Merken

Plakat-Experten kaufen T-Online

Das Internetportal mit den meisten Besuchern gehört bald Ströer. Doch die Telekom klinkt sich nicht ganz aus.

Teilen
Folgen
© dpa

Bonn. Dies Telekom verkauft Deutschlands meistbesuchtes Webportal. T-Online gehört dann dem Werbevermarkter Ströer mit Zentrale in Köln. Beide Firmen teilten mit, dass sich die Telekom weiterhin um die E-Mail-Adressen mit der Endung @t-online.de kümmert. Für die Nutzer ändere sich nichts. Es würden auch keine Kundendaten an Ströer weitergegeben.

T-Online und der Telekom-Werbevermarkter Interactive Media haben einen Kaufpreis von 300 Millionen Euro. Ströer überweist diese Summe allerdings nicht, sondern überlässt der Telekom im Gegenzug Anteile: Die Telekom besitzt künftig rund zwölf Prozent der Ströer-Aktien.

Ströer will nach dem Deal noch größer in das Geschäft mit Online-Werbung einsteigen. Bekannt ist das Kölner Unternehmen vor allem für die Vermarktung von Außenwerbung, also etwa auf Plakaten, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Werbebanden in Fußballstadien. Allein in Dresden ist Ströer nach früheren Angaben mit 4 200 Werbeträgern vertreten, darunter Wechselrahmen in Straßenbahnen, aber auch Bildschirme auf Bahnhöfen und in Einkaufszentren. Interactive Media vermarktet zum Beispiel Werbeplätze für gutefrage.net, kicker.de und Autoscout24.

T-Online ist laut der Reichweitenmessung der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (Agof) das größte deutsche Internetportal, vor Ebay, bild.de und Focus Online. Allerdings wird zum Beispiel die Suchmaschine Google bei der Messung nicht berücksichtigt.

Ströer-Chef Udo Müller erhofft sich von dem Geschäft auch Einsparungen bei den Kosten für Nachrichten. „Jetzt bekommen wir die Möglichkeit, beispielsweise Inhalte von T-Online auf unseren öffentlichen Screens zu zeigen“, sagte Müller. „Der Deal ermöglicht uns einen weiteren Schritt, um verschiedene Kanäle miteinander zu vernetzen.“ Auf dem T-Online-Portal selbst solle es unter Ströer-Regie nicht mehr Werbung als bisher geben. „T-Online ist bereits maximal mit Werbung befüllt. Wenn wir etwas verändern, würden wir eher Werbung reduzieren“, sagte Müller.

Das Bundeskartellamt muss über das Geschäft noch entscheiden. Mit der Übernahme würde Ströer zum mit Abstand größten Online-Vermarkter Deutschlands. Das Unternehmen liegt in diesem Markt laut Agof bereits auf Rang 1. Dahinter folgen Axel Springer Media Impact und bei der Reichweite fast gleichauf Interactive Media. Müller zeigte sich zuversichtlich, dass die Wettbewerbshüter den Deal abnicken „Bei einem derart fragmentierten und von amerikanischen Großkonzernen dominierten deutschen Onlinewerbemarkt habe ich keine Bedenken bezüglich der Zustimmung durch das Kartellamt“, sagte er.

T-Online.de sei hoch profitabel, sagte Müller – die Gewinnspanne liege bei 35 Prozent. Aufs Jahr gerechnet würden T-Online und Interactive Media mehr als 100 Millionen Euro zum Ströer-Umsatz beitragen. Zum Gewinn kämen 35 Millionen Euro dazu. Das Geschäft soll voraussichtlich im vierten Quartal abgeschlossen werden. Klappt der Deal, wird die Telekom zu einem der größten Ströer-Aktionäre. So wolle sie an möglichen Wertsteigerungen mitverdienen, sagte Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme. Erst zwölf Monate nach dem Geschäft dürfte die Telekom ihre Aktien weiterverkaufen.

Die Telekom konzentriert sich derzeit auf ihr Geschäft als Netzanbieter und stößt Randgeschäfte ab. Bereits seit mehreren Monaten soll T-Online anderen Konzernen zum Verkauf angeboten worden sein – dabei tat sich die Telekom aber offenbar schwer. Dem vor allem im Digitalgeschäft wachsenden Medienkonzern Axel Springer etwa wurde Interesse nachgesagt, schlussendlich winkte Vorstandschef Mathias Döpfner aber ab. (dpa/SZ)