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14 Jahre unter alter Adresse gefahren

Seine Nachlässigkeit muss ein Deschkaer Bürger mit einer Geldstrafe büßen:Er hat vergessen, den Straßennamen in seinen Fahrzeugpapieren ändern zu lassen.

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Von Steffen Gerhardt

Eineinhalb Jahrzehnte ging es gut – und nun ist es doch herausgekommen: Günter Neu fährt noch unter alter Adresse mit seinem Auto. Statt Auenstraße stand bis vor kurzem die Dorfstraße in den Papieren. Dabei muss der Deschkaer schmunzeln, denn in seinem Dorf wurden die Straßennamen bereits 1998 geändert, als Deschka und Zentendorf zur Gemeinde Neißeaue kamen. Bisher ist es aber keinem aufgefallen, dass er mit „falschen Papieren“ unterwegs war. Das spricht für einen vorbildlichen Kraftfahrer, auch heute noch.

„Aufgeflogen ist die Sache erst durch meinen Enkel, der mit meinem Auto in Görlitz ein Knöllchen kassierte“, erzählt Günter Neu. Denn statt es gleich vor Ort zu bezahlen bestand er auf den Bescheid – und den schickte die Bußgeldstelle in die Dorfstraße nach Deschka. Doch die Post fand sie nicht, da es die Dorfstraße nur noch in Zodel gibt. Also ging das Knöllchen zurück und die Behörde wurde hellhörig. Sie eröffnete ein Verwarnungsverfahren gegen den Halter des Pkw, also gegen Günter Neu. Dieser bekam dazu ein Schreiben, innerhalb von acht Tagen seine Adresse in den Fahrzeugpapieren ändern zu lassen.

Doch so einfach war es für Günter Neu nicht, diese Frist einzuhalten. „Mein Enkel hatte das Auto mit nach Frankenberg genommen und damit auch den Fahrzeugschein. Ich stand ohne beidem da“, erzählt er. Um die Frist nicht verstreichen zu lassen, rief Günter Neu in der Zulassungsstelle an und bat um zeitlichen Aufschub. Eine Woche später rief er nochmals an, da der Enkel beim Bund dient und noch nicht nach Hause fahren konnte. „Bei diesem Anruf sagte man mir, dass der Bescheid schon heraus ist und ich nichts dagegen tun könne. Also wartete ich“, so der Rentner.

Inzwischen fand die Post die richtige Adresse und stellte Günter Neu die gebührenpflichtige Anordnung zu. Diese kostete ihn 30 Euro. Dazu kam die Umschreibungsgebühr von zehn Euro. Die 30 Euro wurmen Günter Neu besonders: „Obwohl ich mich zweimal gemeldet habe, musste ich nun auch noch Strafe zahlen. Das ist für mich die blanke Abzocke des Bürgers.“

Von Amts wegen ist alles korrekt gelaufen, bestätigt Daniela Zschau als Sachgebietsleiterin Kfz-Zulassung. „Das ist vermutlich aus Sicht des betroffenen Bürgers eine überzogene und unnötige Reaktion der Behörde. Im genannten Fall aber, hatte der Halter 14 Jahre Zeit, seiner Meldepflicht nachzukommen.“ Da er dies innerhalb dieser Zeit nicht getan hat, konnte aus Sicht der Behörde kein Terminaufschub mehr gewährt werden.

Damit blieb Günter Neu nur, das Versäumnis nachzuholen und die Forderungen zu begleichen. Dass aber die Dorfstraße in Deschka auch bei der Zulassungsbehörde noch gegenwärtig war, erfuhr er bei der Zulassung des neuen Autos für seine Frau Jutta im jahr 2006. „Statt bei ihr in den Ausweis oder auf den Kaufvertrag zu schauen, nahm man die Daten aus dem Computer und somit stand in ihren Fahrzeugpapieren die Dorfstraße statt der Auenstraße. Doch dieser Fehler wurde von der Behörde schnell und unbürokratisch behoben, ohne dass er uns Geld gekostet hat“, erzählt Günter Neu.