Marianne Fischer (Name geändert) hat Blumen mit ins Polizeirevier gebracht. Sie will sich bei Joachim Donner und seiner Frau Bärbel bedanken. Beide fassten am 25. März einen 19-Jährigen, der gerade Frau F. während der Fahrt die Tasche aus dem Fahrradkorb gerissen hatte. „Dort war mein Portemonnaie drin, alle Ausweise und das Handy“, erzählt die Großenhainerin. „Das hätte alles weg sein können.“ Sie wollte den jungen Mann noch extra vorbeifahren lassen, und wich seitlich aus.
Doch die langen Henkel der Tasche wurden dem Dieb zum Verhängnis. Sie verfingen sich in seinen Fahrradspeichen, er stürzte. Familie Donner hörte in ihrem Auto das verzweifelte Rufen der Bestohlenen. „So schnell habe ich meinen Mann noch nie rückwärts fahren sehen“, beschreibt Frau Donner, was dann geschah. Geistesgegenwärtig packte der 70-Jährige den Dieb und stellte ihn zur Rede. „In dem Moment hatten wir keine Angst“, so die Donners. Frau Fischer bekam ihre Tasche zurück.
„Das war selbstverständlich“
Die Polizei war innerhalb von drei Minuten am Ort des Geschehens. Der Handtaschenräuber wurde vernommen und gestand die Tat. Motiv: Beschaffungskriminalität – der ehemalige Gymnasiast und jetzige Arbeitslose braucht Geld für Drogen, ließ Revierleiter Dieter Greß durchblicken. Ihm können auch drei weitere ähnliche Delikte in diesem Jahr zugeschrieben werden. „Dank Herrn Donner konnte eine Straftat und vermutlich auch neuere verhindert werden“, so Dieter Greß. Der Präsident der Polizeidirektion Günter Liebenow übermittelte dem entschlossenen Großenhainer daher eine Anerkennung. Revierleiter Greß überreichte zudem einen Bildband übers Elbsandsteingebirge. Joachim Donner meinte dazu: „Das war doch selbstverständlich.“
Täter hat Fehlverhalten bereut
Doch so selbstverständlich ist die Situation wiederum nicht. Zum einen redete die Bestohlene noch mit dem jungen Mann. Frage ihn nach dem Warum, und dass er ihr Enkel sein könnte. Der Dieb wiederum gab zu, keine Arbeit zu haben. Auf dem Revier sah er seinen Fehler ein. Er will sich sogar bei allen Diebstahlopfern entschuldigen und das gestohlene Geld zurückgeben. Auch seine Eltern drängen auf Wiedergutmachung. Sein Fall wird dennoch von der Staatsanwaltschaft untersucht. Mit einer Verurteilung ist zu rechnen.
Passanten sollten eingreifen
Revierleiter Dieter Greß hat die Ehrung von Familie Donner öffentlich gemacht, um zu zeigen, wie sehr es helfen kann, wenn Passanten nicht wegschauen, sondern eingreifen. „Natürlich muss man bei Tätern auch immer vorsichtig sein“, so der Polizist. In diesem Fall ist Greß aber optimistisch, dass der junge Mann hoffentlich nach seiner Reue auch künftige Straftaten sein lässt. Damit ältere Leute am Schacht und im ganzen Stadtgebiet wieder sorgloser mit dem Fahrrad unterwegs sein können.Kathrin Krüger-M.