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Planungsstopp für Pieschener Elbbrücke in Dresden

Erneut hat die Verwaltung vergebens gearbeitet. Weil die Stadt angeblich kein Geld für die Elbquerung hat.

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© André Wirsig

Von Kathrin Kupka-Hahn

War es nur Wahlgeplänkel oder gab es wirklich ernsthafte Absichten? Ende März verkündete Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) bei einer Bürgerversammlung zu aktuellen Bauvorhaben der Stadt in Pieschen noch voller Zuversicht, dass es eine weitere Elbquerung am Pieschener Winkel geben wird. Konkrete Pläne für eine schmale Brücke für Fußgänger und Radfahrer lägen bereits auf seinem Tisch, sagte er damals – kurz vor der Kommunalwahl. Nun rudert er zurück. Und zwar kräftig.

„Wir stecken erst mal keine weitere Energie in dieses Vorhaben“, sagt Marx nun. Im Entwurf für den Doppelhaushalt 2015/2016 seien keine Gelder dafür vorgesehen, begründet er die Entscheidung. Außerdem gebe es eine Vielzahl von Projekten, die wichtiger seien. Welche das sind, sagt er aber nicht. Stellt sich nun die Frage, warum eine Elbebrücke in Pieschen nicht mehr wichtig ist. Zumal sie das bis vor wenigen Monaten noch war. Bereits zu Jahresbeginn hatte Marx Gespräche mit dem Verkehrsministerium geführt. „Eine Brücke am Pieschener Winkel als direkte Verbindung in die Innenstadt würde dort akzeptiert“, sagte er Anfang April. Schließlich würden die beiden boomenden Quartiere Friedrichstadt und Pieschen durch sie verbunden, so eines der Argumente für den Brückenbau. Außerdem würde sie der Elberadweg zwischen Molenbrücke und Leipziger Vorstadt entlasten.

Aber nicht nur Marx und das Ministerium hatten sich für eine zusätzliche Elbquerung ausgesprochen, sondern auch die Verkehrsplaner. Ende 2013 wurde der Verkehrsentwicklungsplan 2025 plus (VEP) der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieser analysiert ausführlich, wie sich der Verkehr in Dresden bis 2025 und darüber hinaus entwickeln wird, welche Ziele und Prioritäten es gibt und welche Strategien dafür entwickelt werden müssen.

Die Stadtteilumfrage im Dresdner Norden

Die Diskussion um eine weitere Elbbrücke für Fußgänger, Radfahrer und Straßenbahnen ins Ostragehege ist Teil der großen SZ-Stadtteilumfrage im Dresdner Norden. Bitte machen Sie mit und rufen Sie bei der SZ an. Es geht dabei um folgende Fragen:

Immer wieder diskutieren Politiker der Stadt eine zusätzliche Elbquerung in Pieschen für Fußgänger, Radfahrer und Straßenbahnen. Halten Sie das für sinnvoll?

Die Stadt will den Platz um den Goldenen Reiter verschönern. Dafür soll die Gagfah zwei Wohnblöcke an der Großen Meißner Straße zum Barockviertel hin abreißen. Finden Sie das richtig?

Die Königsbrücker Straße soll vierspurig ausgebaut werden, damit der Verkehr hier flüssiger rollt. Halten Sie das für notwendig?

Das Handelsunternehmen Globus möchte in der Nähe des Neustädter Bahnhofs ein riesiges Einkaufszentrum bauen. Braucht Dresden dieses?

Bis 21. August ist Ihre Meinung gefragt. Rufen Sie von 9 bis 18 Uhr an unter 0351/4864-2299

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Für Pieschen wird im VEP eine weitere Elbquerung gefordert. Denn die Planer prognostizieren, dass der Verkehr im Dresdner Nordwesten weiter zunehmen wird. In den Stadtteil ziehen immer mehr Familien. Zudem sind weitere Wohngebiete beispielsweise entlang der Sternstraße oder die Hafencity geplant. Aber auch die Zahl der Radfahrer und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel wie Bus und Bahn wird weiter steigen. Entlastung könnte nach Ansicht der Verkehrsplaner eine zusätzliche Elbquerung schaffen – für Autos, Straßenbahnen, Fußgänger und Radfahrer. Vorstellbar sei eine Elbbrücke in Verlängerung der Erfurter Straße.

Doch bis es diese Verbindung ins Ostragehege wirklich geben wird, vergehen noch Jahre. Die Stadtplaner rechnen damit, dass diese erst nach 2025 gebaut wird. Deshalb muss eine Zwischenlösung her. Das könnte eine Fährverbindung vom Pieschener Winkel ins Ostragehege sein. Damit würde nicht nur eine bessere Anbindung zum Messegelände geschaffen, sondern auch der Verkehr am Dreyßigplatz, in der Lommatzscher Straße, in der Washingtonstraße und auf der Flügelwegbrücke entlastet, begründen die Verkehrsplaner. Eine Fähre wiederum lehnen die Dresdner Verkehrsbetriebe ab. Der Betrieb sei nicht wirtschaftlich.

Marx‘ Mitarbeiter im Stadtplanungsamt haben deshalb an einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer gearbeitet. Wie sich nun herausstellt, war ihre Arbeit vergebens. Wie mit den Entwürfen für eine Pieschener Elbbrücke weiterverfahren wird, ist derzeit unklar. „Nach der Sommerpause werden wir im Bauausschuss darüber berichten“, sagt er dazu.