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Muttersch Krankt Meine Mutter woar vurchs Frihjuhr mit ihrn viernneunzch Juhrn ba dr hindern Tiere hiegeschloin. Oas se nooch zwee Stunn immer noa ne oalleene loofm kunnte, hoa’ch’n Dukter gehult, dar...

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Muttersch Krankt

Meine Mutter woar vurchs Frihjuhr mit ihrn viernneunzch Juhrn ba dr hindern Tiere hiegeschloin. Oas se nooch zwee Stunn immer noa ne oalleene loofm kunnte, hoa’ch’n Dukter gehult, dar sche mit Verdacht auf Oberschenkelhalsbruch as Kranknhaus eiliefern ließ. Iech hoa se besucht, su ufte iech kunnte. A Becknbruhch woar’sch, dar oalleene wieder zoammheeln misste. Se lätn se oack as Bette und hoann oabgewoarrt. Dr Stoationsdukter soite mir, doaaß se a vier, fimf Wuchn wieder loofm kennte. De Mutter woar zerirscht tichtch weimerch. „De Tante Emma, die aus Leipzch, wesst de, die hutte doa o ann Becknbruhch, und die is droaa gesturbm!“

Iech hoa se beruhcht: „De Tante Emma, iech weeß, aber doaas is doa schunne su lange har. An sechzcher Juhrn woarrn de Dukter noa ne su bewischpert wie heute, doaas woar a ganz ander Ding.“ „Meenst de?“ „Nu ja, se hättn dr anne Schraube reigedräht oder ann Noajl reigeroammlt, woaas oacke Moaleste machn tät. A dar Uperation wärrscht de amende gesturbm, oder de Wunde wär biese gewurn. Aber su! Se lussn dch a Ruh, du krigst gudes Assn und koannst dch ausruhn.“

„Du kenntst ja raajcht hoann, aber denk oack drieber nooch, ehb doaas wieder zoammheelt. Ba ann aaln Menschn kloappt ne mih oalls su richtch.“ Und wieder fing se oaa ze wichern. Iech kunnt se a dan Noamittche ne mih ufmuntern. Do fiel mer’sch schwer heemzefoahrn.

Ieber’n andern Tag bie’ch mit’n Nischl vuhler Surgn wieder rei as Kranknhaus. Wie’ch zer Tiere a Muttersch Zimmer rei koam, woar dr Teifl lus. Se hing mit’n Oarme a ihrn Huchzieboome iebern Bette, und’s woar, oas wellt se miech oaahuppm. Se famperte und resenierte, doaaß de Wände woackltn. Iech krigte irscht su bee a bee mitte, im woaas is ging. De Schwastern huttn dr Mutter ’n Bärschl gewoaschn, wu se doa irscht bann Friseere gewast woar. Und itze irscht guckt’ch se mer eegner oaa. De schinn Luckn vu dr Kaaltwelle woarrn futsch, derfier soahg se aus wie de „Angela Davis“. Dr Kupp woar breet und huch wie a Eemer, und’s Huhr gekräuslt wie ba enn Neger! Iech misste lachn, weil se siech derwaajgn su derperzlte. „Doaas stitt dr aber gutt“, soit’ch’r. „Du hoast doa goar kenn Verstihstemiech, du Griebschl, du...!“

A mir hinne machtn de Surgn koahrt und hautn oab. Iech duchte: „De Mutter zetert und watert wieder, do wird se gewieß gesund.“

Und’s woar o su. Oaafang Mee koam se heem. Se hoat a bissl rimgeknietscht, aber derno ging’s wetter wie immer. An Juni-e koam se sugoar mitte zer Woahl. Do misst se a ganz Stickl loofm. ’s ging oack sachte, aber ganz gutt. Oas mer heemzu bann Kirchhofe verbeikoamm, wu dr Voater begroabm leit, do stellte se siech ver’sch Groab hie und soite stulz: „Sist de Voater, do bie’ch wieder – und immer noa labendch!“

Helga Kreutziger, Oderwitz

Krankt: Krankheit; vurchs: voriges, letztes

weimerch: wehleidig; bewischpert: gescheit; Noajl: Nagel; Moaleste: Schererei, Beschwerde; wichern: jammern; famperte: meckern, schimpfen; resenierte: schelten; eegner: genauer; derperzlte: ereiferte, aufregte; Mee: Mai; rimgeknietscht: leise geweint; labendch: lebendig, am Leben