Doch über die künftige Brücke kann man auch wandern und Rad fahren, sie ist Teil der Achse vom Eschdorfer Spiegelweg hinüber zum Gickelsberg.

Einer der Lkws ist unterdessen an der Baustelle angekommen, er parkt parallel zu den beiden fertigen Widerlagern der Brücke ein. An dem Träger, der auf dem Transporter liegt, befestigen Fachleute Ketten, dann hievt ein Kran das Bauteil empor, dreht sich und lässt es langsam wieder herab. Die Bauleute fädeln es dann an beiden Widerlagern in die Bewehrungseisen ein. Das ist in diesem Fall ungewöhnlich.

Im Rückwärtsgang: Die Brückenträger werden per Tieflader zur Baustelle gebracht.
Im Rückwärtsgang: Die Brückenträger werden per Tieflader zur Baustelle gebracht. © Karl-Ludwig Oberthür
Jetzt einlenken: Mit einer Transportlänge von knapp 40 Meter geht es um enge Kurven.
Jetzt einlenken: Mit einer Transportlänge von knapp 40 Meter geht es um enge Kurven. © Karl-Ludwig Oberthür
Am Haken: Ein Kran hievt die Stahlträger auf die Widerlager.
Am Haken: Ein Kran hievt die Stahlträger auf die Widerlager. © Karl-Ludwig Oberthür
Knifflige Arbeit: Fachleute fädeln den Träger auf die Bewehrungseisen ein.
Knifflige Arbeit: Fachleute fädeln den Träger auf die Bewehrungseisen ein. © Karl-Ludwig Oberthür

Baustart am Rosinendörfchen

Üblicherweise werden die meisten Brücken vor Ort betoniert, doch hier ist das anders. Drei Stahlträger - ihre lichte Weite misst 25,50 Meter, werden einmal die Straße tragen. „Diese Verbundbauweise hat den Vorteil, dass wir für eine große Spannweite vergleichsweise wenig Material brauchen“, sagt Bauleiter Torsten Steinich.

Die stählernen Hohlkästen für die Träger ließ das Lasuv in Magdeburg schweißen, danach gingen sie nach Bautzen, um sie mit leicht überstehenden Betonplatten zu komplettieren. Dann rollten die Transporte über die B6 zur Baustelle, das ging wegen der Überlänge nur nachts. Nach wenigen Stunden waren die Träger montiert. Auf den Stahlbau kommt nun eine Betonplatte, sie wird mit Epoxidharz versiegelt, bevor final der Straßenbelag folgt. Und während auch an anderen Brücken schon gewerkelt wird, soll es an einer bestimmten noch in diesem Jahr losgehen.

Das Lasuv hat jetzt den Auftrag für ein weiteres Bauwerk vergeben, es geht um die Brücke an der Straße „Rosinendörfchen“, wo einmal die Anschlussstelle Eschdorf von der S161 zur neuen S177 entsteht. „Wir hoffen sehr“, sagt Wohsmann, „dass wir noch in diesem Jahr den ersten sichtbaren Baubeginn an dieser Brücke haben werden.“ Und 2023 werde es dann richtig spannend.

© SZ Grafik

Teilfreigabe in Richtung A4

Drei große Baulose stehen im kommenden Jahr auf dem Plan. So soll der Auftrag für die Brücke über den Schullwitzbach vergeben werden, sie entsteht – aus Richtung Wünschendorf gesehen – kurz vor dem Ortseingang Eschdorf. Auch an der Brücke am Doberberg soll es nächstes Jahr losgehen, das Bauwerk für einen Wirtschaftsweg wird oberhalb von Wünschendorf gebaut.

Das Größte aber ist: Laut Wohsmann soll 2023 der Auftrag für den Straßenbau für den 5,4 Kilometer langen Abschnitt von Wünschendorf bis hinter Eschdorf vergeben werden. Gelingt das, könnten die Arbeiten noch im nächsten Jahr beginnen, 2024 wäre das Hauptbaujahr, bis 2026 könnte der Streckenabschnitt dann fertig sein – so ist zumindest der Plan. Voraussetzung dafür ist, dass im Landeshaushalt entsprechende Gelder eingestellt und vom Landtag bestätigt werden.

Für den Bereich, wo die S177 einmal die B6 queren wird, läuft nach Aussage von Wohsmann derzeit das Planfeststellungsverfahren. Es gibt aber noch keine Aussage darüber, wann es abgeschlossen wird. Konkreter sieht es hingegen an anderer Stelle aus. Auf dem Abschnitt der S177 von Radeberg nach Leppersdorf könnte es wohl noch in diesem Jahr eine Teilfreigabe geben – das heißt, Fahrzeuge können dann schon vollständig über die neue Trasse rollen. Komplett freigegeben wird dieses Teilstück offiziell dann aber erst 2023, wenn die Anschlussstelle zur A4 fertiggestellt ist.