Von Peter Ufer
Die Proteste gegen den umstrittenen Elbbrückenbau am Waldschlößchen gehen weiter. „Es wird keine Ruhe geben“, sagte Thomas Friedländer von der Bürgerinitiative „Welterbe erhalten“ gestern Abend auf der Demonstration auf dem Neumarkt. Rund 3000 Dresdner waren zu dem Protest gekommen.
Bereits am Sonnabend hatten sich Dresdner der Initiative mit Overall bekleidet, diese mit Namen der Verantwortlichen wie Ministerpräsident Georg Milbradt gekennzeichnet und mit Kettensägen symbolisch Bäume zersägt. Trotz der Proteste wurde eine Reihe von Bäumen gefällt, darunter 100-jährige Traubeneichen. Friedländer sprach von einer „rein politischen Aktion der Welterbezerstörer“. Die Stadt hatte nach zähem Streit und juristischen Auseinandersetzungen am Montag mit dem Bau der Waldschlößchenbrücke begonnen.
Dagegen richtete sich gestern der Protest auf dem Neumarkt. Demonstranten entzündeten 1000 Kerzen als SOS für den Erhalt des Welterbes. Neben mehreren anderen Redner sagte Christian Decker von der Interessengemeinschaft Weinbergkirche Pillnitz e. V.: „Ist es nicht ein Irrsinn, dass wir den Politikern hinterherlaufen müssen, damit das Welterbe erhalten wird!?“
Die Kritik richtete sich gegen Ministerpräsident Georg Milbradt, der mit der CDU-Regierung und den Stadträten der CDU und der FDP den Bau der Brücke nach den alten Plänen durchsetzte und daran festhielt. Der Landtagsabgeordnete der Grünen Karl-Heinz Gerstenberg hält die neue Einsicht Milbradts für einen veränderten Brückenbau für reine Taktik. „Der Bau mit dem Charme einer Panzersperre wird dadurch nicht besser. Nur ein Tunnel ist ein wirklicher Kompromiss.“
Auch der Chef der Linksfraktion im Landtag, André Hahn, kritisierte Milbradt. „Wenn der Ministerpräsident behauptet, der Welterbetitel sei für das Elbtal sei verzichtbar, so irrt er“, sagte der Linke. Es brauche einen neuen Bürgerentscheid, denn bisher hätten die Dresdner nicht zwischen Welterbetitel und dem Bau der Brücke entscheiden können. SPD-Abgeordnete Martin Dulig unterstützte den Protest gegen den geplanten Brückenbau.
Wegen des Bauwerks wird die Unesco dem Elbtal den im Juli 2004 verliehenen Welterbe-Titel voraussichtlich aberkennen. Das Sächsische Oberverwaltungsgericht hatte vorige Woche den Weg für den Brückenbau geebnet und einen vom Verwaltungsgericht Dresden verfügten vorläufigen Baustopp aufgehoben. Im Hauptsacheverfahren geht der Rechtsstreit aber weiter. Anfang 2008 wird das Verwaltungsgericht Dresden über 21 Klagen von Anwohnern und Verbänden gegen die Brücke verhandeln.