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56 Kilometer, 3 Länder, 6 Enthusiasten

Am 30. Juni gibt es erstmals einen Dreiländereck-Wandermarathon. Lauffreudige Bogatyniaer richten ihn aus.

Von Irmela Hennig
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Anna, Konrad, Marzena, Piotr, Dariusz und Rafal (von unten links im Uhrzeigersinn) organisieren einen Wandermarathon im Dreiländereck. Das Umgebindehaus prägt das Logo der Initiative.
Anna, Konrad, Marzena, Piotr, Dariusz und Rafal (von unten links im Uhrzeigersinn) organisieren einen Wandermarathon im Dreiländereck. Das Umgebindehaus prägt das Logo der Initiative. © Wolfgang Wittchen

Gras wächst, ein versiegelter Brunnen, ein Kellergewölbe, in dem das Laub von Jahrzehnten liegt. Es ist nicht mehr viel übrig von der einstigen Burg Rohnau. Weil sich Ende des 14. Jahrhunderts Räuber dort eingenistet hatten, wurde die 1262 erstmals erwähnte Anlage schließlich gestürmt und weitgehend zerstört. Heute locken die wildromantischen Reste im polnischen Trzciniec bei Bogatynia (Reichenau) gelegentlich ein paar Wanderer an.

Am 30. Juni dürften es mehr als nur ein paar werden, die dort vorbeikommen. Wenn sie durchhalten beim ersten Dreiländereck-Wandermarathon. Organisiert wird er hauptsächlich von einem halben Dutzend Bogatyniaern, von denen einige die 56 Kilometer lange Tour schon probeweise gelaufen sind. Am Stück. „Wir haben Leute mitgenommen, die so etwas noch nie gemacht haben. Die haben nach 35 Kilometern aufgegeben“, erzählt Piotr Rodzik, der in einer Druckerei arbeitet und sich unter anderem um Flyer und um eine Karte mit dem Streckenverlauf kümmert.

200 Teilnehmer können mitmachen

Die Tour beginnt am einstigen Bahnhof von Bogatynia und führt über den Ortsteil Markocice auf den 569 Meter hohen Gickelsberg. Dann geht es ins tschechische Uhelná (Kohlige), zum Dreiländerpunkt, über eine Brücke auf die deutsche Seite, die Neiße entlang nach Rosenthal. „Dort errichten wir aus Pontons eine Brücke“, erklärt Mitorganisator Rafal Mazurkiewicz. Aber wenn es weiter so trocken bleibe, könne man wohl zu Fuß durch den Fluss laufen, scherzen die vier Männer und zwei Frauen. Schließlich führt der Weg zur Ruine Rohnau, nach Dzialoszyn (Königshain) und an der Halde des Braunkohletagebaus Turów zurück zum Bahnhof. Wer die komplette Tour durchhält, bekommt eine Urkunde und eine Medaille mit einem Umgebindehaus drauf. Das ist Teil des Logos, das sich die Wanderfreunde ausgedacht haben.

Ein Verein sind sie nicht, nur ein loser Zusammenschluss, der von vielen Organisationen, dem Landkreis Zgorzelec und dem Sport- und Erholungszentrum Bogatynia unterstützt wird. Finanziert wird das Ganze durch die Startgebühr, einen Zuschuss vom Kreis und Sponsoren. Die geplanten 200 Startplätze sind vergeben. Doch, weil die Macher gern deutsche Wanderer anlocken wollen, halten sie die zusätzlichen zehn Plätze offen. „Leider ist bis jetzt niemand aus Deutschland dabei“, bedauert Konrad Kornet. Das dürfte auch daran liegen, dass die Online-Registrierung nur auf Polnisch zu lesen ist. Zudem müssen Starter eine „Pesel“ angeben, die Personenkennzahl. Die gibt es in Deutschland nicht, doch darüber schließen die Veranstalter eine Versicherung für jeden Wanderer ab. Für deutsche Läufer reiche es aber, wenn sie Vor- und Zuname, Geburtsdatum und Telefonnummer angeben. Interessierte können sich bis 21. Juni per E-Mail auf Deutsch anmelden, so Rafal Mazurkiewicz.

Die Idee zur Tour kam ihm und anderen, weil sie selbst solche in Polen sehr beliebten Marathons gelaufen sind. Das könnten wir fürs Dreiländereck auch machen, überlegten sie. Suchten Mitstreiter und kündigten ihr Vorhaben an. „Es gab von vielen Wanderern positive Rückmeldungen. Sie freuen sich, weil sie die Gegend noch nicht kennen“, sagt Piotr Rodzik. Zwischen 20 und 40 Jahre sind die meisten Starter alt. Ihre Verpflegung ist in der Startgebühr enthalten. Wer zum kleinen Wanderfest auf den Sportplatz nach Opolno-Zdrój (Bad Oppelsdorf) kommt, muss den Kuchen beim Basar aber bezahlen. Denn so werden Spenden gesammelt für eine Familie, deren Haus abgebrannt ist. Das Fest ist unter anderem für Familien gedacht. Denn die sind am 30. Juni parallel zur großen Tour zu einer 13 Kilometer langen Wanderung eingeladen mit der anschließenden Veranstaltung, samt Spielgeräten, Essen und einer Handarbeitsauktion. Auch dieses Geld gehe an die Brandopfer. Wenn der Marathon gut läuft, können sich die Organisatoren eine Fortsetzung vorstellen.

© SZ-Grafik

Der Wandermarathon am 30. Juni, 6 bis 22 Uhr, 56 Kilometer; Start ist 6 Uhr am ehemaligen Bahnhof von Bogatynia, Startgebühr: 40 Zloty. Anmeldung an: [email protected]

Die Kurztour (für jedermann) beginnt 13 Uhr am ehemaligen Bahnhof Bogatynia und führt zum Sportplatz Opolno-Zrdoj, wo das Familienfest läuft. Startgebühr: 10 Zloty, eine Anmeldung ist nicht nötig.

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