SOE: Landrat mahnt mehr Nachhaltigkeit an

Mit Corona ging es los, mit dem Ukraine-Krieg findet es seine Fortsetzung: Krisen führen die Schwachstellen unserer Ökonomie vor Augen. Wegbrechende Nachfrage, unterbrochene Lieferketten, abgebrochene Versorgung mit Rohstoffen und Vorprodukten, all diese Probleme stellen die Firmen seit Monaten und fortdauernd vor neue Herausforderungen.
Nachhaltigkeit ist eine Antwort darauf. Aus gutem Grund stellte die Landkreisverwaltung eben dieses Thema in den Mittelpunkt des traditionellen Wirtschaftstages, der am Mittwoch im BSZ Friedrich Siemens Pirna stattfand. Die (politische) Botschaft von Landrat Michael Geisler (CDU) an die knapp 200 Gäste: "Nachhaltigkeit ist nicht nur ein grünes Thema." Es geht längst nicht mehr nur darum, der Umwelt etwas Gutes zu tun oder die Natur zu bewahren. "Wir wollen Ressourcen schonen." Eigentlich eine Selbstverständlichkeit auf einer Erde, die nur begrenzte Ressourcen hat.

Als Vorbild dürfen dabei zahlreiche Unternehmen aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gelten. Landrat Geisler nannte stellvertretend diese:
- Die Firma Watttron aus Freital hat neuartige Siegelwerkzeuge entwickelt, mit denen Mono-Kunststofffolien sowie biobasierte und recycelte Materialien verschlossen werden. Damit können Ressourcen geschont und Energie eingespart werden, Klimaschutz und Kosteneinsparung in einem.
- Die Bäckerei und Konditorei Sauer in Klingenberg hat die Dachflächen des benachbarten Kulturhauses übernommen und mit Solarpaneelen ausgestattet. Damit werden jährlich 120.000 Kilowattstunden Strom produziert. Damit deckt der Betrieb drei Viertel seines Strombedarfs selbst.
- Gastwirt Maik Richter hat in Hertigswalde in der Sächsischen Schweiz hat seinen Gasthof nachhaltig ausgerichtet. Eine moderne Heizanlage mit Holzvergaserkessel, Pufferspeicher und verbundener Solarthermieanlage sogt für Wärme. Über die Hälfte seines Strombedarfs deckt das Unternehmen selbst ab. Für die Gäste gibt es Elektrofahrräder zum Ausleihen, auch hat die Familie Streuobstwiesen und Baumstreifen angelegt.
- Sabine Krüger hat in Neustadt einen Unverpackt-Laden eröffnet. Ihr Ziel: Die Umwelt soll mit weniger Müll belastet werden, außerdem geht sie gegen Lebensmittel-Verschwendung vor.
Sowohl in der Corona-Pandemie als auch in der Ukraine-Krise sieht der Landrat einen Katalysator: Sie beschleunigen Prozesse in der Gesellschaft, zum Guten wie zum Schlechten. Für die Wirtschaft bedeutet das zum Beispiel: Die Genehmigungsverfahren für alternative Energieerzeugung soll drastisch verkürzt werden - mit entsprechenden Konsequenzen für jene, die mehr Solar- und Windkraft wünschen oder eben verwünschen.

Aber es geht auch um den Fachkräftemangel. Die Corona-Krise etwa hat die Lage in der Gastronomie und Hotellerie noch einmal verschärft. Die Fachkräfte der Zukunft hatte der Landkreis auch im Blick, als er zum Wirtschaftstag die Top-Abiturienten der letzten Jahre einlud. "Vielleicht ist der eine oder andere künftige Nobelpreisträger dabei, der dann an seine Heimat denkt", witzelte der Landrat.
Aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten schließlich die beiden Gastredner des Wirtschaftstages das Thema Nachhaltigkeit. Die Journalistin und Physikerin Kristina zur Mühlen skizzierte ausgehend von den Megatrends des 21. Jahrhunderts neue Perspektiven für das Zusammenleben in der Gesellschaft. Professor Christian Berg (Physiker, Theologe und Philosoph) indes erklärte die Hintergründe von Nachhaltigkeit und schlussfolgerte, dass Nachhaltigkeit in den Unternehmen eine Chance für Innovation und Optimierung sein kann.