Von Bettina Klemm, Stefan Rössel, Alexander Schneider
Als gestern Abend um 21.45 Uhr die Glocken aller Dresdner Kirchen an den Zeitpunkt der ersten Bombardierung der Stadt vor 60 Jahren erinnerten, klang ein Tag vielfältigen Gedenkens aus.
Die Veranstaltungen verliefen dreigeteilt. Morgens gab es einen offiziellen Trauerakt auf dem Heidefriedhof, der Nachmittag war die Zeit der Demonstrationen, und am Abend wechselte die Szene zu stillen Aktionen. An vielen nahmen Botschafter der USA, Großbritanniens und Frankreichs, Bundespolitiker wie Minister Manfred Stolpe (SPD) und Parlamentspräsident Wolfgang Thierse sowie Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) und Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) teil.
Beim Gottesdienst um 17 Uhr in der Frauenkirche hatte Dean John Irving aus Coventry ein Nagelkreuz überreicht. Das Original steht auf dem Altar der neuen Kathedrale in Coventry und wurde aus Zimmermannsnägeln des von deutschen Bombern zerstörten mittelalterlichen Gotteshauses gefertigt. Heute ist es Symbol der Versöhnung.
Um die 50 000 Menschen versammelten sich am Abend mit Kerzen auf dem Theaterplatz. Sie wollten damit ein Bild des Friedens in die Welt senden. Eine weitere Kerzenaktion auf dem Altmarkt richtete sich speziell gegen Rechtsextremisten, die den Tag für ihre Ideologie nutzten. „Diese Stadt hat Nazis satt“ lautete der Schriftzug der Flammen.
Anschließend wurde auf dem Altmarkt eine „Erinnerungsstelle“ an die Verbrennung von 6 865 Opfern der Bombenangriffe von 1945 freigegeben. Die 70 mal 70 Zentimeter große Bodenplatte ist von Bernhard Grothegut gestaltet.
OB Roßberg sagte bei der Gelegenheit: „Wer nicht gedenkt, der zieht auch keine Lehren.“ Dazu gehöre die Vorgeschichte der Bombardierungen von Coventry und Rotterdam. Er mahnte zugleich zur Wachsamkeit, damit „die Arbeit der Versöhnung“ nicht gefährdet wird.
In der Kreuzkirche versammelten sich später am Abend über 3 000 Dresdner zum traditionellen ökumenischen Gottesdienst.
Für die Polizei war der Jahrestag ein Großeinsatz: 2 400 Polizisten sorgten auf den Straßen für Sicherheit, auf den Bahnhöfen war der Bundesgrenzschutz mit 250 weiteren Beamten präsent. Vereinzelt kam es zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Demonstranten.
In der Neustadt brannten am Nachmittag mehrfach Mülltonnen. Autofahrer mussten in der Innenstadt lange Wartezeiten in Kauf nehmen.