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5 000 Kosaken setzen ganze Gegend in Schrecken

Im Laufe der vergangenen 200 Jahre war die Bevölkerung unserer Gegend zweimal von kriegerischen Ereignissen unmittelbar betroffen: 1813 und 1945. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges dürften mehr oder weniger bekannt sein.

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Von Alfons RycerFuhrmann, Pfarrer.“

Im Laufe der vergangenen 200 Jahre war die Bevölkerung unserer Gegend zweimal von kriegerischen Ereignissen unmittelbar betroffen: 1813 und 1945. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges dürften mehr oder weniger bekannt sein. Doch was wissen wir aus der Zeit der napoleonischen Kriege? Sehr wenig, da aus dem näheren Umfeld nur spärliche schriftliche Quellen vorliegen. Einer, der seine Erlebnisse aus dem Jahr 1813 niedergeschrieben hat, war der damalige Oßlinger Pfarrer Heinrich Fuhrmann.

Unsägliche Übel ertragen

und viel Gutes erzeigt

In den Kirchenbüchern hat er folgendes festgehalten: „Das Jahr 1813 war für ganz Sachsen und auch für uns ein Jahr der Angst und des Schreckens, wo die in Rußland geschlagenen Franzosen sich sammelten und mit den sie verfolgenden Russen und Preußen verschiedene heftige und wichtige Schlachten lieferten. Oßling wurde von den Russen mehrmals geplündert, gebrandschatzt und Pferde und Rindvieh ihnen genommen. Auch mir nahmen die russischen Kosaken zwei Pferde, nachdem ich vom 16. bis zum 19. Mai einen russischen General, zwei Obristen, 22 andere Offiziere und mehr denn 100 Pferde und gemeine Kosaken im Quartiere hatte und alles, was ich nur hatte, durch diese Menschen einbüßte, mißhandelte man mich noch zuletzt. In und um unser Dorf standen damals mehr denn 5 000 Kosaken im Lager und setzten die ganze Gegend in Schrecken. Nach der Schlacht bei Bautzen den 19. und 20. Mai entfernten sich diese bösen Geister von uns. Im September des Jahres hatten wir aber mehr denn vier Wochen stets Russen, welche uns unaufhörlich plagten und schikanierten, plünderten und alles nur mögliche requirierten. Ich habe damals unsägliche Übel ertragen und der hierortigen Gemeinde gewiß viel Gutes erzeigt und ihr treulich beigestanden. Am 1. März kamen die letzten Franzosen und Sachsen aus Rußland zurück. Den 3. Mai war das erste russische Lager in Oßling. Den 11. Mai war ein Gefecht bei Kamenz. Franzosen geschlagen. Den 19. und 20. Mai die Schlacht bei Bautzen und ein russisches Lager in Oßling, Döbra und Zeißholz. Am 5. Juli ein Waffenstillstand, bis 5. August die Franzosen hier. Überall Franzosen im Quartier. Den 16. September großes Gefecht bei Weißig, wo der Prinz Biron von Kurland aus seinem Lager bei Zeißholz und Oßling mit 5 000 russischen Kosaken bei Weißig die königlich-württembergischen Dragoner überfiel und 300 Mann und Pferde gefangen machte, wobei der württembergische Major Müller und viele Württemberger in dem hiesigen Weißiger und Milstricher Walde gefallen sind, und auch allhier sind begraben worden.