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Acht von künftig 135 Tagebau-Seen sind voll

Die Sanierung der Hinterlassenschaften des DDR-Braunkohlebergbaus geht in die letzte Runde. Der Schwerpunkt liegt jetzt nicht mehr auf dem Abriss stillgelegter Anlagen, sondern in der Wasserwirtschaft. Acht von 135 geplanten Seen haben im Vorjahr ihren endgültigen Wasserstand erreicht.

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Von Tilo Berger

Berlin/Braunsbedra. Das trockene Frühjahr fordert seinen Tribut. Ursprünglich sollte schon im Mai das erste Wasser aus der Neiße in den künftigen Berzdorfer See bei Görlitz fließen. Doch der Pegel im früheren Braunkohletagebau steht nicht hoch genug. Noch kann der Ponton nicht schwimmen, auf dem die von der Neiße kommende Rohrleitung liegen soll. Im September könnte es soweit sein, rechnet Mahmut Kuyumcu. Er leitet die Geschäftsführung der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). Das bundeseigene Unternehmen plant und koordiniert die Sanierung des vom DDR-Braunkohlebergbau hinterlassenen Erbes in der Lausitz und im Leipziger Revier.

Das hieß in den letzten Jahren vor allem, stillgelegte Brikettfabriken abzureißen, ausgediente Bagger zu verschrotten oder nicht mehr benötigte Gleise abzubauen. Diese Arbeiten sind mittlerweile zu fast 90 Prozent erledigt. Seit vergangenem Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Wasserwirtschaft, der letzten Etappe der Sanierung. Insgesamt 135 Tagebau-Restlöcher in beiden Revieren werden zu Seen. Darunter befinden sich 50 größere Gewässer, zum Beispiel der künftige Geiseltalsee bei Braunsbedra in Sachsen-Anhalt. Seit gestern wird Wasser aus der Saale in den früheren Tagebau Mücheln geleitet, der in rund sieben Jahren das größte künstliche Gewässer Deutschlands sein soll.

Die Böschungen rund um die 135 künftigen Seen ergeben aneinandergereiht die Strecke von Berlin bis Paris. Diese Böschungen müssen die Sanierer verdichten und stabilisieren, weil der lockere Sand sonst zu Rutschungen neigt. Rund vier Fünftel dieser Arbeiten sind abgeschlossen. Zum Beispiel am Tagebau Olbersdorf bei Zittau, der im vergangenen Jahr seinen endgültigen Wasserstand erreichte. Der Großteil der Seen schafft das zwischen 2010 und 2015. In beiden Revieren läuft die Flutung etwa im gleichen Tempo ab. „Das ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen“, sagt LMBV-Chef Kuyumcu. Sowohl in der Lausitz als auch im Großraum Leipzig wollen Kommunen und Zweckverbände die Seenlandschaften vor allem touristisch nutzen.

Sie kommen auch als Besitzer der Seen in Frage. Die LMBV will die Gewässer verkaufen, vorzugsweise an die Bundesländer, und auf diese Weise einen Teil der zur Sanierung eingesetzten Steuergelder wieder hereinholen. In der Lausitz betrifft das zwölf größere Seen oder Seenverbände von bis zu je 1 000 Hektar. Bislang wurden aber erst etwa 300 Hektar an Städte, Gemeinden oder private Nutzer verkauft.

In Lausitzer Bergbauseen flossen im letzten Jahr insgesamt 180 Millionen Kubikmeter Wasser, etwa 50 Prozent mehr als 2001. Die Flutungszentrale Lausitz in Brieske bei Senftenberg kann vom Computer aus Wehre öffnen oder schließen und damit steuern, wann wie viel Wasser in welches Restloch fließt. Eine Hochwasserkatastrophe wie im August 2002 würde allerdings auch die Zentrale überfordern. Damals suchten sich innerhalb weniger Tage fast hundert Millionen Kubikmeter Wasser aus der Mulde einen Weg in die Restlöcher bei Bitterfeld.