Von Bernhard Teichfischer
Meißen. Das haben die Klostermauern von Heilig Kreuz in den vergangenen 800 Jahren noch nicht erlebt. Die Elblandphilharmonie, der Meißner Domchor und mehrere Solisten machen sich daran, in der romantischen Kulisse des Denkmals ein Stück zu präsentieren, das fast ebenso alt ist wie das Kloster selbst: Etwa im Jahre 1 250 komponierte der Minnesänger Heinrich Frauenlob zu Meißen den Heilig-Kreuz-Leich, eine Art Theaterstück. Der Künstler konnte sich seiner Zeit mit Berühmtheiten wie Walther von der Vogelweide messen. Notiert wurde damals noch nicht im heutigen Notensystem, sondern der sogenannten Hufnagelnotation. Die kann heute kein Musiker mehr entziffern, deshalb muss das gesamte Werk decodiert und neu komponiert werden.
Premiere in zwei Jahren
Dieser aufwendigen Aufgabe hat sich der aus Dresden stammende Komponist Karsten Gundermann angenommen. Mühsam erschließt er jedes handschriftliche Zeichen und schreibt es um. Aufgeführt werden soll der neu notierte Heilig-Kreuz-Leich erstmals am 14. September 2017 in den Ruinen des Klosters. Dies ist der Tag, an dem das Kloster erstmalig in einer Urkunde erwähnt wurde. „Wir erhalten damit die einmalige Chance, Meißen musikgeschichtlich weiter zu erforschen“, sagt der Chef des im Kloster ansässigen Hahnemannzentrums Helge Landmann. Wie und zu welchen Anlässen wurde das Stück damals aufgeführt? Welche Rolle spielte der Komponist Heinrich Frauenlob von Meißen für die Domstadt und Künstlerwelt? Auf all diese Fragen sollen Antworten gefunden werden.
Parallel dazu muss die Klosterruine als Festspielplatz ertüchtigt werden. Zwar haben die Reste des ehemaligen Zisterzienserinnen-Klosters heute schon ihren romantischen Charme. Für eine Inszenierung dieser Größenordnung ist am Mauerwerk und im Garten aber noch viel zu tun. Das Steingemäuer muss gesichert, Teile restauriert und konserviert werden. Die Grünanlage soll repräsentative Elemente erhalten.
Ein Grundstock
Zumindest ein Grundstock des dafür nötigen Kapitals ist gesichert. Überbringer der finanziellen Hilfe waren jetzt der Meißner Sparkassen-Vorstand Rainer Schikatzki und Landrat Arndt Steinbach (CDU). Gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung spendet die Sparkasse Meißen 25 000 Euro für das Projekt. Das ist etwa die Hälfte des benötigten Geldes. Allein für die Vorarbeiten zum Fest wurden rund 60 000 Euro veranschlagt.
Die Fördermittel-Zusage ist die erste Stütze, die der Verein für seine Vorhaben bekommt. Damit wolle man weitere Geldgeber animieren, auch etwas zu leisten, so Schikatzki. „Wir sind stolz, die ersten zu sein, die dieses hochwertige Kulturprojekt unterstützen.“