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Warum der Verkehr in SOE immer öfter im Kreis fährt

Kreisverkehre lösen viele Probleme auf den Straßen. Doch manche Kreuzungen können auch sie nicht entschärfen.

Von Heike Sabel
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Kleines Bosewitz, viel Verkehr und fünf Straßen bei einer Kreuzung: Das sind ideale Voraussetzungen für einen Kreisverkehr.
Kleines Bosewitz, viel Verkehr und fünf Straßen bei einer Kreuzung: Das sind ideale Voraussetzungen für einen Kreisverkehr. © Daniel Schäfer

Gamig hat einen bekommen, in Heidenau wird der nächste gebaut, für Bosewitz ist einer geplant: Kreisverkehre scheinen die Lösung für viele Probleme auf den Straßen. Sie sind natürliche Temporegulierer und sortieren ohne Ampeln den Verkehr. Trotzdem eignen sie sich nicht überall, wie das Beispiel am Kuxberg in Dohna zeigt. Warum immer mehr Kreisverkehre im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gebaut werden, welche Regeln gelten und wo sie trotz allem nicht helfen.

Wer hat's erfunden? Na ja, vielleicht nicht erfunden, aber seit Jahrzehnten zur Perfektion getrieben haben die Franzosen die Kreisverkehr-Kultur. Inzwischen sind die Kreisel auch bei uns üblich. Heidenau hat inzwischen schon drei und bekommt nun den vierten, der Kreisverkehr Leupoldishain ist ob seiner felsigen Gestaltung berühmt geworden. Egal ob Fernverkehrs- oder Hauptstraßen oder die Kreuzung vieler - ein Kreisverkehr entschärft viel.

Kreisverkehre machen Verkehr flüssiger

So soll es auch in Bosewitz sein. So klein das Dorf zwischen Dohna und Röhrsdorf ist, so viele Autos fahren hier durch - nicht nur bei Sperrungen der Autobahn - und so kompliziert ist die Kreuzung im Dorfkern. In dem treffen insgesamt fünf Straßen - drei Kreis- und zwei kommunale - aufeinander und das zum Teil schwer einsehbar. Deshalb werden nun hier vier Varianten für einen Kreisverkehr geprüft. Wann welche Variante gebaut wird, so weit ist man aber noch lange nicht.

Kreisverkehre eignen sich dort, wo die sich kreuzenden Straßen ähnlich viel befahren sind, sagt Verkehrsingenieur Markus Löffler vom ADAC. Das mache den Verkehr flüssiger. Ist eine Straße hingegen stärker frequentiert als andere, führt ein Kreisverkehr eher zu Problemen, weil die anderen dann drohen abgehängt zu werden.

ADAC: Unfallschäden in Kreiseln geringer

Ein Plus für Kreisverkehre ist aus Sicht des ADAC-Fachmanns auch das geringere Unfallrisiko. Und wenn es kracht, dann sind die Schäden in der Regel geringer, weil die Autos kaum frontal aufeinanderfahren. Unfälle in Kreisverkehren sind dann spektakulär, wenn vor allem nachts Kraftfahrer, die sich nicht auskennen, über die Rondelle fahren. Szenarien, die bereits mehrfach in Leupoldishain an der B172 passiert sind. Hier ereignete sich zuletzt im Februar 2022 ein spektakulärer Unfall. Ein Transporter-Fahrer rauschte über den Kreisverkehr, schlug auf und kam auf der Seite zum Liegen. Die Bremsspur war etwa 85 Meter lang. Der Unfall hatte aber weniger mit dem Kreisverkehr, sondern mit der Fahrweise des damals 33-Jährigen zu tun.

Ende einer Drogenfahrt: Bei diesem Unfall im Februar 2022 am Leupoldishainer Kreisverkehr war der 33-jährige Verursacher geflohen, dann aber in einem angrenzenden Wald gefunden worden.
Ende einer Drogenfahrt: Bei diesem Unfall im Februar 2022 am Leupoldishainer Kreisverkehr war der 33-jährige Verursacher geflohen, dann aber in einem angrenzenden Wald gefunden worden. © Marko Förster

Schwierig wird das Fahren im Kreis, wenn Radfahrer dazu kommen. Wenn es für sie einen Radweg im Kreisel gibt, mag es noch gehen. Beim Rein- und Rausfahren ist gegenseitige Vorsicht und Rücksichtnahme entscheidend. Auch Radfahrer müssen ein Handzeichen geben beim Rausfahren aus dem Kreisel.

Einfache Regeln schwer zu befolgen

Manchmal stehen dem Bau eines Kreisverkehrs auch topografische Gegebenheiten entgegen, so wie am Dohnaer Kuxberg. Hier ist es vor allem die Steigung aus dem Müglitztal, die es Lkw schwer machen würde, wenn sie am Kreisverkehr bergauf halten müssten. Ein provisorischer Kreisverkehr wegen Bauarbeiten hatte sich jedoch zwischen August 2015 und Juni 2017 fast zwei Jahre lang bewährt. Daraus hatten die Befürworter Hoffnung geschöpft. Doch die Verkehrsexperten sahen das kritisch.

So einfach die Verkehrsregeln für Kreisverkehre sind, so schwer sind sie für manche Kraftfahrer einzuhalten: Ohne blinken in den Kreisverkehr fahren, aber nicht ohne zu blinken raus. ADAC-Mann Löffler hat Hoffnung: Umso mehr Kreisverkehre es gibt, umso mehr geht das den Kraftfahrern in Fleisch und Blut über, sagt er.