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„Aber in der Küche sieht’s aus!“

Für viele Besucher im voll besetzten Spiegelsaal des Barockschlosses Rammenau kam die Osterüberraschung bereits vorfristig. Am Ostersonnabend legte ihnen der Dresdener Kabarettist und Schauspieler Uwe...

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Von Carmen Schumann

Für viele Besucher im voll besetzten Spiegelsaal des Barockschlosses Rammenau kam die Osterüberraschung bereits vorfristig. Am Ostersonnabend legte ihnen der Dresdener Kabarettist und Schauspieler Uwe Steimle ein überaus bekömmliches Osterei „ins Nest“. Bereits von den ersten Minuten an ging das Publikum begeistert bei seinem Programm mit, das sich aus Anspielungen auf aktuelle politische Entwicklungen und aus Reminiszenzen an die legendären „Bähnert-Zieschong“-Dialoge zusammensetzte.

Schon bei seinen ersten Sätzen hatte Uwe Steimle bei den Zuschauern ein Stein im Brett, denn er verteilte Komplimente an das Schloss Rammenau, das er mit Moritzburg verglich. „Dort riecht es noch muffsch“, bemerkte er. Für die ersten Lacher sorgte er auch gleich mit der launigen Bemerkung: „Wir fangen jetzt an, sie wollen ja auch nach Hause!“

Eine der hervorstechendsten Eigenschaften der Sachsen ist ja, dass sie über sich selbst lachen können. Das weiß Steimle, und er konnte sich auf sein Rammenauer Publikum verlassen. So erntete er begeisterte Zustimmung, wenn er Lieblingsworte der Sachsen wie „dementsprechend“ oder „furschtbar“ immer wieder strapazierte. Auch seine Seitenhiebe auf sein Westpublikum kamen glänzend an. „Dort muss man solche Dinge wie MMM oder Subbotnik erst übersetzen“, erklärte er. Als er einmal in Baden-Baden darauf verwies, dass seine Vorfahren aus Württemberg (Nachsilbe -le!) stammen, war er bei den Badenern voll ins Fettnäpfchen getreten.

Die anderthalb Stunden mit Uwe Steimle vergingen wie im Flug. Eigentlich waren es ja 90 Minuten mit Frau Bähnert u n d Herrn Zieschong, denn Uwe Steimle, der den beiden die Dialoge in den Mund schreibt, kann Ilse Bähnert, die normalerweise von Tom Pauls verkörpert wird, meisterhaft nachmachen. Wenn die Ilse beim „Gräberdiscount“ sich ein „Sterbekonto“ einrichtet oder sich ein „Facelifting“ machen lässt, bleibt kein Auge trocken. Steimle beobachtet die schlitzohrige alte Dame auch im Supermarkt, wo sie einen Einkaufswagen mit einem „Zloty“ füttert und ihn dann klammheimlich gegen einen mit Euro bestückten austauscht.

Selbst vor dem schlimmen Augusthochwasser schreckt Kabarettist Uwe Steimle nicht zurück. Die arme Ilse macht sich nämlich nun Sorgen, ob sie womöglich für die ganzen Schäden haftbar gemacht wird, weil das verantwortliche Tief schließlich „Ilse“ hieß. Die Bähnerten erzählt auch die dramatische Geschichte ihrer Nachbarin Hanni, die beim Baden mitsamt der Wanne fortgespült wurde. Pointe: „Die Hanni lebt — aber in der Küche sieht‘s aus!“

Natürlich bekommen auch die Politiker ihr Fett weg. „Politiker sind für mich Menschen, die Brücken dort bauen, wo gar kein Wasser fließt“, meint der Kabarettist. Zum Thema „Standort Deutschland“ bemerkte Steimle: „Noch müssen wir ja nicht sagen: ‚Stand dort Deutschland?‘“ Trotz mancher ostalgischer Rückbesinnung gibt er zu bemerken: „Es war ja auch nicht alles nur gut in der DDR!“

Ohne Zugabe ließ das begeisterte Publikum Steimle nicht von der Bühne. Er gab Günters Suchanzeige nach einer heiratswilligen Partnerin zum Besten.