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672.000 Euro für 39 Mal Kultur

Der Topf für Projekte im Kulturraum der Oberlausitz ist umkämpft. Nicht jeder kommt zum Zuge.

Von Irmela Hennig
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Die Krabatmühle in Schwarzkollm bei Hoyerswerda hat sich in den letzten Jahren zu einem Besuchermagnet entwickelt, besonders zu den Krabat-Festspielen. Dafür gibt es vielleicht bald verbindlich Geld vom Kulturraum.
Die Krabatmühle in Schwarzkollm bei Hoyerswerda hat sich in den letzten Jahren zu einem Besuchermagnet entwickelt, besonders zu den Krabat-Festspielen. Dafür gibt es vielleicht bald verbindlich Geld vom Kulturraum. © Wolfgang Wittchen

Es sind 39 Projekte, die sich reichlich 672.000 Euro teilen. Die Summe gibt der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien 2019 an Vereine, Kirchgemeinden, Stiftungen und andere Aktive, die damit kulturelle Vorhaben umsetzen. Insgesamt waren 44 Projekte eingereicht worden und hofften auf 934.000 Euro. Doch so viel Geld hat der Kulturraum dafür nicht. Wer nun zum Zuge kommt, welche Hürden die Macher nehmen müssen und was sich für einige ändern könnte, wenn der Kulturraum im März beschließt, wer künftig wie gefördert wird, fasst die SZ zusammen.

Zum letzten Mal: Drei Projekte werden vielleicht anders gefördert

Rund 600 Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme wurden eingereicht für das 16. Neiße-Filmfestival, das vom 7. bis 12. Mai stattfindet. Die Veranstalter vom Verein Kunstbauerkino bekommen dafür 65.000 Euro Förderung aus dem Projekttopf des Kulturraums. Hauptgeldgeber ist allerdings Sachsens Kunstministerium. Das hatte schon länger angeregt, dass das Filmfest vom Kulturraum eine institutionelle Förderung bekommt. Die wird für mehrere Jahre festgeschrieben und gilt nicht nur für ein konkretes Projekt. Ola Staszel von der Festivalleitung sagt: „Wir haben uns um diese Förderung beworben. Es gibt uns mehr Sicherheit, wenn wir Geld verbindlich über mehrere Jahre erhalten.“ Projektanträge könne der Kulturraum ja ablehnen, die feste Förderung stehe. Anfang März berät der Kulturraum über den Antrag. Auch die Krabatmühle Schwarzkollm bei Hoyerswerda und der Görlitzer Verein Rabryka, der ein Jugendkulturzentrum aufbaut, könnten künftig institutionell unterstützt werden. Zwei Museen verlieren diese feste Förderung vielleicht, weil sie die vorgegebenen Kriterien nicht mehr erfüllen.

Neue Projekte: Spielmannszug mit Konzert, Rietschel-Verein mit Buch

Am 6. und 7. April lädt der Spielmannszug Oberlichtenau (bei Kamenz) erstmals zu zwei Galakonzerten in die Lausitzhalle Hoyerswerda ein. Der Spielmannszug, sein Nachwuchs und Gäste treten auf. Der Kartenverkauf läuft. In den vergangenen Jahren wurden diese Konzerte im Dresdner Kulturpalast veranstaltet. Das sei nicht mehr möglich, wie Janet Kunath vom Verein sagt. Deswegen wurde ein neuer Ort gesucht und gefunden. Die Konzerte laufen damit auf der Förderliste des Kulturraums als neues Projekt. Der Verein hat aber auch in der Vergangenheit schon Geld erhalten. Viele Gesellschaften, Galerien oder Vereine bekommen fast jedes Jahr Geld vom Kulturraum. Darunter ist der Rietschel-Kulturring in Pulsnitz, der unter anderem Ausstellungen macht. Dieses Jahr wird er den zweiten Band des Buches „Künstler der Oberlausitz“ herausgeben. Darin werden 70 noch lebende Kunstschaffende vorgestellt. In einem Lexikonteil geht es um verstorbene Künstler. Das Buch wird am 7. September präsentiert. Dann startet auch eine Schau zu Ehren des vor 80 Jahren in Schlesien geborenen Malers Horst Leifer.

Neue Macher: Festival bringt Pop und Klassik zusammen

Ihr fördert zu wenig Neues – das ist ein Vorwurf an den Kulturraum. Für innovative Vorhaben, so die Kritik, gebe es kein Geld. Es gebe zwar neue Projekte – die Akteure dahinter bleiben gleich. Thomas Pilz, Vorsitzender vom Beirat, der den Kulturraum berät, verweist aber auf das Sechsstädtebundfestival, das Pop und Klassik zusammenbringt. Das sei erst 2018 gestartet und wird gefördert. Joachim Mühle, Sekretär des Kulturraums, räumt ein, dass sich manche Projekte wiederholen. Deswegen habe der Kulturraum einigen ja empfohlen, sich um eine institutionelle, also längerfristige Förderung zu bewerben.

Langfristiges: Löbauer Schatz wird gerettet, ein Parkführer erstellt

Seit über zehn Jahren retten die Löbauer Nikolai-Kirchgemeinde und Sachsens Landesbibliothek in Dresden einen Notenschatz, das Depositum. Dafür gibt es immer wieder Geld vom Kulturraum. Die Noten aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die aus Löbau stammen, mit dem Oberlausitzer Sechsstädtebund zusammenhängen und heute in Dresden lagern, werden restauriert, in eine heute lesbare Form gebracht und regelmäßig von einem Ensemble der Kirchgemeinde aufgeführt. 31 sogenannte Stimmbücher wurden so schon aufgearbeitet. Über die Projektförderung des Kulturraums ist es auch möglich, Dinge auf- und auszubauen oder auszuprobieren. So entwickelt der Verein Gartenkulturpfad Oberlausitz, in dem 16 Parks zusammengeschlossen sind, in einem Modellvorhaben zwei Hörführer (Audioguides) für Kinder beziehungsweise Erwachsene. Sie sollen über ein Internetprogramm (App) zur Verfügung stehen. Zunächst gibt es die Führer nur für je einen Park. Klappt alles gut, entsteht für weitere Gärten so ein Audioguide.

Nicht dabei: Für ein Chorprojekt und ein Musikfest gibt es kein Geld

Keine Förderung bekommt ein neues Jugendchorprojekt aus Zittau. Das sei noch nicht regional bedeutsam. Wer Geld vom Kulturraum haben möchte, muss über eine Stadt oder Gemeinde hinaus ausstrahlen oder wirken. Ein Musikfest aus der Bautzener Gegend wird auch nicht berücksichtigt. Dort fehlte im Antrag das konkrete Programm.

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