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Legt wer die Axt an die 1.000-jährige Eiche?

Ein Kalkhaufen neben dem Naturdenkmal alarmiert Kritiker in Herwigsdorf. Der Naturschutz hat sich ein Bild gemacht. Im Hintergrund schwelt ein anderer Streit.

Von Anja Beutler
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Anwohner fürchten, der Kalk schadet dem stattlichen Naturdenkmal in Herwigsdorf.
Anwohner fürchten, der Kalk schadet dem stattlichen Naturdenkmal in Herwigsdorf. © Matthias Weber/photoweber.de

Wie auf einer Deponie sehe es aus rund um die 1.000-jährige Eiche in Herwigsdorf, schildert eine SZ-Leserin mit hörbarer Entrüstung. Ein großer Berg Kalk sei unmittelbar neben dem Baum abgelagert worden. Der Wind lässt es immer wieder stieben und stauben.

Auch das Naturdenkmal sei bereits in Mitleidenschaft gezogen, fügt die Frau hinzu, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie hat deshalb den Landkreis alarmiert und zu einem Vor-Ort-Termin gebeten, weil der sich um Naturdenkmale dieser Art kümmert.

Die Reaktion ging rasch: Ein Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde sah sich die Sache Ende vergangener Woche bereits genauer an. Mit dabei waren neben der Kritikerin noch weitere Bürger sowie kurzfristig auch der Geschäftsführer der Agrofarm Herwigsdorf.

Dass Agrofarm-Chef Matthias Döcke, den die Kritikerin als den Verursacher der Misere sieht, rein zufällig vor Ort war, bestätigt dieser auf Nachfrage. Er erklärt zudem, dass es sich bei dem Kalkhaufen um ein Zwischenlager handele, das in den nächsten drei bis vier Wochen verschwunden sein wird, weil der Kalk auf den Landwirtschaftsflächen ausgebracht werde.

Leise rieselt der Kalk - ganz nah an der 1.000-jährigen Eiche in Herwigsdorf.
Leise rieselt der Kalk - ganz nah an der 1.000-jährigen Eiche in Herwigsdorf. © Matthias Weber/photoweber.de

Von Vorwürfen, der Kalk schade dem Baum, sprach der Naturschutz-Experte des Landkreises die Agrofarm frei: "Konkrete Hinweise auf eine Schädigung des Baumes aufgrund der gelagerten Materialien sind nicht ersichtlich." Dass der Baum ein Problem hat, verschweigt der Landkreis aber nicht - das hänge jedoch nicht mit dem Kalk zusammen. 2016 wurde ein Baumgutachten erstellt und dabei ein Pilzbefall bemerkt. 

Zum Erhalt des Naturdenkmales wurden daher "baumerhaltende Maßnahmen" festgesetzt. Anzeichen, dass sich der Zustand der Eiche zwischenzeitlich signifikant verschlechtert habe, seien nicht zu erkennen. Grundsätzlich sei zwar versiegelter Boden rund um einen Baum als Beeinträchtigung zu sehen. Allerdings waren Straße und der genutzte Lagerplatz im Umfeld des Baumes bereits vorhanden, bevor die Eiche im Jahr 2000 unter Schutz gestellt wurde.

Thema war bereits geklärt

Rosenbachs Bürgermeister Roland Höhne (CDU) kann die Aufregung nicht recht verstehen: Bereits im vergangenen Jahr sei der Naturschutz des Kreises bei einen Vor-Ort-Termin zusätzlich zu dem Kalkhaufen befragt worden, weil einige Leute besorgt gewesen seien.

Der Kreisvertreter habe auch damals keinerlei Probleme gesehen. "Darüber habe ich anschließend auch im Amtsblatt informiert", betont Höhne. Dass diese Geschichte nun erneut wieder hochkocht - zumal die Agrofarm einen befestigten Ablageplatz ordnungsgemäß nutze - rechnet er auch den aktuellen Diskussionen um den Stallneubau der Agrofarm zu. Der Landwirtschaftsbetrieb stehe offenbar auch deshalb unter besonderer Beobachtung.

Um das Problem aus dem Weg zu schaffen und die Situation auch optisch zu verbessern, hat der Bürgermeister mit dem Unternehmen gesprochen: "Im kommenden Jahr soll der Kalk an anderer Stelle abgelagert werden", fasst Höhne das Ergebnis zusammen. Döcke bestätigt das und betont: "Uns wäre es auch lieber, den Kalk sofort bei Anlieferung auszubringen. Dass wir ihn zwischenlagern, ist ein Zugeständnis an die Spedition, die so besser arbeiten kann."

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