Von Jan Lange
Guten Abend, mein Name ist Andreas Graf und ich begrüße sie bei den Zittauer Filmnächten. So oder ähnlich leitet der 16-Jährige seine abendliche Moderation ein. Jeden Mittwoch steht der junge Zittauer auf der Freilichtbühne in der Weinau und richtet ein paar Sätze an das Publikum. Mal verliert er einige Worte über den Film, der anschließend über die große Leinwand flimmert, mal verlost er einige Plakate und Freikarten. Auch diesmal. Mit dem Mikrofon in der Hand steuert Andreas Graf eine junge Frau auf einer der mittleren Reihen an. Ob sie denn eine Freikarte möchte, lautet seine Frage. Nachdem sie dies bejaht, muss sie sich kurz auf der Bühne verneigen und schon kann sie einen der nächsten Filme kostenlos miterleben. Andreas Graf nimmt derweil Kurs auf einen Zuschauer auf der rechten Seite. Dieser will zwar nichts für eine Freikarte tun, hält diese aber danach trotzdem in den Händen.

Dass der 16-Jährige das erste Mal vor großem Publikum steht, ist ihm nicht anzumerken. Souverän zieht er seine Moderation durch, so als wäre der Parkschüler bereits ein „alter Hase“ auf der Bühne. Nicht nur für ihn ist es eine Premiere. Auch für die Veranstalter. In der mehr als zehnjährigen Geschichte der Zittauer Filmnächte gab es noch keine Einführungen vor den Vorstellungen. Schon im vergangenen Jahr war Andreas Graf von dem Ambiente in der Weinau fasziniert gewesen und kam nun auf die Idee, etwas mehr Unterhaltung in die Zittauer Filmnächte zu bringen.
Statt wie seine Klassenkameraden in der unterrichtsfreien Sommerzeit einem „normalen“ Ferienjob nachzugehen, wollte Andreas Graf nach eigener Aussage etwas Neues probieren. Er bewarb sich beim Theater als Komparse für das Sommertheater auf der Jonsdorfer Waldbühne und nahm gleichzeitig Kontakt zur Hillerschen Villa auf, die das Open-Air-Kino in der Weinau veranstaltet. Während der Parkschüler in Jonsdorf in diversen Kostümen auf der Bühne stand – unter anderem als Indianer und Matrose –, tritt er auf der Freilichtbühne ganz ungeschminkt vor das Publikum.
Auch wenn er über den Inhalt des jeweiligen Films nicht zu viel verraten will, ganz ohne ein paar Infos sollen die Zuschauer nicht in die Vorstellung hineingeworfen werden. Diesmal sei es etwas unpraktisch, findet Andreas Graf, denn gleich läuft die Hitler-Farce „Er ist wieder da“. Und so konzentriert er sich eben ganz auf das Verschenken der Freikarten und Plakate.
Letztere finden zwar keinen Interessenten, für den 16-jährigen Nachwuchsmoderator ist das Publikum dennoch sehr aufgeschlossen. Von den Zuschauern seien die Filmeinführungen sehr positiv aufgenommen worden. Jüngere Gäste seien dabei aber etwas schwerer anzusprechen, sind seine bisherigen Erfahrungen. Bei älteren Zuschauern sei es leichter. Das Publikum in der Weinau ist oft bunt gemischt. Auch diesmal sitzt Jung neben Alt.
Bisher wurden über 2 000 Besucher bei den Zittauer Filmnächten 2016 gezählt. Diesen Wert hatten die Kinomacher 2015 erst am siebenten Wochenende, also eine Woche später, erreicht. Und am Ende waren es über 5 200 Besucher. In die Nähe dieser Zahl will das Team um Tilo Schwalbe auch dieses Jahr kommen. Bei den jüngsten Vorstellungen sind die Zuschauerzahlen zumindest sprunghaft angestiegen. Daran hat sicher auch Andreas Graf seinen Anteil. Zumindest macht ihm das Moderieren auf der großen Bühne sichtlich Spaß. Es sei so interessant, dass der 16-Jährige sogar darüber nachdenkt, beim Fernsehen einzusteigen. Vor oder hinter der Kamera lässt er noch offen. Bislang ist das noch ein Wunsch, aber bald wird es konkreter werden müssen. Im nächsten Jahr schließt er die Oberschule ab. Bis dahin wird er noch weitere Erfahrungen im Medienbereich sammeln. Mit Erik Holm-Langhof, einem Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums, liefert er seit gut zwei Jahren regelmäßig aktuelle Fotos, Videos und Artikel für die Internetseite www.foto-zittau.de.
Die beiden Zehnklässler haben bereits beim Schülerradio zusammengearbeitet. Da die Räume für das Schülerradio im Gymnasium sind und Andreas Graf an der Parkschule lernt, konnte er sich erst nach dem Unterricht hinter das Mikro setzen. Auf der Freilichtbühne ist er noch bis zum 24. August im Einsatz.