Von Roland Böhm, Stuttgart
Auf Manfred Rommel lassen die Stuttgarter nichts kommen. Viele verehren ihren vor gut einem halben Jahr gestorbenen Alt-OB vor allem als Wächter der Toleranz. Keine Frage, dass man wie geplant einen Flughafen nach ihm benennen könnte. Das Pikante ist jedoch Manfred Rommels Vater: Generalfeldmarschall Erwin Rommel (1891-1944), der wegen seines Einsatzes während des Afrika-Feldzugs als „Wüstenfuchs“ bekannt und zum wichtigen Bestandteil der Nazi-Kriegspropaganda wurde.
An welchen Rommel mag ein Amerikaner oder Japaner denken, wenn sein Flieger in Stuttgart landet? An den NS-Offizier – oder an seinen Sohn? Ein „Geschmäckle“ hat der Name für Auswärtige schon. Ein Bauchgrimmen lässt sich nicht wegdiskutieren. Aus Leserbriefen in Zeitungen werden Aussagen zitiert wie: „Ich schäme mich in Grund und Boden, wenn ich das nächste Mal Freunde in Israel besuche und an meinem Koffer das Namensschild Rommel baumelt.“
Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, gab es zwischenzeitig sogar die Überlegungen, Deutschlands sechstgrößten Airport den gestelzten Namen „Oberbürgermeister-Rommel-Flughafen“ zu geben. Andere wollten auf „Theodor-Heuss-Flughafen“ umschwenken. Am 15. Juli entscheidet der Aufsichtsrat des Flughafens über den Namen.
Im besonderen Stuttgart-Fall war es am Ende der Grüne Fritz Kuhn, Manfred Rommels Nach-Nachfolger als Oberbürgermeister, der mit Einverständnis der Familie Rommel eine überwältigende politische Mehrheit für den Titel Manfred-Rommel-Flughafen organisierte. Auch ein Beleg dafür, wie allumfassend die Verehrung des CDU-Politikers ist, der zu Zeiten des RAF-Terrors bundesweit bekannt wurde. Nach dem Selbstmord mehrerer Terroristen im Gefängnis Stammheim 1977 ließ er diese in Stuttgart bestatten. „Mit dem Tod muss die Feindschaft enden“ – dieses Rommel-Zitat ging um die Welt.
Dem gegenüber steht sein Vater, der „Wüstenfuchs“, den die Nazis für seine Taten als Oberbefehlshaber beim „Afrika-Feldzug“ überhöhten. Rommel war für die Propaganda der Nazis wie geschaffen. Porträts des ehrgeizigen, kühnen, eigenwilligen und listigen Feldherrn zierten unzählige Postkarten und Poster. Vorzugsweise in Baden-Württemberg sind eine ganze Reihe Straßen und auch Kasernen in Deutschland nach dem NS-Offizier benannt, den die Nazis nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 in den Suizid trieben. (dpa)