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Jan Buck: Abschied von einem Wegbereiter

Der Bautzener Ehrenbürger ist am 1. April gestorben. Er gilt als der bedeutendste sorbische Maler der Gegenwart.

Von Miriam Schönbach
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Der sorbische Maler Jan Buck (1922- 2019).
Der sorbische Maler Jan Buck (1922- 2019). © Wolfgang Wittchen

Nebelschütz. Zur Tagebaulandschaft entwickelte Jan Buck eine besondere Beziehung. Die aufgewühlte Erde mit ihren bizarren Strukturen faszinierte ihn ebenso wie die eigenwilligen Lichtverhältnisse und Farbkontraste des zerklüfteten Landstrichs. „Nichts Idyllisches haben seine Bilder der Lausitzer Landschaft, immer ahnt man die Verletzungen dieser Natur durch den Menschen und seine Abraumbagger“, sagte Bautzens früherer Oberbürgermeister Christian Schramm einmal über das Werk des Malers. Seit 2007 war der Künstler Ehrenbürger der Stadt.

Am 1. April ist Jan Buck gestorben. Er gilt als der bedeutendste sorbische Maler der Gegenwart. Geboren ist er 1922 in Nebelschütz. „Njebjo“ – das Wort für „Himmel“ steckt im sorbischen Namen des kleinen Dorfes zwischen Bautzen und Kamenz.

Von 1929 bis 1937 ging der Junge dort zur Schule. Die Familie hatte eine kleine Landwirtschaft. „Die Leidenschaft für die Kunst trug er seit Kindheitstagen in sich“, sagt Christina Bogusz, die Leiterin des Sorbischen Museums in Bautzen. Doch die Zeit ist noch nicht reif dafür. Stattdessen macht er eine Lehre zum Maler, zum Anstreicher. 1940 wird Jan Buck als Marinesoldat eingezogen. Seine letzte Station ist die Adriaküste. Träume haben da keinen Platz.

Talent durch Zufall entdeckt

Nach dem Ende des Krieges versucht er, aufzuholen, was seiner Generation verwehrt blieb. Zuerst aber muss er sich auf den elterlichen Hof in Nebelschütz am Fuß der Kirche durchschlagen. Durch Zufall wird sein Talent entdeckt. Die Geschichte beginnt mit einem Stillleben mit Alpenveilchen. Dieses Bild auf einem Stück alte Pappe schenkt der junge Mann der Haushälterin des damaligen Pfarrers zum Geburtstag, berichtet Christina Bogusz. Bei einem Besuch im Pfarrhaus entdeckt Landrat Jan Cyž die kleine Studie – und beschließt, dass Jan Buck gefördert werden muss.

1947 holt dieser in Wrocław das Abitur nach. Im Anschluss studiert er Kunst. Der Lernende holt sich Anregungen bei der polnischen progressiven Kunst und der europäischen Moderne. Licht, Perspektive, Farben, Strukturen und Formen bekommen für ihn Bedeutung. 

Die Künstlerbiografie erhält 1950 einen Bruch. Buck wird zurück in die DDR beordert. Schweren Herzens verlässt er seine inspirierende Wahlheimat und beendet 1953 sein Studium an der Kunsthochschule in Dresden. Statt auf die Offenheit der Kunst trifft er auf die Grundsätze des sozialistischen Realismus – Arbeiterhelden in blühenden Landschaften.

Werkschau zum 100. Geburtstag

Buck sieht diese Landschaften durch andere Augen. Neben dem Oberlausitzer Bergbaurevier finden sich in seinem vielfach ausgezeichneten Werk das traditionelle sorbische Leben und Stillleben. Seine Malerei schließt die sorbische bildende Kunst an die Moderne an. Damit prägt der Maler eine neue Künstlergeneration. Nach seinem Umzug nach Bautzen 1953 arbeitet er als Kunsterzieher an der Sorbischen Oberschule und von 1980 bis 1989 als Dozent in der Bautzener Außenstelle der Dresdner Kunsthochschule.

Die letzten Jahre seines Schaffens widmet er sich der abstrakten Kunst – in seinem Atelier im Dach seines Elternhauses in Nebelschütz. Dorthin war er 1996 wieder gezogen. Seine letzte große Werkausstellung ist in Bautzen anlässlich seines 85. Geburtstags im Jahr 2007 zu sehen. Seine Träume sind fast alle in Erfüllung gegangen. Nur ein Wunsch blieb: eine Personalausstellung zum 100. Geburtstag. Diese Rückschau soll es nun trotzdem geben, in drei Jahren im Sorbischen Museum, kündigt Leiterin Christina Bogusz an.