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Ab sofort ist er für die Enkel da

Meißen. Nach neun Jahren Amtszeit geht der Leiter der Evangelischen Akademie Peter Vogel jetzt in den Ruhestand.

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Von Ulrike Körber

Neun Tage bleiben ihm noch, um die Akten zu sortieren, alles im Büro und in seinen Unterlagen in Ordnung zu bringen – dann schließt er die Tür hinter sich, wird zum letzen Mal die Stufen von seinem Büro hinuntersteigen und den Schlüssel abgeben. Peter Vogel, der Direktor der Evangelischen Akademie, geht. Nach neun Jahren. Er gibt am 1. Oktober das Ruder für die Tagungs- und Begegnungsstätte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche auf der Freiheit in andere Hände.

Kein neues berufliches Ziel wartet auf den 61-Jährigen. Er geht in den Ruhestand. Aber für einen wie Vogel, der zu allen Feiertagen in der Akademie oder im Dom war, ist die Pensionierung doch so etwas wie eine Herausforderung. Zumindest hat er vorgesorgt, sich Ziele gesetzt und ein paar Aufgaben behalten. Als Gast wird er weiter an der Akademie lehren, und zwar sein Spezialgebiet aus dem Bereich der Erwachsenenbildung. „Zudem habe ich vier Enkel, die von ihrem Großpapa immer nur hörten, dass er arbeiten ist.“ Um die vier Kleinen im Alter bis zu sieben Jahren und ums neue Haus im Moritzburg will er sich fortan mehr kümmern. „In ein Loch werde ich jedenfalls ab Oktober nicht fallen“, sagt Vogel, der 1998 die Akademie-Baustelle auf dem Berg in Meißen übernommen hat und aus dem ehemaligen Augustiner Chorherrenstift so etwas wie ein Paradies samt Garten zauberte. Und das entgegen aller Widerstände und trotz der vielen Finanz- und Baustopps. „Zumindest bin ich alles andere als traurig, jetzt zu gehen. Viele Dinge waren schwer und mühsam. Auf der anderen Seite gehe ich auch mit vollen Händen“, sagt er. „In den Bau habe ich meine Seele gesteckt, die Begegnungen mit den Menschen hier oben waren unendlich bereichernd“, so Vogel. Er ist stolz – auf das sanierte Haus besonders. „Aber das ist ja nur die äußere Hülle“, sagt er. Stolz ist er auch darauf, dass seine Akademiemannschaft es in den Zeiten der Sparsamkeit schaffte, einen vierten Studiengang, den für Kultur, zu installieren. Vor drei Jahren war das. Die westlichen Kollegen aus ähnlichen Einrichtungen beneideten Vogel und die Meißner darum. „Die mussten damals teilweise Studiengänge aufgeben“, so Vogel. Er schmunzelt.

Das Dritte, das Vogel erreicht hat in den vergangenen Jahren, und worauf er gern zurückblickt: Die Akademie ist kein so genannter Elfenbeinturm in der Stadt mehr. Die Begegnungsstätte gehört zu Meißen. „Als ich hierher kam, war das nicht so. Da meinten einige, dass wir etwas Besseres sind“, so Vogel. Diese Barrieren sind aber längst überwunden. Viele Meißner sind inzwischen Gäste der Nachmittags- oder Abendveranstaltungen auf der Freiheit.

Vogels Nachfolger ist der Pfarrer Johannes Bilz. Er kommt direkt aus Celle (Niedersachsen), wo er Referent im Gemeindekolleg der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) tätig war. Die VELKD ist ein Zusammenschluss von acht lutherischen Landeskirchen, der 1948 gegründet wurde und das Ziel hat, die Einheit des Luthertums zu fördern.

Von Bilz erhofft sich Vogel Kontinuität für die Akademie. Es wäre ja schrecklich, wenn mit jedem neuen Mann alles anders würde“, sagt er. „Ich wünsche ihm aber auch viele neue Ideen.“

Beides traut Vogel ihm zu. „Er passt ins Haus“ – in die Akademie, die sich mit ihren Weiterbildungs- und Tagungsangeboten als ein Scharnier zwischen Kirche und Gesellschaft versteht.

www. ev-akademie-meissen.de.