Von Jörg Mosch
Auf dem freien Feld zwischen Lampertswalde und Schönborn ist vom Wasserleitungsbau nicht mehr viel zu sehen. Lediglich an einer Stelle türmen sich noch ein paar Erdhaufen. „Die Arbeiten sind so gut wie abgeschlossen“, sagt Bürgermeister Wolfgang Hoffmann. „In zwei Wochen können wir den großen Hahn aufdrehen.“
Knapp 80 000 Euro hat sich die Gemeinde Lampertswalde den Anschluss von Schönborn an das öffentliche Trinkwassernetz kosten lassen. Für das Dorf endet damit das Zeitalter der autarken Wasserversorgung.
„Schönborn steht fast komplett auf Grauwacke“, erklärt Wolfgang Hoffmann. „Dadurch war der Brunnenbau schwierig.“ Vor allem auf den Hügeln stand das stark zerklüftete Gestein bereits einen Meter unter der Oberfläche. Aber die alten Schönborner wussten sich zu helfen. Sie gruben ihre Brunnen in den Senken und pumpten das Wasser mit Windkraft in Hochbehälter in der Nähe ihrer Gehöfte. Drei zehn Meter hohe Stahlskelette mit einem 52-flügligen Windrad von drei Meter Durchmesser gab es schon Anfang des 20. Jahrhunderts. Eines davon steht noch heute. Und es arbeitet sogar noch. Der Bauer Erich Wenzel lässt sich von ihm kostenlos seinen zehn Kubikmeter fassenden Tank unter einem Rasenhügel füllen. Das Wasser freilich nimmt er nur für die Gartenbewässerung. Früher wurden auch das heute nicht mehr vorhandene Vieh damit getränkt.
Wasser für ganz Schönborn versprach das Projekt Wasserwerk, das Ende der 80er Jahre gemeinsam mit der NVA in Angriff genommen wurde. „Der Hintergrund war, dassdie Armee oben auf dem Raschützberg eine Abschussrampe für Raketen baute“, erzählt der Bürgermeister. „Ein ganzer Ring solcher Raketensilos sollte Dresden in 30 Kilometer Abstand umgeben. Die Leute im Ort haben deshalb immer ironisch vom Friedensberg gesprochen.“
Aber die Wende kam der Raketenlieferung zuvor. Die Silos blieben leer, ebenso die kleine Kaserne. Nur das Wasserwerk baute man weiter. Die NVA wuchtete mit schwerer Technik einen 24 Kubikmeter fassenden Kessel ins Gebäude am Fuß des Raschützberges. „Hier an den Leitungen kann man sogar die Währungsunion vom1. Juli 1990 erkennen“, sagt der Bürgermeister und zeigt auf den Übergang von schwarzem Stahl- zum Edelstahlrohr.
In den letzten Jahren hat Hoffmann das Wasserwerk gemeinsam mit Bauhofchef Lutz Kriebel überwacht. Ärger gab es vor allem mit dem hohen Eisen- und Mangangehalt. Im Winter, wenn die Wassertemperatur unter fünf Grad Celsius sank, arbeitete das Filtergranulat nicht mehr richtig, und die Grenzwerte wurden leicht überschritten. Ein viel größeres Problem war jedoch die Nähe der beiden Brunnen zur benachbarten Altdeponie. „Wenn von dort Schadstoffe eingetragen worden wären, hätten wir das Werk binnen 24 Stunden schließen müssen“, so Hoffmann.
Zum Glück ist es dazu nicht gekommen. Und nun geht das Wasserwerk Schönborn planmäßig vom Netz. „Irgendwann werden wir das alles abbauen.“ Hoffmann zeigt in die Runde. Eine Nachnutzung für den von den Armeemaurern hochgezogenen Zweckbau sei jedoch schwer.
Viel wichtiger aber ist, dass die Schönborner nun endlich einwandfreies Trinkwasser bekommen. Am 11. August hat Barbara Scholze vom Gesundheitsamt eine erste Probe aus der neuen Leitung genommen. Die Analyse ergab eine sehr gute Wasserqualität.