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Plattenbau ohne DDR-Flair

Am Montag haben die Schüler der Oberschule Mitte das sanierte Hinterhaus in Beschlag genommen.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Der erste Tag nach den Herbstferien beginnt für die Schüler der Oberschule Mitte besonders gut. Denn der Wecker klingelt etwas später als gewöhnlich. Erst um 9.25 Uhr müssen sie zum Unterricht kommen. Eine Ausnahme, damit alles gut klappt, wenn zum ersten Mal nach über einem Jahr wieder im Plattenbau hinter dem Roseggerhaus in der Wasastraße unterrichtet wird. Früh bekommen deshalb zu erst die Lehrer eine Einweisung im frisch sanierten Haus, ehe die Schüler ihre neuen Klassenzimmer in Beschlag nehmen.

Nach über einem Jahr Bauzeit wird im ehemaligen Plattenbau jetzt wieder unterrichtet.
Nach über einem Jahr Bauzeit wird im ehemaligen Plattenbau jetzt wieder unterrichtet. © Norbert Millauer

Für rund zwei Millionen Euro wurde die 1986 erbaute Platte hinter dem Haupthaus in den letzten Monaten saniert. Von außen und von innen erinnert jetzt nichts mehr an das DDR-Flair, das vor der Sanierung dort herrschte. Alles sieht nun modern aus. Die grau-braune Fassade ebenso wie die Flure, deren weißer und grauer Anstrich an einigen Stellen mit Hellblau abgesetzt ist.

„Denkt daran, das ist hier alles frisch gestrichen“, ruft Herr Heine. Der Lehrer steigt mit dem Ethikkurs der Klasse 8a die Treppen in den zweiten Stock hinauf. „Das soll nicht in einer Woche schon eingesaut sein“, ermahnt er. Im Unterrichtsraum 02.08 dürfen sich die Schüler ihre Plätze suchen. Die erste Reihe lassen sie natürlich aus. Die neuen hellgrünen Stühle machen den Raum freundlich. Es sieht richtig schön aus, sagen die Schüler.

Das findet auch Schulleiter Roland Bösel so. Nur im Keller des Hauses sei noch nicht alles fertig, sagt er. Dort soll später unter anderem der Schulklub einziehen. Im Mehrzweckraum gibt es jetzt eine Bühne. Geschauspielert wird an der Schule in der Theater AG und teilweise auch im Rahmen des Deutschunterrichts, erklärt Bösel. Typisch für eine Oberschule sei auch der Hauswirtschaftsraum. Dort haben die Schüler jetzt viel Platz zum Kochen. Auch der Werkenraum ist ganz neu. Außerdem gibt es im Hinterhaus jetzt einen Aufzug und eine behindertengerechte Toilette. Die Oberschule Mitte ist eine von Radebeuls barrierefreien Schulen. Damit Rollstuhlfahrer in die Räume kommen, wurden die Türen verbreitert. Neue Akustikdecken dämpfen den Schall in den Klassenräumen.

Bis zuletzt wurde im neuen Schulhaus geräumt. Am Montagmorgen eilt eine Lehrerin noch mit zwei Grünpflanzen unterm Arm durch den Flur. Eine andere trägt Landkarten in einen Klassenraum. Auch der Stundenplan musste in den Herbstferien neu erarbeitet werden, sagt Bösel. Denn jetzt lernen wieder deutlich mehr Schüler in der Wasastraße. Während der Sanierung wurden zwei Klassenstufen im Ausweichobjekt auf dem Augustusweg unterrichtet. Dass jetzt wieder alle beieinander sind, erspart den Lehrern wichtige Zeit, weil sie nicht mehr zwischen den Gebäuden wechseln müssen.

Eigentlich sollte der ehemalige Plattenbau schon nach den Sommerferien fertig saniert sein. Doch die Arbeiten verzögerten sich, weil es unvorhergesehene Probleme mit der Statik gab. Das ging schon beim Gerüstbau los. An den Platten des Hauses konnte das erste Gerüst nicht befestigt werden. Deshalb wurde ein freitragendes Modell aufgebaut, das am Boden mit Wassertanks beschwert wurde, damit es nicht umkippt. Statikprobleme mussten auch ausgeglichen werden, weil die neuen dreifachverglasten Fenster viel schwerer sind als die alten.

Im Treppenhaus wurden zusätzliche Handläufe aufgeschweißt, die aus Sicherheitsgründen jetzt weiter oben entlang der Treppen verlaufen. Neue Brandschutztüren aus Glas entsprechen den Vorschriften. Die Räume wurden mit neuen Tafeln ausgestattet. Insgesamt hat die Stadt rund 80 000 Euro in die Innenausstattung investiert. Noch mal so viel in neue Computertechnik.

Im Ethikkurs der 8a geht nach fünf Minuten noch einmal die Tür auf. „Ich habe mich verirrt“, entschuldigt der Schüler seine Verspätung und huscht in den Raum. Am ersten Tag kann das schon passieren, verzeiht der Lehrer. Dann geht es mit dem Unterricht los.