Von Reiner Hanke
Geübt fliegt die Hand von Zweig zu Zweig. Mit der Astschere stutzt Gärtner Wolfgang Lau die Seitentriebe der frisch gepflanzten Obstbäume zurück: „Damit sie kräftig austreiben können.“ Golden Delicious steht auf einem kleinen Schildchen. 28Bäumchen hat Wolfgang Lau in den vergangenen Tagen an der verlängerten August-Bebel-Straße in Pulsnitz gepflanzt. Die mündet in einen Wanderweg, der sich vorbei an Aussichtsbänken Richtung Waldrand am Eierberg schlängelt. Und von einer Allee mit Obstbäumen gesäumt ist. Die hatte in den zurückliegenden Jahren Lücken bekommen, sagt der stellvertretenden Bauamtsleiter Dieter Scheffler. Einige altersschwache Bäume mussten gefällt werden, andere waren von allein umgekippt. Insgesamt seien jetzt 60 junge Stämmchen in die Lücken zwischen die alten knorrigen Obstbäume gepflanzt worden, um die Allee zu erhalten. 28 durch die Baumschule Lau. Die meisten stammen aus der eigenen Produktion in Elstra, erklärt Wolfgang Lau. Sie kommen also frisch von der Plantage an den Eierberg und stehen bestens im Saft. Die Butterbirne zum Beispiel oder Kirschbäume mit so kuriosen Namen wie Große schwarze Knorpel und Hedelfinger. Das seien alte deutsche Sorten, die dem rauen, windigen Standort am Eierberg gut gewachsen sind. Gerade mit diesen 28 Bäumen hat es aber noch eine ganz besondere Bewandtnis. Sie werden aus einem bestimmten Grund gepflanzt. Und der liegt sogar in Sichtweite an der StaatsstraßeS95. Dort ragt ein 30Meter hoher Mobilfunk-Sendemast der Gesellschaft O2 wie ein Stachel aus der Postkarten-Landschaft.
Dessen Bau hatte im Vorjahr für viel Unmut bei Anwohnern gesorgt. Trotz Protest ließ sich der Mast nicht verhindern. Jetzt muss der Mobilfunkanbieter immerhin als Ausgleich für den Eingriff in die Natur und das Landschaftsbild eine Pflanzaktion finanzieren.
Diese Auflage wurde von der Naturschutzbehörde des Landkreises erteilt. Dafür berechneten die Fachleute den sogenannten Kompensationsbedarf. Dabei fließen zahlreiche Faktoren ein. Nicht zuletzt ästhetische Aspekte.
Unterdessen bekommen Hedelfinger und Butterbirne von Wolfgang Lau noch einen tüchtigen Schwapp Wasser. Wolfgang Lau blinzelt in die Sonne. Bei diesem herrlich-warmen Frühlingswetter könnten die alten Birnbäume in der Allee noch diesen Monat blühen „und die Wanderer erfreuen“, sagt der Gärtner. Bis die jungen Bäumchen allerdings ihre Blütenpracht entfalten, wird es noch drei-vier Jahre dauern.