SZ +
Merken

Ärger im Bobertal

Kormorane drohen den Fischbestand zu vernichten. Die Angler sind sauer.

Teilen
Folgen

Von Klaus-Peter Längert

Die Mitglieder des Anglerverbandes im niederschlesischen Wlen (Lähn) haben ein Heer von Feinden. Mehr als 400gefräßige Kormorane – so viele Tiere zählt inzwischen die Vogelkolonie – halten sich seit Monaten an den mühselig ergänzten Fischbeständen im Gebirgsfluss Bober schadlos. Die Bestände seien ernsthaft gefährdet, befürchten die Angler.

Pro Monat würden die gefiederten Räuber etwa sechs Tonnen Edelfische wie Forellen und Äschen aus dem Fluss holen. Wenn dem Treiben der Vögel nicht Einhalt geboten werde, dann müsste das Angelrevier als solches wohl aufgegeben werden, beschrieb die Regionalzeitung „Gazeta Wroclawska“ jüngst den Ärger.

Die Petrijünger, die in den letzten vier Jahren an die 250000 Zloty, umgerechnet mehr als 50000 Euro, aus Mitgliedsbeiträgen für die Auffrischung der stark dezimierten Bestände aufgebracht hatten, fühlen sich um die Früchte ihrer Arbeit betrogen. „Wir haben eine Million Fische in den Fluss gesetzt. Soll das jetzt umsonst gewesen sein?“, fragt der Chef des Anglerverbands, Jozef Goszycki. Und er fordert von den Behörden ein schnelles und energisches Vorgehen.

Bei der Umweltbehörde hat er die Genehmigung für den Abschuss von 150 Kormoranen beantragt. Der Forderung steht allerdings die nicht minder zu bewertende Tatsache entgegen, dass Kormorane europaweit unter Naturschutz stehen und nur in Ausnahmefällen der Vogelbestand auf diese Art drastisch reduziert werden darf.

Der Ornithologe Prof. Ludwik Tomialojc aus Wroclaw (Breslau) plädiert in diesem Zusammenhang dafür, durch die Begrenzung der Legegebiete oder die Zerstörung der Brutnester das europaweite Anwachsen der Kormoranpopulation einzuschränken.

Eine Entscheidung für die Angler am Bober ist noch nicht gefallen. Und die Kormorane fressen derweil munter weiter.