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22-Jähriger verarbeitet Müll

Peer Elborg hat in der Zschopaustadt ein neues künstlerisches Zuhause gefunden. Er versucht,aus Recyclingmaterial Neues zu schaffen.

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Von Cathrin Reichelt

Aus dem Speisesaal der ehemaligen Wäschefabrik Planet ist ein Atelier geworden. Aber dort steht keine Staffelei und es riecht auch nicht nur nach Farbe. Die ist in großen Eimern mitten im Raum übereinander gestapelt. An mehreren Stellen hängen alte Fahrradschläuche. An den Wänden lehnen große Bilder. Aus der Ecke ertönt von Amiga-Schallplatten Musik von Louis Armstrong und John Lennon. Dahinter steht ein Schlagzeug. Vom Fensterknauf schaut ein Puppenkopf auf die Szenerie.

Taschen aus Lkw-Planen

In dem Raum hat sich Peer Elborg eingerichtet. Der 22-Jährige hat sich verschiedenen Kunstrichtungen verschrieben und ist auf seiner Wanderschaft in Waldheim hängen geblieben. Zuvor war er in Spanien und Frankreich. „Dort habe ich mich an alternativen Projekten beteiligt, einen Zirkus unterstützt und Räume für ein Varieté gestaltet“, erklärt er. Außerdem habe er viel gemalt. In seinen Bildern tauchen immer wieder – mehr oder weniger deutlich herausgearbeitet – Menschen auf. „Der Bezug zu anderen Menschen ist das, was uns neben der Beziehung zu Tieren am meisten beschäftigen müsste“, begründet Elborg. Die Zwischenmenschlichkeit sei ein immer wiederkehrendes Thema.

Neben der Malerei beschäftigt sich der junge Mann mit Recycling-Design. Ständig probiert er neue Dinge aus. So sind schon Umhängetaschen aus Planen von Lastern entstanden, eine Gitarre ohne Saiten aus Stuhlbeinen und ein Sessel aus dem Schlauch eines Laster-Reifens und einem Baunetz. „Der Sitz ist praktisch“, meint der Künstler. „Man kann die Luft rauslassen und ihn klein zusammenpacken. Und wenn zum Beispiel Veranstaltungen sind, haben gleich mehrere Leute darauf Platz.“ Seine Kreationen entwickelt Peer Elborg unter dem Label „Kiss my trash“.

Treffpunkt für Künstler

Obwohl der 22-Jährige nicht weiß, wie lange er in Waldheim bleiben wird, macht er Pläne. Den Raum, in dem er arbeitet und teilweise auch wohnt, will er komplett mit Zeitung tapezieren. „Dadurch kann das Auge des Betrachters immer wandern“, erklärt Elborg. Er wünscht sich eine solche Wandgestaltung zum Beispiel auch für Arztpraxen. Dann hätten die Wartenden immer etwas zu tun und würden nicht nur über ihre Krankheiten sprechen.

Der Raum bei Planet soll zu einem Treffpunkt für Künstler unterschiedlicher Stilrichtungen werden. Außerdem sei unter dem Label „Krasss“ ein Projekt für ökologische Sitzmöbel geplant. In dem neuen Besitzer der Wäschefabrik, Edwin van der Veen, habe Peer Elborg einen Verbündeten gefunden. „Hier habe ich die Möglichkeit, meine Ideen auf professionelle Art umzusetzen“, sagt er.