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Plünderung im Bröckel-Hochhaus

In dem Gebäude sind Diebe unterwegs. Mehrere Türen wurden aufgebrochen. Einer Rentnerin ist der Kühlschrank gestohlen worden.

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© Sven Ellger

Von Sandro Rahrisch

Das Hochhaus am Pirnaischen Platz lässt Henrietta Naudszus einfach nicht los. Erst brannte eine Wohnung unter ihr, dann fiel im Herbst wochenlang die Heizung aus und Tage später verbot ihr die Bauaufsicht, weiter darin zu wohnen. Am Sonnabend ist die 81-jährige Dresdnerin nun ausgezogen. In Ruhe einschlafen konnte sie am Ende des Tages aber nicht. Denn während ihre Enkel Umzugskisten ins Erdgeschoss schleppten und Tochter Julia mit dem Auto Möbel quer durch die Stadt karrte, haben unbekannte Täter den Kühlschrank der Rentnerin gestohlen.

Was im Hochhaus übrig blieb

Die letzten Mieter ziehen aus dem "Bröckel-Hochhaus" am Pirnaischen Platz aus.
Die letzten Mieter ziehen aus dem "Bröckel-Hochhaus" am Pirnaischen Platz aus.
Die letzten Bewohner lassen dabei auch viel zurück.
Die letzten Bewohner lassen dabei auch viel zurück.
Die Stereoanlage wollte der Besitzer wohl nicht mehr haben.
Die Stereoanlage wollte der Besitzer wohl nicht mehr haben.
Einer der Flure - übersät mit Müll.
Einer der Flure - übersät mit Müll.
Dieser Satz spricht wohl für sich.
Dieser Satz spricht wohl für sich.
Gekritzel und Sprüche zieren hier viele Wände.
Gekritzel und Sprüche zieren hier viele Wände.
Auch an dieser Tür hat man sich verewigt.
Auch an dieser Tür hat man sich verewigt.
Die Hinterlassenschaften von Tauben sind in dem Hochhaus ebenfalls unübersehbar.
Die Hinterlassenschaften von Tauben sind in dem Hochhaus ebenfalls unübersehbar.
Ob diese Satellitenschüssel noch vor der Sanierung des Hauses verschwindet?
Ob diese Satellitenschüssel noch vor der Sanierung des Hauses verschwindet?
Die Verkehrsüberwachungskamera wird sich wohl zumindest temporär ein neues Dach suchen müssen.
Die Verkehrsüberwachungskamera wird sich wohl zumindest temporär ein neues Dach suchen müssen.
Am Ende ist er einer der letzten im Bröckel-Hochhaus: Bender aus der Zeichentrickserie "Futurama".
Am Ende ist er einer der letzten im Bröckel-Hochhaus: Bender aus der Zeichentrickserie "Futurama".

„Er stand unten vor dem Fahrstuhl“, erzählt Julia Naudszus. Unbeaufsichtigt, gibt sie zu. Als letztes sollte er abends in die neue Wohnung transportiert werden. Zwischendurch war sie unterwegs, auch im Baumarkt, um die neue Küchenarbeitsplatte zusägen zu lassen. Doch offenbar konnten Diebe irgendwie ins Haus gelangen und mit dem Kühlschrank entkommen.

Nun steht Henrietta Naudszus ohne da. Schon Tage zuvor seien Plünderer durchs Haus gezogen, sagt die Rentnerin. Als sie aus ihrer Wohnung im fünften Stock kam, um weitere Umzugskisten abzustellen, hätten Unbekannte darin gewühlt. Sie habe sie angesprochen, warum sie das tun. Es seien doch ihre Sachen. „Da steht doch kein Name dran, haben sie mir geantwortet“, so Naudszus, die sich nicht mit den Fremden anlegen wollte. Sie habe auch beobachtet, wie Türen aufgebrochen wurden. Das Misstrauen im Haus ist groß, wie sich am Dienstag zeigte. Mieter, die noch keine neue Bleibe gefunden haben und vorerst weiter in dem Hochhaus wohnen, reagieren nur zögerlich auf das Klopfen an der Tür. Einige haben sich nicht nur ein einfaches Vorhängeschloss zugelegt, sondern ganze Türverriegelungen.

Viele ehemalige Mieter haben Dinge zurückgelassen, die sie nicht mehr brauchen. Wer ins Haus gelangt, findet alte Staubsauger, Sitzecken, Teppiche und sogar eine Stereoanlage. Bei der Polizei sind bislang keine Plünderungen im Hochhaus angezeigt worden, so eine Sprecherin zur SZ. Ein Besuch am Dienstag zeigte aber, dass über 30 Türen in dem Gebäude aufgebrochen oder nicht abgeschlossen waren.

Die Stadtverwaltung ist der Ansicht, dass der Hauseigentümer das Gebäude vor Vandalismus schützen muss. Dass unerwünschte Bewohner einziehen, sei aber unwahrscheinlich, so ein Rathaus-Sprecher. Immerhin würden Strom und Wasser abgeklemmt. Wann das passieren wird, ist allerdings noch unklar. Mindestens fünf Bewohner werden nach Ablauf der Auszugsfrist am 1. März noch im Hochhaus leben (die SZ berichtete).