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Abendmusik auf hohem Niveau

Beim Konzert zur Meißner Chorwoche erleben Musikfreunde Besonderes. Spontan sang das Publikum mit.

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© André Braun

Von Wilrun Wagner

Feierlich schreiten 56 Sängerinnen und Sänger durch das Kirchenschiff der Nicolaikirche. Sie singen „Da Pacem Domine“ - „Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen“, ehe sie die Chortreppen im Altarraum betreten. Der Frieden zieht sich auch als roter Faden durch das gesamte Programm. In Döbeln gastiert der Projektchor zum ersten Mal überhaupt.

Das Thema der Meißner Chorwoche 2015 lautet „Verleih uns Frieden, Herr.“ Dies begleitet überwiegend die geistliche Abendmusik. Wie aktuell und wichtig gerade am 13. August das Thema ist, erklärt der Domkantor Jörg Bräunig. Dabei erinnert er einmal an den Mauerbau, der Deutschland über Jahrzehnte teilte, und zum anderen an die Jahrtausendflut am 13. August 2002.

Chaotische Klagelaute

Auf den Tag genau stand auch das Wasser in der Döbelner Nikolaikirche, rief er den Konzertbesuchern ins Gedächtnis. „Gib uns Frieden – diese Bitte wollen wir in der heutigen geistlichen Abendmusik auf ganz unterschiedliche Weise zu Gehör bringen“, sagt er. In Werken unter anderen von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Max Reger und Kompositionen zeitgenössischer Komponisten hören das die Musikfreunde. Querflöte, gespielt von Christoph Münchow, und Orgelklängen von Maximilian Beutner geben dem Konzert musikalische Farbigkeit. Als der Chor den Kanon „Herr gib uns Deinen Frieden“ anstimmt, gibt der Domkantor den Besuchern den Einsatz, und spontan erklingt der vierstimmige Chor gemeinsam mit dem Publikum. Aber auch die Schönheit des Sommers loben die Sänger mit „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“.

Eigenwillig inszeniert hat der Domkantor seine Version zum „Da Pacem Domine“. Dazu lässt er aus allen Ecken und Nischen der Kirche chaotische Klagelaute und düstere Erinnerungen von den Sängern sprechen, die in hoffnungsvollen Gesängen mit Blick zum Altar enden. Die Besucher hat dies emotional sehr berührt.

Die 56 Sänger kommen aus allen Bundesländern Deutschlands mit einem Sänger aus den Niederlanden und einem aus der Schweiz. Es ist erstaunlich, das alle Teilnehmer – ausschließlich Laiensänger – so ein anspruchsvolles Programm in nur vier Tagen erarbeitet haben. Dabei ist der älteste Teilnehmer bereits 80 Jahre und die jüngste Teilnehmerin gerade 15 Jahre. Die Evangelischen Akademie Meißen lädt jedes Jahr zu dem Projekt ein. Neben Stammsängern kommen immer wieder neue Sänger hinzu , sagt Johannes Bilz, der Direktor der Evangelischen Akademie.