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Platzsturm in Cottbus

Der einstige Fußball-Bundesligist Energie Cottbus ist erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Viertklassigkeit abgestürzt. Die Lausitzer mussten gegen den FSV Mainz 05 II eine bittere 2:3 (0:0)-Niederlage einstecken.

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© dpa

Wolfgang von der Burg

Cottbus. Der Frust sitzt tief, die Konsequenzen sind unabsehbar. Erstmals seit 19 Jahren spielt der FC Energie Cottbus nicht mehr im deutschen Profi-Fußball. Die Profis hatten Tränen in den Augen, 300 bis 400 Ultras machten ihrem Ärger bei einem Platzsturm nach dem Abpfiff Luft. Mit Sprechchören wie „Vorstand raus“ forderten sie nach der bitteren 2:3 (0:0)-Niederlage gegen den FSV Mainz 05 II den Rücktritt von Clu-Chef Wolfgang Neubert und des Präsidiums.

Ausgerechnet im 50. Jahr der Vereins-Gründung ist Energie als Tabellen-19. erstmals in seiner Geschichte in die Viertklassigkeit abgestürzt. Zudem traf es am letzten Spieltag auch die Stuttgarter Kickers (0:1 gegen Chemnitz), da sich Wehen-Wiesbaden (3:1 über VfB Stuttgart II) und Werder Bremen II (2:1 in Aalen) mit Siegen im jeweils letzten Saisonspiel retteten.

Zwölf Minuten war auch für die Cottbusser der Klassenverbleib zum Greifen nahe, als Richard Sukuta-Pasu mit zwei Treffern (56./Foulelfmeter, 77.) den 0:1-Rückstand durch Gäste-Stürmer Julian Derstroff (48.) zur 2:1-Führung gedreht hatte. Doch zwei weitere Treffer der Mainzer in der Schlussphase durch Fabian Kalig (89.) und Marcel Costly (90+1.) besiegelten die folgenschwere Niederlage der Cottbuser.

Fabio Kaufmann war das Entsetzen im Gesicht abzulesen: „Es geht mir nicht aus dem Kopf, wie wir zwei Minuten vor dem Ende noch alles verlieren. Ich spüre nur noch eine große Leere im Kopf. Es ist ein Scheiß-Gefühl.“

Trainer Claus-Dieter Wollitz nahm seine Profis in Schutz. „Den Spielern fehlte es nicht an Einstellung. Die Verantwortung für diesen Abstieg müssen andere tragen, die den Profis ihre Anerkennung versagten“, meinte er ergriffen. Der Coach war seiner Mission als „Retter“ mit nur zwei Siegen in fünf Spielen nicht nachgekommen. „Die Gründe für diesen Abstieg sind nicht in diesem Spiel zu suchen. Die Fehler sind weitaus früher gemacht worden“, kritisierte er.

Präsident Wolfgang Neubert verharrte zunächst in einer Schockstarre. „Bis zuletzt haben wir versucht, den Worst Case zu verhindern. Jetzt müssen wir uns damit beschäftigen, welche Auswirkungen das für uns hat“, sagte er dann fassungslos. Die Konsequenzen für den Verein und die gesamte Region werden riesig sein. Kaum ein Spieler hat einen Vertrag für die vierte Liga, die Verantwortlichen in der Clubführung werden sich Gedanken machen müssen, wie der Verein wieder auf die Beine kommt.

Ein Kuriosum, das die Mannschaft nicht tröstete: Noch nie zuvor war ein Team mit 42 Punkten aus der 3. Liga abgestiegen. Doch die schwächste Offensive der Liga (32 Treffer) und die Bilanz als schwächstes Heim-Team mit nur drei Siegen vor eigener Kulisse waren am Ende ausschlaggebend für den Absturz. (dpa)