Von Regine Schlesinger
Am letzten Donnerstag ist es wieder passiert. Auf dem Heideweg in Dippoldiswalde wurden an zwei Müllplätzen die vollen Restmülltonnen stehen gelassen, trotz des offiziellen Abholtermins an diesem Tag. Erst am Montag verschwand der Müll. Bis dahin hatte er sich aber stark vermehrt. Wer nimmt schon seinen Müll wieder mit in die Wohnung, wenn er sich einmal auf den Weg zur Tonne gemacht hat? Weil nichts mehr in die Behälter passte, lagen die Müllbeuten obendrauf oder daneben – kein schöner Anblick.
Müllvolumen genau berechnet
Ein Zustand, der nicht sein müsste und über den sich Falk Kühn-Meisegeier, der Geschäftsführer der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde, ärgert. Die Genossenschaft besitzt Wohnungen am Heideweg. Zuständig für die pünktliche Entsorgung ist in der Weißeritzregion die Firma Becker Umweltdienste GmbH. Sie löste im Oktober vorigen Jahres die Firma Alba ab.
Kühn-Meisegeier hat kein Verständnis dafür, dass auch ein halbes Jahr nach dem Entsorgerwechsel die Müllentsorgung noch nicht richtig klappt. „Wir haben das Müllvolumen unserer Mitglieder so berechnet, dass wir bis zu nächsten Leerung kommen“, sagt er. Wenn die aber ausbleibt, geht die Rechnung nicht mehr auf.
Er hat sich deshalb schon mehrfach sowohl an die Entsorgungsfirma als auch an den Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal gewandt. Der erhoffte Erfolg blieb aber aus, bedauert er.
Die Wohnungsgenossenschaft hat Sammelanlagen für die Entsorgung eingerichtet. Drei befinden sich im Neubaugebiet an der Rabenauer Straße, je zwei an der Goethe- und Talsperrenstraße sowie am Heideweg. Sie liegen nicht direkt im Blickfeld der Mieter, sondern etwas abseits. „Es will ja auch keiner direkt auf den Müllplatz sehen“, sagt der Geschäftsführer.
Damit trotzdem nicht jeder, der Müll kostenlos loswerden will, ihn in die Tonnen der Genossenschaftwohnungen kippt, sind diese Anlagen verschlossen. „Becker-Entsorgung hat von uns aber ausreichend Schlüssel für die Sammelplätze bekommen“, versichert Falk Kühn-Meisegeier. Das wird so sein, trotzdem liegt für Holger Rösel, den zuständigen Niederlassungsleiter der Firma Becker, ein wichtiger Grund für die nicht geleerten Tonnen gerade in der Schlüsselwirtschaft. Es komme mit Sicherheit auch mal vor, dass ein Standplatz übersehen wird, räumt er ein.
Türen ausgehoben
Aber gravierender sei das Problem mit den Schlüsseln. Das Gebiet, das von der Firma betreut wird, ist groß. „Und jeder hat die Idee mit den Schlüsseln für die Müllfahrer“, sagt Rösel. Sobald aber mal ein bestimmter Fahrer nicht da ist oder eine andere Tour fährt, stehe der nächste ohne Schlüssel da. Was dann passiert, weiß Falk Kühn-Meisegeier nur zu gut. Entweder das Müllauto fährt unverrichteter Dinge wieder davon, wie das vermutlich letzten Donnerstag am Heideweg passiert ist, oder die Tür zur Müllanlage wird kurzerhand ausgehoben, wie mehrfach auf der Talsperrenstraße beobachtet. „Wir müssen die Schäden dann beheben.“
Rösel, erst seit zwei Monaten im Amt, würde die Schlüsselwirtschaft am liebsten beenden. Er habe die Mitarbeiter angewiesen, keine Schlüssel mehr anzunehmen. „Aber es lässt sich eben immer mal wieder jemand breitschlagen“, sagt er.
Dicke Schlüsselbunde
Ihm ist aber auch klar, dass offen zugängliche Müllstandorte rasch die Mülltouristen anziehen, die gerne mal einen kompletten Kofferraum voller Abfälle in fremde Tonnen entsorgt, wie er selber beobachtet hat. So eine richtige Lösung für das Dilemma kann er daher auch anbieten. Zahlenschlösser statt der Schlüssel könnten ein möglicher Weg sein. Immerhin müsste dann kein Müllfahrer mehr dicke Schlüsselbunde mit sich herumschleppen. Aber die Zahlenkombination bleibe auf Dauer sicher nur begrenzt geheim, vermutet der Becker-Mitarbeiter.
Er will aber auf alle Fälle das Gespräch mit der Dippoldiswalder Wohnungsgenossenschaft suchen, in der Hoffnung, gemeinsam einen Weg zu finden, wie überquellende Tonnen und vollgemüllte Standplätze künftig zu verhindern sind. Holger Rösel hat da auch schon eine Idee, wie der aussehen könnte. Dazu müsste sich allerdings jemand finden, der bereit ist, zu den Abholterminen früh den Müllplatz aufzuschließen und ihn wieder zu versperren, wenn die Tonnen geleert.