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Ab 1. Juli nach Cínovec wandern

Die Zinnwalder warten schon lange darauf: auf die Öffnung des grenzüberschreitenden Wanderweges nach Cínovec. Diese soll nun am 1. Juli erfolgen. Immer wenn Bauamtsmitarbeiter Gerold Grießbach sich im...

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Von Barbara Breuer

Die Zinnwalder warten schon lange darauf: auf die Öffnung des grenzüberschreitenden Wanderweges nach Cínovec. Diese soll nun am 1. Juli erfolgen.

Immer wenn Bauamtsmitarbeiter Gerold Grießbach sich im Altenberger Ortsteil Zinnwald blicken lässt, muss er sich dieselbe Frage anhören: „Wann wird der Wanderweg geöffnet?“ Das weiße Blechschild mit der Aufschrift „Grenzüberschreitender Wanderweg“ lehnt seit Wochen im Bauamt an der Wand. Aufstellen darf Gerold Grießbach es jedoch erst, wenn auch von tschechischer Seite das Okay gekommen ist.

Alle vier Wochen fragt Gerold Grießbach beim Bundesgrenzschutzamt in Chemnitz nach dem neuesten Stand. Doch auch vergangenen Donnerstag sagten ihm die Chemnitzer wieder: Die Unterschrift aus der tschechischen Republik fehlt noch. Mittlerweile wird gemunkelt, dass die Unterzeichnung aufgrund der verzögerten Präsidentenwahl bei den Tschechen nicht zustande kommt.

Der Sprecher des sächsischen Innenministeriums, Thomas Uslaub, kennt die Fakten: Er sagte, dass die fehlenden diplomatischen Verträge zum grenzüberschreitenden Wanderweg von Zinnwald-Georgenfeld nach Cínovec in den vergangenen Tagen unterzeichnet worden sind. „Einer Eröffnung des Wanderweges zum 1. Juli diesen Jahres sollte demnach nichts mehr im Wege stehen“, stellte er fest.

Dubí musste den Weg genehmigen lassen

Zur Verzögerung des Genehmigungsverfahrens hat auch die tschechische Stadt Dubí beigetragen. Bürgermeisterin Ilona Smítková erklärt: „Der Wanderweg verläuft auf tschechischer Seite nicht auf Grundstücken der Stadt, sondern des Kreises. Deshalb mussten wir zunächst beantragen, dass der Wanderweg dort bleiben kann.“ Mittlerweile habe sie die Erlaubnis dafür erhalten. „Es sollte bald so weit sein, dass der Wanderweg dauerhaft geöffnet werden kann“, hofft Smítková. Schließlich sei die Stadt auch daran interessiert, mehr Touristen ins tschechische Cínovec zu holen. Ein Häuschen für Kontrollen und einen Rastplatz gebe es auf tschechischer Seite schon, so die Bürgermeisterin.

Das Genehmigungsverfahren für den Weg läuft seit 1999. „Damals hat das Landratsamt uns informiert, dass wir aufgrund eines Abkommens grenzüberschreitende Wanderwege beantragen können“, erinnert sich Grießbach. Altenberg reagierte schnell und bat um die Genehmigung für eine grenzüberschreitende Fuß-, Rad- und Skiwanderstrecke an der Zinnwalder Wetterstation. „Diese Stelle war unser Favorit, weil dort auch die Waldschneise 30 vom Hotel Lugsteinhof vorbei führt“, sagt Grießbach. Außerdem können Skilangläufer dort ideal die Loipe Richtung Stürmer nutzen. Auch im Sommer ist der Weg attraktiv, lockt doch auf tschechischer Seite das Mückentürmchen mit einer tollen Aussicht.

Der Deutsche Wetterdienst als Eigentümer des Grundstücks, auf dem der Weg verläuft, erlaubte rasch die Nutzung der Strecke. Im März 2000 tagte eine tschechisch-deutsche Grenzkommission. Das Anliegen der Altenberger konnte damals noch nicht berücksichtigt werden, da zunächst naturschutzrechtliche Dinge geklärt werden mussten. „Dabei ging es um seltene Gräser“, erinnert sich Grießbach.

Es wurde hin und her geschrieben, ein ganzer Aktenordner füllte sich mit Papier und letztlich einigten sich die Naturschutzbehörden und das Bauamt im Mai 2001: Der Weg darf genutzt werden. Im April 2002 tagte die Grenzkommission erneut. Diesmal im tschechischen Cheb (Eger). Am 19. August sollte das Abkommen für den kleinen Grenzverkehr besiegelt werden. „Doch dieser Termin fiel buchstäblich ins Wasser“, sagt der Bauamtsmitarbeiter. Anfang September trafen sich Vertreter tschechischer Behörden mit deutschen Grenzschützern, der Bürgermeisterin von Dubí und Gerold Grießbach. Das Hinweisschild für den Grenzübergang wurde offiziell übergeben, die Eröffnung für Anfang November oder Dezember geplant.

Bis zur Eröffnung:

Vier Kilometer Umweg

Doch statt der erwarteten langfristigen Öffnung des Wanderweges wurde zunächst eine befristete für sechs Wochenenden erteilt. Grießbach blieb hartnäckig, drängelte in diesem Jahr weiter. Das hat sich gelohnt: Wenn alles glatt läuft, müssen die Radfahrer, Wanderer und Skilangläufer ab 1. Juli nicht mehr die vier Kilometer Umweg über die alte Zinnwalder Grenzzollanlage in Kauf nehmen, bevor sie auf tschechischen Boden gelangen.