Von Thomas Morgenroth
Über 420 Meter der neuen Talsperrenleitung sind knapp vier Wochen nach Baubeginn bereits in der Straße. Damit war gestern im ersten Bauabschnitt zwischen Edle Krone und Jugendherberge Tharandt nahezu die Hälfte der rund 880 Meter langen Rohrleitung verlegt.
„Wir liegen zeitlich im Plan“, sagt Bauleiter Rolf Anke von der Walter-Heilit Verkehrswegebau GmbH aus Chemnitz. Er zerstreut Bedenken, dass die Vollsperrung der Straße länger als vorgesehen andauern wird: „Bis 15. Oktober sind wir fertig“, sagt Anke. Möglicherweise sogar eher, aber darüber will er nicht spekulieren. Denn allein mit der Verlegung der Rohre, die einen Nenndurchmesser von 500 Millimetern haben, ist die Arbeit nicht getan. Erst bei der Druckprüfung kommt die Stunde der Wahrheit.
Zweifel an der Einhaltung des Zeitplanes sind zum Beispiel bei Tharandts Bürgermeister Hagen Sommer aufgekommen. Nicht ganz zu Unrecht: Entgegen den Ankündigungen vom Planungsbüro IPRO Dresden und dem Auftraggeber, der Trinkwasserversorgung Weißeritzgruppe GmbH, wird weder in zwei Schichten noch von beiden Seiten gearbeitet.
„Es ist nur von einer Seite möglich“, erklärt Anke. Die Bauleute müssen einen Abstand von 3,50 Meter zu den Stützmauern der Wilden Weißeritz einhalten, um deren Verankerungen, die so genannten Lanzen, nicht zu beschädigen. Und auf der anderen Seite sind die hohen Wände des Bahndammes, dort ist der Straßenrand ebenfalls tabu. Die Talsperrenleitung muss deshalb über weite Strecken mitten auf der Fahrbahn verlegt werden. „Wir kommen mit den Lkw nicht an der Baustelle vorbei“, erklärt Anke. Aushub wird in Richtung Höckendorf abtransportiert; Sand, Schotter und Abdeckmaterial kommt über die Straße aus Tharandt.
Das aber, betont der Bauleiter, verzögere den Bauablauf nicht. Seiner Meinung nach würde auch ein Zweischichtbetrieb den Fortgang nur unwesentlich beschleunigen, dafür aber die Kosten in die Höhe treiben. „Wir haben statt dessen unsere Kolonnen verstärkt, mit denen wir jetzt im Einschichtbetrieb genauso so schnell vorankommen.“
Rund 30 Meter Rohrleitung bringen die Arbeiter täglich in die Erde. Dank umfangreicher Suchschürfungen, viel mehr als ursprünglich geplant, gibt es beim Ausbaggern kaum unliebsame Überraschungen – von einigen Findlingen abgesehen. Die Beschaffenheit des Untergrundes ist weitgehend bekannt, wie auch die Ausformung der Stützmauern unterhalb der Fahrbahn. Die zusätzlichen Schürfungen, erklärt Polier Jörg Richter, waren vor allem erforderlich, um den genauen Verlauf der alten, im Zuge des Talsperrenbaus 1914 /15 verlegten Leitung aufzuspüren. Wegen der 30 bis 35 Zentimeter starken Asphaltschicht sind die rund 90 Jahre alten Rohre nicht immer genau zu orten.
Außerdem, sagt Bauleiter Anke, hat das Hochwasser von 1958 die Leitung teilweise freigespült und beschädigt. Bei den Reparaturen wurden oft zwischen kurzen Distanzen Bögen eingebaut, deren Lage nirgendwo verzeichnet ist. Nach dem 15. Oktober ist das dann wieder egal: Die alte Leitung geht außer Betrieb. Sie bleibt aber in der Erde und wird mit Fließbeton verfüllt. So entsteht, selbst wenn das Gussrohr komplett verrostet ist, kein Hohlraum unter der Straße.
Nach der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes wird im nächsten Jahr auf der Pienner Straße von der Jugendherberge bis zur Lowa (Eingang Breiter Grund) gebaut und 2004 bis zur Kreuzung Dresdner Straße. Anders als jetzt soll die Verlegung der Rohre in den beiden folgenden Bauabschnitten ohne Vollsperrung über die Bühne gehen. Insgesamt drei Millionen Euro investiert die Trinkwasserversorgung Weißeritzgruppe in die Erneuerung der Talsperrenleitung.