Hollywood-Engel retten in Moritzburg die Welt

Meißen/Moritzburg. Etwa 21.45 Uhr ist es soweit. Schloss Moritzburg erhält – verkappt als herrschaftliches Anwesen in Chamonix – seinen großen Auftritt. In dem am Donnerstag deutschlandweit in die Kinos gekommenen Action-Streifen „Drei Engel für Charlie“ erscheint die markante Silhouette der Anlage. Scheinwerfer tauchen die Fassade in neonbuntes Licht. Nobelkarossen fahren vor.
In die hinteren Zuschauerreihen des Saales 2 im Meißner Filmpalast kommt Bewegung. Rund ein Dutzend Mitarbeiter des Schlosses sind heute zur Premiere erschienen. Eine Kinofreundin, welche von der Albrechtsburg nach Moritzburg gewechselt war, hatte den Kontakt hergestellt.
Knapp 14 Tage lang hatte die Filmcrew aus Hollywood das barocke Gelände in Beschlag genommen. Szenen für eine große Party wurden gedreht. Viel mehr drang nicht nach draußen. Alles sei hermetisch abgeriegelt gewesen, sagt der Moritzburger Technikchef Daniel Maaz. Nichts durfte an die Öffentlichkeit gelangen – keine heimlichen Videos, keine Schnappschüsse von Stars und Sternchen. Vor wenigen Monaten, als die ersten Trailer herauskamen, habe das große Rätselraten begonnen, welche Rolle und wie viel Zeit das Schloss eingeräumt bekommen würde.
Die Auflösung an diesem Abend kann sich sehen lassen. Knapp 20 Minuten wird sie dauern. Bei einer großen Party für die Visionäre des Jahres treffen die drei Agenten-Engel Sabina Wilson (Kristen Stewart), Jane Kano (Ella Balinska) und Elena Houghlin (Naomi Scott) auf ihren früheren Chef John Bosley (Patrick Stewart). Der einstige Wohltäter und Weltbeglücker hat jetzt allerdings die Seiten gewechselt. Während in den Sälen und Gängen von Schloss Moritzburg kräftig getanzt und gepichelt wird, kommt es in einem extra zu diesem Zweck von der Requisite eingerichteten Büro abseits der Partyräume zum finalen Countdown. Bösewicht Bosley versucht, eine neuartige Energietechnik in seine Finger zu bekommen, um sie als Waffe zu nutzen. Zwischenrein jagen Sabina Wilson und Elena Houghlin einen fiesen Killer durch die mit Jagdtrophäen gespickten Moritzburger Flure. Da fliegt schon mal ein Glas mit lautem Knall vom Tablett.
In den hinteren Reihen zucken die Schlossmitarbeiter zusammen. Dreharbeiten in einem solchen Gebäude – ausgestattet zum Beispiel mit wertvollen Ledertapeten – zu erlauben, sei immer ein Spagat, hatte die Leiterin des Denkmals Dominique Fliegler im Vorfeld erzählt. Auf der einen Seite steht der Schutz des Kulturguts. Auf der anderen Seite kann der Auftritt in einem solchen Blockbuster durchaus für noch mehr Popularität bei den Besuchern sorgen. Detaillierte Verträge mit der Filmfirma hätten für die Dreharbeiten im Herbst 2018 alles geregelt.
Ende gut, alles gut – sowohl in der Realität, als auch im Film. Der Bösewicht wird nach einigem Hin und Her festgesetzt. Charlies Engel retten wieder einmal die Welt vor dem nahezu sicheren Untergang. Der Sachsen liebstes Jagdschloss kommt ohne nennenswerte Schäden davon. Im Kino-Saal geht langsam das Licht wieder an.
Für den Moritzburger Technikchef Daniel Maaz sind es an diesem Abend vor allem die persönlichen Erlebnisse, welche von diesem außergewöhnlichen Ereignis bleiben. Die 79-jährige Schauspielerlegende Patrick Stewart beobachten zu können, wie er ganz allein auf einer Bierzeltbank sein Essen einnimmt. Das sei schon besonders gewesen, sagt Maaz.
Schlossleiterin Dominique Fliegler denkt über die Zukunft nach. Zwei neue Drehanfragen hätten sie in der Zwischenzeit schon wieder erreicht. Das Abwägen sei nicht immer leicht. Im Zweifelsfalle stehe der Schutz des Schlosses jedoch über dem Kinoerlebnis.
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