Von Gesine Schröter
Für Bürgermeister Bruno Scholze ist ganz klar: Der Besuch aus Dresden wird mit Oberlausitzer Klecks- und Käsekuchen empfangen. Wenn Staatssekretär Michael Wilhelm der Gemeinde Leutersdorf schon so gute Nachrichten überbringt, „soll er sie auch von der besten Seite kennenlernen.“ Der Grund für Scholzes gute Laune an diesem grauen Tag: Sein Besuch aus dem Innenministerium hat einen Förderbescheid für den Abriss einer weiteren Industriebrache im Gepäck. Mit den bewilligten Geldern wird die alte Schmiedehalle des ehemaligen Metallwarenwerks vom Leutersdorfer Gewerbegebiet verschwinden. Insgesamt wird der Abriss der Ruine 185 000 Euro kosten, von denen nun offiziell 80 Prozent, also 123 000 Euro, durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gedeckt werden.
„Jetzt können wir die Rückbaumaßnahme ausschreiben“, freut sich Scholze. Das werde insgesamt acht Wochen dauern. Die danach beauftragte Firma könne dann im Mai mit dem Abriss beginnen, blickt der Bürgermeister in die Zukunft. Bis Ende Juni solle die Maßnahme abgeschlossen sein. Neben dem Abbruch der Halle werden der Schutt entsorgt und die Fläche entsiegelt, außerdem werden die Fundamente entfernt. An einigen Stellen muss auch in die Tiefe gegangen werden, um die Böden von eventuellen Ölresten zu befreien. Erst dann wird das Areal begrünt und „dem ökologischen Kreislauf wieder zugeführt“, wie es in einer Medieninformation des Innenministeriums heißt. Das Wiesengrundstück wird den Blick auf ein Herrenhaus freigeben, das bei den Ortsbewohnern als „Leutersdorfer Schloss“ bekannt ist. Es befindet sich im Besitz einer Familie und wird derzeit saniert.
Gemeinsam mit Bürgermeister Scholze freut sich auch der Staatssekretär selber darüber, dass die Ruine an der Geschwister-Scholl-Straße nun abgerissen werden kann. „Es ist einer der letzten städtebaulichen Missstände, der hier in Leutersdorf behoben wird. Außerdem trägt die Maßnahme erheblich zur Verbesserung der Umwelt bei“, fasst Michael Wilhelm noch einmal die Vorteile des Rückbaus zusammen.
Mit dem Abriss der Halle geht allerdings auch eine jahrzehntelange Industriegeschichte zu Ende. Das Metallwerk Leutersdorf hat das Gebäude um 1950 errichtet, um Schraubenschlüssel zu produzieren. Nach der Wende noch einmal neu gegründet, war das Werk bald insolvent. Für einige Zeit fanden sich noch einzelne Mieter, seitdem ist es dem Verfall geweiht.
André Werder kann die Schmiedehalle aus seinem rundum verglasten Büro genau sehen. „Es ist wichtig, dass mit dem Abriss unser Ortsbild noch schöner und attraktiver für Gewerbetreibende wird“, sagt der Geschäftsführer vom hier angesiedelten Vorzeigeunternehmen Werder Überdachungen.
Die Besichtigung seines Betriebes ist der zweite große Programmpunkt von Wilhelms Besuch. Der ist begeistert, von Werder und der Gemeinde Leutersdorf insgesamt. „Natürlich überbringe ich solche Botschaften immer am liebsten“, sagt er und beginnt zu lachen: „Und falls in Zukunft noch einmal ein Förderbescheid zu vergeben ist, komme ich gern vorbei.“