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Braunkohle-Abbau: Jetzt wird Mühlrose abgerissen

Mühlrose ist das letzte Dorf in der Lausitz, das für den Abbau von Braunkohle weichen soll. Der Energiekonzern Leag beginnt nun damit - obwohl es Widerstand gibt.

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Das Lausitzer Dorf Mühlrose ist das letzte, das dem Braunkohleabbau weichen soll.
Das Lausitzer Dorf Mühlrose ist das letzte, das dem Braunkohleabbau weichen soll. © Oliver Killig/dpa

Mühlrose. Der Energiekonzern Leag hat im Lausitzer Dorf Mühlrose mit Abrissarbeiten begonnen, um dort später Braunkohle abbaggern zu können. "Alle notwendigen Genehmigungen dafür liegen vor", teilte das Unternehmen am Montag mit. 

Mit den Rückbauarbeiten setze die Leag die im Umsiedlungsvertrag vereinbarten Maßnahmen "uneingeschränkt und zügig" um, hieß es. Betroffen sind vorerst zwei leerstehende Häuser, die Grundstücke gehören der Leag. Der Energiekonzern verwies darauf, dass seit März 2019 ein rechtskräftiger Umsiedlungsvertrag vorliege.

Betroffen sind rund 200 Einwohner. Für die Umsiedler werden in der Nachbargemeinde Schleife derzeit Baugrundstücke erschlossen.

Am Montag hat der Energiekonzern Leag mit dem Abriss des Dorfes begonnen.
Am Montag hat der Energiekonzern Leag mit dem Abriss des Dorfes begonnen. © Robert Michael/dpa

Trotz des bis 2038 vereinbarten Kohleausstiegs soll Mühlrose als einer der letzten Orte dem Tagebau weichen, weil ab Ende der 2020er Jahre die unter dem Dorf liegende Braunkohle durch den Tagebau Nochten gefördert werden soll. Damit soll die Versorgung des Kraftwerksstandortes Boxberg langfristig gesichert werden. Gegner führen an, dass das Sonderfeld Mühlrose angesichts des Ausstiegs und laut einem Gutachten nicht mehr gebraucht werde.

Leag: Kohle unter Mühlrose unverzichtbar

Das Bündnis "Alle Dörfer bleiben" wirft der Leag vor, keine Rechtsgrundlage zu haben. Den Vertrag hätten nicht alle Einwohner unterschrieben. Wer nicht umziehen wolle, müsse dies nicht tun, teilte das Bündnis am Montag mit. Antonia Mertsching, Lausitzer Abgeordnete der Linksfraktion, kritisierte in einem offenen Brief eine "Strategie der verbrannten Erde". Die Zerstörung von funktionstüchtigen Häusern greife unwiderbringlich in das Dorfleben von Mühlrose ein und zerstöre das Dorfbild, Ortskultur und brauchbare Ressourcen, so Mertsching.

Die Leag wies die Vorwürfe zurück. Den Umsiedlungsvertrag politisch in Frage zu stellen, führe zu einer unverantwortlichen Verunsicherung der Menschen in Mühlrose, so der für die Umsiedlung verantwortliche Leiter Thomas Penk von der Leag.

Der Tagebau Nochten wird trotz Kohleausstieg erweitert.
Der Tagebau Nochten wird trotz Kohleausstieg erweitert. © Robert Michael/dpa

Im März 2019 wurde der Umsiedlungsvertrag unterschrieben. Das Papier regelt die private Entschädigung der Umsiedler und die Entschädigung kommunalen Eigentums, im Rahmen derer der Ansiedlungsstandort erschlossen und kommunale Bauten errichtet werden sollen.

"Die Kohle aus dem Teilfeld Mühlrose ist und bleibt für die Versorgung der Kraftwerke unverzichtbar", betonte Penk von der Leag. Ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Auftrag gegebenes Gutachten habe sich mit der Frage beschäftigt, mit welcher Fördermenge das Unternehmen vor den Beschlüssen zum Kohleausstieg geplant habe - und was künftig noch benötigt wird. Das Gutachten habe die geplanten Abbaumengen in den Tagebauen bestätigt. (dpa)