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Adventssingen mit dem Chor des Sorbischen Gymnasiums

Beim Konzert in der Michaeliskirche genießt dasPublikum anspruchsvollste Chorliteratur.

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Von Crista Vogel

Glockengeläut begrüßt die Besucher des Adventskonzertes mit dem Chor des Sorbischen Gymnasiums Bautzen in der Michaeliskirche. Es leuchten der Herrnhuter Stern und die vier Kerzen am Adventskranz. Schwibbögen schmücken die hohen Kirchenfenster. Reichlich 60 festlich gekleidete Jugendliche ziehen ins Gotteshaus, dazu Tanja Donath (Gesang), Gina Hentsch (Klavier) und Leopold Hölzel (Orgel). Sie alle wollen unter Leitung von Domkantor Friedemann Böhme gemeinsam mit dem Publikum den 4. Advent begrüßen.

Ein Adventshymnus nach dem biblischen Propheten Jesaja erklingt. Pfarrer Johannes Mahling findet passende Worte der Meditation zum Konzert auf Sorbisch und Deutsch. Aller Chorgesang erklingt traditionsgemäß in sorbischer Sprache. Latein und Englisch sind ebenfalls dabei. In feiner Erhabenheit schwebt Bruckners Motette „Locus iste a Deo factus est“ zu den Gästen. Freudvoll hingehaucht folgt ein A-cappella-Chorsatz vom Franzosen Maurice Duruflè. Atemlose Stille bewundern die farbenreiche, saubere Chorklangwelt, das dirigentische Können und die Faszination junger Menschen, die anspruchsvollste Chorliteratur singen. Die Bautzener Mezzosopranistin Tanja Donath berührt als Solistin mit Wärme und Innigkeit in „Our Father“ vom Amerikaner Albert Hay Malotte (1895-1964). Mit hohem Anspruch beeindruckt „Wotce nas“ („Vater unser“) von Bjarnat Krawc für Solo, gemischten Chor und Orgel. Leopold Hölzel schickt eine variantenreiche Marienweise von der Orgelempore ins Gotteshaus. Der 1997 verstorbene Jan Paul Nagel hinterließ sie.

Volksverbunden romantisch

K.A. Kocors volksverbunden romantisch verpacktes Marienlied mit den zarten Soli von Teresa und Gisela ist Seelenbalsam. Liebenswerte Ausstrahlung und Hingabe zieren das Lied von den im Wind spielenden Schneeflocken, wo die jungen Männerstimmen in tiefsten Tiefen schürfen und gefallen.

Die sorbischen Volkslieder wirken Wunder. So auch das von den Chorsolisten Viktoria, Luisa und Gabriel gesungene lyrische „Bratriko, stan a so zwoblekaj“ – ein Kleinod zarter Schönheit. Da darf Mendelssohn Bartholdys Klangfülle nicht fehlen. Aus seinem Oratorium-Fragment „Christus“ singt der Chor auf Sorbisch „Jacobs Stern geht auf“ mit der bekannten Choral-Verarbeitung „Wie schön leuchtet der Morgenstern“. Ein gemeinsames Kirchenlied und Günter Schwarzes „Gottes Engel soll dich schützen, leiten und segnen“, ein Glanzlicht in sorbischer Sprache, beenden das erlesene Adventskonzert des Chores des Sorbischen Gymnasiums, dessen Wurzeln in der 1949 gegründeten 1. Sorbischen Kulturbrigade zu finden sind.