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Wieso die Partnerstadt Reutlingen in Pirna Theater macht

Der Schauspiel-Verein „Die Tonne“ gastiert am 3. September mit einem besonderen Stück. Darin geht es um Parallelen in einem dunklen Kapitel der Geschichte.

Von Thomas Möckel
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Schauspieler des Reutlinger Straßentheater-Vereins: Künstlerisch mit den Krankenmorden der Nationalsozialisten auseinandergesetzt.
Schauspieler des Reutlinger Straßentheater-Vereins: Künstlerisch mit den Krankenmorden der Nationalsozialisten auseinandergesetzt. © Theater Reutlingen - Die Tonne

Mit dem Straßentheater „Hierbleiben … Spuren nach Grafeneck“ gastiert am 3. September ein ganz besonderes Projekt in Pirna. Die Schauspiel-Truppe „Die Tonne“ aus der Partnerstadt Reutlingen führt auf dem Markt ein Stück auf, dass sich einem dunklen Kapitel der Geschichte widmet – und dabei Bezüge zu Pirna aufweist. „Der Theaterverein aus unserer Partnerstadt ist mit der Idee eines Gastspiels auf uns zugekommen, und wir freuen uns sehr, dass wir es gemeinsam mit der Aktion Zivilcourage realisieren können“, sagt Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos). Die Parallelen in der Historie beider Orte würden so auch in dieser einzigartigen Form erlebbar.

In der früheren Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein hatten die Nationalsozialisten in den Jahren 1940 und 1941 fast 14.000 vorwiegend psychisch und geistig behinderte Menschen ermordet. Sie wurden im Zuge der nationalsozialistischen Krankenmorde – die sogenannte Aktion „T4“ – in einer Gaskammer im Keller der Anstalt umgebracht. In dem Haus befindet sich heute die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, dahinter erinnert ein sieben Meter hohes Kreuz an die Ermordeten.

Auch in Grafeneck, unweit von Pirnas Partnerstadt Reutlingen gelegen, wurden ab 1941 unter dem Decknamen „T4“ erstmals systematisch und in großem Umfang Menschen umgebracht, die von den Nationalsozialisten als „lebensunwertes Leben“ stigmatisiert wurden. Insgesamt wurden in Grafeneck 10.654 Menschen ermordet. 50 Jahre nach den Morden wurde eine Gedenkstätte errichtet, die als offene Kapelle gestaltet ist.

Sonnenstein steht besonders im Fokus

Das inklusive Ensemble des Theatervereins „Die Tonne“ hat sich 2020 und 2021 mit einer spartenübergreifenden, mobilen Produktion diesem Thema gewidmet. Sie greift Fakten und Hintergründe sowie konkrete Biografien von Opfern auf und setzt sich assoziativ und spielerisch in ganz unterschiedlichen Kunstformen damit auseinander. In Pirna nehmen die Schauspieler dabei auch die Schicksale der hier Ermordeten und die Geschichte des Sonnensteins in den Fokus.


Produziert wurde das Stück vom Verein „Theater in der Tonne“ in Reutlingen gemeinsam mit der „BAFF“ – Träger der Lebenshilfe und der BruderhausDiakonie - , der Fakultät für Sonderpädagogik der pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, den BruderhausDiakonie-Werkstätten Reutlingen sowie der Habila GmbH Rappertshofen/Reutlingen. Regie führt Enrico Urbanek, der seit 2001 Intendant des Theaters ist.

Das Straßentheater wird um 14.30 Uhr auf dem Pirnaer Marktplatz aufgeführt. Der Eintritt ist frei.